Espírito Santo beschäftigt das Parlament 19.9.2014, 21:13 Uhr Merken Drucken E-Mail
ter. Lissabon ⋅ Im portugiesischen Parlament soll ein Untersuchungsausschuss den Bankrott des Banco Espírito Santo (BES) und der ehemals mächtigen Gruppe, zu der das Geldinstitut gehörte, unter die Lupe nehmen. Am Freitag billigten alle Parteien einen entsprechenden Antrag der Kommunisten, der eine recht umfassende Untersuchung vorsieht. Zu beleuchten wären die Leitung der Bank und der Gruppe ebenso wie die Anfang August erfolgte Aufteilung der Bank in den «guten» Novo Banco und den «schlechten» BES und nicht zuletzt die Rolle von Politik und Bankenaufsicht. Unterschiedliche Prioritäten
In einer kurzen Debatte vor der Abstimmung wurde indessen klar, dass sich die Parteien für sehr unterschiedliche Aspekte des Falls interessieren. Für die oppositionellen Sozialisten stellt sich in erster Linie die Frage, ab wann die bürgerliche Regierung, die Zentralbank und die externe Troika von den Problemen der Gruppe Espírito Santo wussten und was diese Institutionen zur Eindämmung der Gefahren getan haben. Allerdings könnten die Sozialisten im Glashaus sitzen, weil sie bis im Jahr 2011 regiert haben und die Untersuchung bis 2008 zurückreichen soll. Die Oppositionsparteien links der Sozialisten sehen ihrerseits Indizien für eine Verflechtung von Wirtschaft und Politik.
Rätselraten um Rücktritt
Eine gewisse Neugier herrscht im Land allgemein auch über die Gründe für den jüngsten Rücktritt von Vítor Bento, der im Juli als Exekutivchef beim BES angetreten war und bis vor einigen Tagen den Novo Banco geführt hatte, und den Abgang zweier weiterer Manager. Zur Begründung erklärten die drei Spitzenkräfte, dass sich ihr anfängliches Mandat signifikant verändert habe ( NZZ, 15. 9. 14 ). Sie waren mit einem längerfristigen Projekt für die Entwicklung der Bank angetreten, doch dieses erschien später nicht mehr kompatibel mit den Plänen von Regierung und Zentralbank. Diese wünschen sich einen möglichst raschen Verkauf des mit Staatsgeldern gestützten Instituts, das inzwischen einem Abwicklungsfonds gehört.
Im Raum steht natürlich die Frage, ob es für die Rücktritte weitere Gründe gab und ob Novo Banco nicht vielleicht noch «Leichen im Keller» hat. |