Die Aussage der Analysten hat prinzipiell keine Substanz. Es wird im Grunde nur versucht, soviele Leser/potentielle Aktionäre wie möglich zu erreichen, um durch eine gezielte Aussage eine Kettenreaktion im Verhalten der Anleger auszulösen. Als Anleger sollte man sich immer bewußt sein, dass es eine Vielzahl von einfachen und effektiven Manipulationsmöglichkeiten in unsere vernetzten Zeit gibt, deren Effizienz man sich nicht im entferntesten vorstellen kann.
Es gibt einen Psychologenklassiker "Gewinnt, soviel ihr könnt". Dabei treten vier Gruppen gegeneinander an. Es gibt nur zwei farbige Karten. Eine davon muß man nach einer Beratung mit der Gruppe hochhalten. Dazu gibt es ein sehr einfaches Regelwerk mit Farbkombinationen für Verlust und Gewinn. Es ist interessant zu sehen, wie der Spielleiter über mehrere Runden die Spieler manipuliert, so dass alle versuchen gegeneinander anzutreten, anstatt gemeinsam das gerecht verteilte Maximum herauszuholen.
In der ersten Runde ist alles neutral. In der zweiten Runde wird spekuliert, was die anderen nun wählen werden. In der 4. Runde fordert der Spielleiter die Gruppen auf, einen Sprecher zu wählen. Die Sprecher reden in einem anderen Raum miteinander, um evtl. einen gemeinsamen Erfolgsplan zu erarbeiten. Wieder in den Gruppen zurückgekehrt, verschärft der Spielleiter plötzlich die Bedingungen: "Die nächste Runde werden Gewinn und Verlust verdreifacht".
In diesem Moment halten sich nicht alle mehr an die Vereinbarung, denn nun sind die Karten erstaunlicherweise neu gemischt. Auf einmal bestimmen Unsicherheit, Risiko und Gier die Entscheidung. Wenn man die Gegenfarbe wählt, könnte man einen hohen Gewinn herausholen, aber auch verlieren, wenn sich zwei weitere nicht an die Vereinbarung halten.
Es ist wirklich faszinierend, wie drastisch sich die Stimmung danach verändert. In diesem Moment ist alles außer Kontrolle. Nun versucht der Verlierer seinen Verlust wiederzuholen. Notfalls durch Täuschung. Das Vertrauen ist grundsätzlich zerstört. Alle kämpfen noch aggressiver gegeneinander mit dem Effekt, dass es am Ende einen Verlierer geben wird ("Dein Geld ist nicht weg, nur woanders!"). Am Ende verstehen auch alle, was man hätte von Anfang an machen müssen: gemeinsam eine Farbe heben, dadurch +1 EURO für alle, egal was passiert. Denn so hätten am Ende alle gewonnen. Aber da ist es schon zu spät, denn selbst durch eine neue Vereinbarung, gibt es keine Chance auf eine gerechte Verteilung mehr. In unserem Fall gab es noch eine letzte Beratungsrunde der Sprecher. Aber eine Gruppe nahm nicht mehr daran teil, weil es für sie sinnlos erschien.
Also holte jeder noch das raus, was machbar ist und akzeptiert am Ende den möglichen Totalverlust. |