Maik mochte diesen Geruch von Haferbrei, der ihm entgegenwehte, als er die Tür öffnete. So roch Zuhause. Man konnte viel über Ulrike sagen. Aber ihr Haferbrei war großartig. Seine Frau eilte ihm entgegen, in diesem marokkanischen Familienzelt, das sie Morgenmantel nannte und das ihre üppige Silhouette noch betonte. Sie fiel ihm um den Hals.
"Ich bin so froh, dass es dich gibt", schluchzte sie. Maik hätte gern etwas Gleichwertiges erwidert. Aber er log ohnehin schon genug. Ulrikes plötzlicher Gefühlsausbruch rührte ihn dennoch. Die letzten Jahre hatte sie im Wesentlichen damit zugebracht, ihm nachzuweisen, dass er ein schlechter Mensch sei.
Ob jede Ehe so verlief? Erst ein kurzer Moment großer schöner Emotionen, dann Heirat, Kinder und schließlich eine sehr lange Weile voll gruseliger Gefühle. Ulrike und er lieferten sich seit Jahren einen permanenten Wettbewerb, wer gründlicher, klüger, verantwortungsvoller sei, wen die Kinder mehr liebten, wer besser erzog, wer fleißiger, wer also der bessere Mensch war.
Nadelstiche, kleine Hiebe, Triumphe
Jeder Dialog war gespickt mit Nadelstichen, kleinen Hieben oder triumphalen Beweisführungen. Am Ende ging es immer nur um einen Machtkampf, der keinen Anfang hatte, kein Ende außer dem Tod und außer einer Zementierung des Stillstands nichts brachte.
Genauso musste es in Verdun gewesen sein, als sich viele tausend Männer jahrelang eingebuddelt und beschossen hatten, ohne auch nur einen Millimeter voranzukommen. Hätten sich deutsche und französische Soldaten gleich am ersten Tag darauf verständigt, gemeinsam in die Bretagne zu fahren, auszuspannen, Fisch zu essen und eiskalten Entre-deux-mer zu trinken, um schließlich nach zwei, drei Jahren wieder in die alten Stellungen zurückzukrabbeln, wäre die Weltgeschichte nicht wesentlich anders verlaufen. Aber ein paar Männer hätten garantiert mehr Spaß am Leben gehabt. Deserteure sind keine Feiglinge, sondern die wahren Helden, dachte Maik, und der Stellungskrieg ist ein Fluch. Auf dem Schlachtfeld wie in der Ehe.
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