www.wiwo.de/finanzen/systemisches-risiko-406925/ Finanzvorstand Jürgen Meisch "Systemisches Risiko"29.08.2009 Der Finanzvorstand der Gothaer Versicherungen Jürgen Meisch über die Risiken aus der engen Verquickung der Assekuranzen mit der Bankenbranche. WirtschaftsWoche: Herr Meisch, wozu brauchen Anleger zur Vorsorge heute noch eine Lebensversicherung? Jürgen Meisch: Die Lebensversicherung ist weiter attraktiv, zumindest für den durchschnittlichen Anleger. Der junge, aggressive Anleger, der meint, unbedingt Aktien besitzen zu müssen, und 35 oder 40 Jahre Zeit hat, kann natürlich auch etwas anderes machen. Wir haben dafür auch andere Angebote. Aber als Basisvorsorge ist die Lebensversicherung nach wie vor sehr gut. Langweilig, aber sehr gut. So langweilig nicht: Die Branche hat zwei Drittel ihres Festzins-Kapitals bei Banken investiert, teils in unbesicherten Schuldscheinen. Alles, was man an Banken gibt, ist unbesichert. Das ist in der Krise so klar geworden wie nie. Der sogenannte Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken war nach der Insolvenz von Lehman Brothers schon am Ende. Zur Rettung dieser in Deutschland sehr kleinen Bank musste sich der Sicherungsfonds damals Geld leihen. Insofern sollte man auf die Aussage „Schuldscheine sind besichert durch den Sicherungsfonds“ wenig geben. Pfandbriefe dagegen sind besichert, mit Immobilien und anderem. Die Gothaer hatte 2008 knapp neun Prozent des Kapitals in unbesicherte Bank-Schuldscheine investiert. Senken Sie den Anteil weiter? Wir kaufen seit Jahren keine neuen Schuldscheindarlehen dazu. Die Zinsen sind hier niedriger als bei Anleihen derselben Bank. Aber anders als bei Anleihen müssen Versicherer bei Schuldscheinen im Fall eines Kursverlusts in der Bilanz nichts abschreiben. Das ist der Hauptgrund, warum Versicherer seit Jahrzehnten in großem Maße diese Papiere kaufen. Ich habe da eine andere Meinung: Es lohnt nicht, bei gleichem Risiko teils erheblich niedrigere Zinsen in Kauf zu nehmen, nur um in der Bilanz temporär besser auszusehen. Findet diese Meinung andernorts Gehör? Derzeit höre ich wenig. Aber wenn die Öffentlichkeit den Unterschied zwischen Schuldscheinen und Anleihen versteht, haben Schuldscheine keine Chance mehr. Das ist nur Kosmetik. Falls zum Beispiel die Zinsen stark steigen und alte Anleihen und Schuldscheine mit niedrigeren Zinszahlungen stark an Wert verlieren, dann belügt ein Versicherer sich und seine Kunden, wenn er den Schuldschein weiterhin zum alten Wert bilanziert. Mit den stillen Reserven Ihrer Branche ist es demnach nicht weit her. Sie können derzeit von außen nicht beurteilen, ob stille Lasten dauerhafte Verluste sind, zum Beispiel mit Aktien, oder ob nur eine Anleihe vorübergehend an Wert verliert, aber am Ende zu 100 Prozent zurückgezahlt wird. Wie entwickeln sich die stillen Lasten? Die stillen Lasten sind im laufenden Jahr um ein Drittel bis um die Hälfte gesunken. Wir haben immer stille Lasten gehabt, aber eben nur aus Anleihen. Das ist Teil unserer Anlagepolitik. Welche Risiken sind das? Aktien schwanken sehr stark und sind für Versicherer schwierig, angesichts der Auflagen und der Belastungstests der Finanzaufsicht. Das geht nur in geringem Umfang. Deswegen müssen wir in Unternehmensanleihen oder Immobilien investieren — in alles, was feste Erträge produziert. Falls eine schwere Krise der Autoindustrie käme, würde eines Tages vielleicht jeder sagen: Wie konntet ihr nur Daimler und BMW kaufen? Im Nachhinein ist man immer schlauer. Entscheidend ist, die Risiken zu streuen. Ich darf nicht sagen: Ich verzichte ganz auf Bankenwerte und lege nur in Industrieanleihen an. Diesen Artikel habe ich gekürzt. Oben steht der Link der euch zum vollständigen Artikel führt. Ich hoffe das euch dieses Beispiel gezeigt hat wie Versicherer arbeiten. Gruß Marlboromann |