Fiverr ist ein Online-Marktplatz für Freelancer, auf dem digitale Güter und Dienstleistungen vertrieben werden- Das IPO ging im Juni 2019 über die Bühne. Fiverr selbst wurde 2010 gegründet und hat seinen Unternehmenssitz in Tel Aviv. Das Produktangebot umfasst z.B. das Erstellen von Unternehmenslogos, Websiteerstellung, Marketingmanagement, Programmierungen jeglicher Art und vielem mehr. MCAP: 7,1 Mrd. $ bei ca. 186 Mio.$ Umsatz 2020
Fiverr ist bereits seit 2010 am Markt und konnte sich zu einem der etabliertesten Anbieter für Freelancer Leistungen hocharbeiten. Man vollzog dabei einen klaren Wandel. Von dem Anbieter von 5$-Dienstleistungen entwickelte man sich zunehmend Richtung dem Anbieter für Freelancer-Dienstleistungen und immer mehr Richtung Premium-Segment. Im Jahr 2011 leitete man diesen Wandel ein, indem die Dienstleistungen auch mehr als 5$ kosten durften.
Fiverr arbeitet mit einem Fixpreissystem. Dieses sorgt für eine bessere Vergleichbarkeit der Preise und bieten so dem Kunden einen klaren Vorteil. Er muss nicht mehr stundenlang suchen und viele Anfragen stellen für seinen Auftrag. Diese Transparenz sorgt dafür, dass die Preise gesenkt werden und Fiverr langfristig eine größere Take-Rate einverleiben kann.
Die Handhabung für die Freelancer ist auf der Plattform sehr einfach gestaltet. Anbieter geben an, welche Dienstleistungen sie anbieten und warten anschließend auf die Aufträge, die dann automatisiert reinflattern. Zudem hat sich auch die Nutzerexperience der Nachfrager stark erhöht, nachdem man länderspezifische Websites aufgebaut hat. In Deutschland, Spanien und Portugal/Brasilien ging man dies Jahr mit einer solchen Website an den Start. Die Ausweitungen der Plattformmodule erhöht auch zusätzlich die zukünftigen Umsatzerlöse.
Dieses Jahr führte man Fiverr Pro ein. Dabei erhalten die besten 1% der Freelancer eine spezielle Auszeichnung, welche sie von anderen abgrenzt und es ihnen somit ermöglicht höhere Preise zu erzielen. Für Fiverr erhöht sich dadurch die durchschnittliche Transaktionsgröße und man ist in das Premiumsegment endgültig vorgedrungen. Fiverr hat über 10 Jahre Daten gesammelt und die Plattform mit Hilfe von maschinellem Lernen verbessert. Zusätzlich wurden weit über 60 Mio. Transaktionen abgewickelt. Die immer größer werdende Bekanntheit und das stark zunehmende Wachstum der Plattform führt dazu, dass der Netzwerkeffekt greift. Zufriedene Kunden und Freelancer empfehlen die Plattform weiter, was zu einem hohen organischen Wachstum führt. Kleinere Wettbewerber können in Zukunft nicht mehr mithalten und werden vom Markt verschwinden oder übernommen.
Wenn man sich vorstellt, dass ein Großteil der Freelancer-Dienstleistungen noch offline angeboten wird bzw. über keine feste Plattform, dann kann man sich ausmalen, wie groß der TAM noch werden wird. Allein der TAM in den USA ist für Fiverr ungefähr 100 Mrd. $ groß. Dazu kommt natürlich noch der Rest der Welt. Zusätzlich wird die Plattform auch mit neuen Tools erweitert. Künstliche Intelligenz und eine riesige Datenbank im Hintergrund der Plattform sorgen dafür, dass z.B. die Erstellung eines Logodesigns größtenteils automatisiert ablaufen kann (aber nicht muss). Hierfür hat Fiverr den „Fiverr logo maker“ ins Leben gerufen. Dabei kann man unkompliziert seinen Unternehmensnamen, seine Branche und noch ein paar Key-Wörter eingeben, damit anschließend automatisiert Designvorschläge von bereits erstellten Designs angezeigt werden. Wenn einem ein Design gefällt, so kann man anschließend mit dem Designer in Kontakt treten und es noch an die Individuellen Wünsche anpassen lassen. Damit trifft man den entsprechenden individuellen Geschmack des Kunden direkt, ohne dass er eventuell durch die Vorschläge des Designers enttäuscht wird. Dies ist ein zusätzliches Angebot auf der Plattform, welches die Möglichkeiten und die Userexperience natürlich erhöht.
Des Weiteren wurden im Q3 über 30 neue Kategorien in die Plattform integriert und im September kam es zum Launch von Fiverr Business. Dadurch startet man einen direkten Angriff auf Upwork. Man bietet dabei momentan ein erstes kostenloses Testjahr an. Damit sollen viele Unternehmen auf die Plattform wechseln und die Produktfunktionen verbessert werden. Unilever ist unter anderem auf der Plattform vertreten: Yael Brandt ist Managerin für Kundenentwicklung bei Unilever. Sie hat ein Fiverr Business-Konto mit 5 Teammitgliedern eingerichtet, um Dienstleistungen in den Bereichen animiertes Video, Logodesign, Präsentationsdesign, virtueller Zoom-Hintergrund und Videobearbeitung zu bestellen. "Die engen Fristen, unter denen wir alle gelitten haben, gehören der Vergangenheit an. Wir können ein Präsentationsdesign-Briefing spät in der Nacht teilen und haben am Morgen eine vollständig gestaltete, hochwertige Präsentation fertig, und der Preis ist mehr als nur bequem.“
Wie verdient Fiverr sein Geld?
Fiverr erhält eine Provision, welche prozentual von dem Auftragswert berechnet wird (Take-Rate). Diese beträgt durchschnittlich aktuell 27%.
Finanzkennzahlen Q3 20 VS Q3 19
Revenue/Umsatz:+88% auf 52,3 Mio. $
Wie?
Starkes Wachtum der aktiven Käufer und der Ausgaben pro Käufer. Außerdem wurde die Durchschnitsprovision pro Auftrag von 26,6% auf 27% erhöht. Active buyers/Anzahl der aktiven Käufer (mind. 1 Kauf in den letzten 12 Monaten):+37% auf 3,1 Mio.
Wie? Organisches Wachstum deutlich größer als anorganisches. Starkes organisches Wachstum durch Mund-zu-Mund-Propaganda, Marken-Traffic und Viralität in sozialen Medien sowie Influencer-Kanälen. Außerdem veranstaltete man Community-Events und führte das Microgrant-Programm ein. Des Weiteren sehr gute Erfolge bei Google-Marketing im anorganischen Bereich. Spend per Buyer/ Ausgaben pro Käufer: +20% auf 195$ - 57% der Käufer geben mehr als 500$ aus
Wie?
Hohe Markentreue und Kundenzufriedenheit der Nutzer. Gross Profit (Bruttogewinn) und Gross Margin (Bruttomarge):+98% auf 43,6 Mio. $ und Steigerung der Bruttomarge von 79% auf 83,4%
Wie?
Durch steigende Umsatzerlöse. Operating Expenses/ betriebliche Aufwendungen:Reduzierung von 96,5% des Umsatzes auf nur noch 76,4% des Umsatzes
Wie? „Die Verbesserung des operativen Leverage repräsentiert eine höhere Effizienz als Ergebnis der zunehmenden Skalierung und einer disziplinierten Finanzstrategie, die dazu führte, dass wir eine bereinigte EBITDA-Profitabilität erreichten, die deutlich über unseren früheren Erwartungen lag
Expenses of Research and Development/ Kosten für Forschung und Entwicklung:Reduzierung von 29,1% des Umsatzes auf 19,5% des Umsatzes
„Wir investieren weiterhin in die Verbesserung der Nutzererfahrung mit Initiativen wie Promoted Gigs, internationale Expansion, mobiles Web und mobile App sowie Erweiterung der Kategorien.“ Sales and Marketing Expenses/ Vertriebs- und Marketingkosten: Reduzierung von 52,1% des Umsatzes auf 46,4% des Umsatzes
„Wir haben in diesem Quartal weiterhin erhebliche Vertriebs- und Marketingvorteile erzielt, die durch die zunehmende Skalierung, die Diversifizierung der Vertriebskanäle und die anhaltend starke Umsetzung erzielt wurden. Dies zeigt unsere Fähigkeit auf, die Marketingeffizienz in Richtung unseres langfristigen Zielmodells zu steigern.“
General and Administrative (G&A) expenses/ allgemeine Verwaltungskosten:Reduzierung von 15,4% des Umsatzes auf 10,4% des Umsatzes
„Der verbesserte G&A-Leverage wurde in erster Linie durch die gestiegene Umsatzgröße erzielt.“ Net Loss and Adjusted EBITDA/ Nettoverlust und bereinigtes EBITDA:Der Nettoverlust ist von 8,4 Mio. $ auf 0,5 Mio. $ gefallen und das bereinigte EBITDA verbesserte sich von -4,4 Mio.$ auf +4,2 Mio. $. Die bereinigte EBITDA-Marge konnte somit von -15,6% auf +8% deutlich verbessert werden.
Wie?
„Die verbesserte EBITDA-Marge wurde durch eine höhere Umsatzskala und eine verbesserte Hebelwirkung bei den Betriebskosten erzielt.“ Take Rate/ durchschnittliche Provision pro Auftrag:Verbesserung auf 27% im Vergleich zum Vorjahr (26,6%)
Wie? „Der Anstieg unserer Take-Rate wurde durch das anhaltende Wachstum von Back-Office-Software-Abonnements, E-Learning-Kursen und Content-Marketing-Abonnements getrieben.“
Risiken:
- Abnehmen der Take Rate, da sehr hoch im Branchenvergleich (besonders bei Großaufträgen)
- Umsatz steigt zu langsam
- große Player wollen auch in den Markt eindringen
- Nachfrage nach Corona ebbt stark ab
- Große Kursvolatilität und große Shortselleraktivitäten
- Größeres Rückschlagpotenzial durch sehr hohe Erwartungen und sehr hohe Bewertung
Fazit:
Die durch Covid-19 um 2-3 Jahre hervorgerufene Beschleunigung der Digitalisierung hat dafür gesorgt, dass die Marktdurchdringung des Marketplaces sich rapide beschleunigt hat. Fiverr profitiert von einem der wichtigsten Trends der Coronavirus-Periode - dem Wechsel zur Heimarbeit. Und dieser Wechsel hat extrem zugenommen. Alleine in den USA ist die "gig economy" in diesem Jahr schon 300 Mrd. $ groß. Dieser wird in den USA alleine bis 2023 auf 455 Mrd. $ anwachsen. Ein gigantischer Wachstumsmarkt, in dem Fiverr exzellent positioniert ist. Wenn Fiverr dauerhaft die führende Plattform für Freelancer-Dienstleistungen wird, dann ist das Potenzial nicht ausmalbar und selbst die aktuell auf den ersten Blick stark überbewertete Bewertung ein Schnäppchen. Das Unternehmen hat sich zudem durch mehrere Kapitalerhöhungen frisches Kapital in die Kassen gespült, um die aktuelle Marktsituation zu nutzen und das Wachstum zu beschleunigen. Es ist sehr merkwürdig das es lange Zeit keine wirkliche führende Plattform für Freelancer gab. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Zusammenführung von Freelancern und Käufern sehr komplex scheint. Das Wachstum und da insbesondere die Expansion in neue Länder läuft bei Fiverr gerade auf Hochtouren. Man nutzt die momentan überragende Kapitalrücklage des Unternehmens, um genau zum richtigen Zeitpunkt das Wachstum der Plattform stark auszudehnen. Die Zahl der Leute, welche momentan von zu Hause Arbeiten und somit im Homeoffice sind ist explodiert. Selbst die großen Unternehmen sind ins Umdenken gekommen und sehen diesen Trend als nachhaltig an. Des Weiteren wurden viele Leute, besonders in den USA entlassen und suchen nun nach Möglichkeiten Ihre Dienstleistungen anzubieten. Die angebotenen Dienstleistungen auf der Plattform von Fiverr steigen auch stark an und vergrößern damit das Produktportfolio des Unternehmens stetig. Das Unternehmen ist zu 100% digital und bietet keine physischen Güter an. Die Plattform ist dadurch extrem skalierbar, die Kosten nehmen mit steigenden Umsatzerlösen ab, die Gewinne zu. Der total adressierbare Markt für Fiverr ist größer als 100 Mrd. $. Die Expansion schreitet stark voran. Ich freue mich auf die nächsten Jahre.
|