Freitag, 10.11.2000, 17:42 Fondsmanager Förtsch erwirkt Einstweilige Verfügung gegen 'Bild' HAMBURG/KULMBACH (dpa-AFX) - Die "Bild"-Zeitung darf nicht mehr behaupten, der Fondsmanager und Herausgeber der Zeitschrift "Der Aktionär", Bernd Förtsch, sei "in einen Riesen-Börsen-Betrug" verwickelt und stehe "im Fadenkreuz der Strafverfolgungsbehörden". Wie Förtsch am Freitag in Kulmbach mitteilte, erwirkte er beim Landgericht Hamburg eine entsprechende Einstweilige Verfügung. Bei Zuwiderhandlung droht "Bild" demnach ein Ordnungsgeld von bis zu einer halben Million Mark. Förtsch sagte, er habe den wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Insider-Gesetz ermittelnden Behörden nicht nur sofort freien Zugang zu allen Akten ermöglicht, sondern auf eigene Initiative hin das direkte Gespräch gesucht. Ein Sprecher Förtsch' sagte der Nachrichtenagentur AFP, sein Unternehmen erwarte in der nächsten Woche eine Einstellung des Verfahrens. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hatte Ende Oktober Haftbefehle gegen Förtsch' stellvertretenden Chefredakteur Sascha O. und einen Finanzdienstleister erwirkt. Es bestehe der Verdacht, daß der Journalist und der Finanzdienstleister Aktien gezielt als heiße Tipps empfohlen hätten, um den Kurs bestimmter Papiere in die Höhe zu treiben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun, ob die Beschuldigten Absprachen mit Aktien-Anlegern über die Aufteilung der illegalen Gewinne getroffen haben. Nach ersten Ermittlungen sollten die Anleger 50 Prozent des Profits bekommen, die andere Hälfte wollten die beiden Beschuldigten unter sich aufteilen. Sascha O. war unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt worden, der Finanzdienstleister befand sich noch in Untersuchungshaft. Nach Angaben des Bundesamtes für Wertpapierhandel (BAWe) war es das erste Mal, dass bei Insidergeschäften in Deutschland Haftbefehle verhängt wurden. Daraus könne jedoch keineswegs auf die Größe des Falles geschlossen werden, hieß es. Das BAWe arbeitet der Staatsanwaltschaft zu und war auch bei den Durchsuchungen beteiligt. Der Staatsanwaltschaft zufolge räumten die beiden Beschuldigten die Vorwürfe im Wesentlichen ein. Zunächst galt als unklar, ob Förtsch in den Fall verwickelt ist. Auch die Höhe des mutmaßlichen Schadens vermochte die Anklagebehörde vorige Woche noch nicht abzuschätzen./evw/pin/FP/mr
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