Satzball für travel24.com? Marc Maslaton, Vorstandschef von travel24, war aufgeräumter Stimmung. Auf dem Tennisplatz von boerse.ARD.de abgefangen, meinte er: "Man wird bald mehr von uns hören." Warum der Kurs heute schon kräftig stieg. Wer nach dem Grund für die heutigen Kurssprünge der travel24.com-Aktie suchte – zeitweise stieg das Papier weit über 20 Prozent - fand ihn in einschlägigen Internet-Foren. Dort war ausrissweise abgedruckt, was die SdK – die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger – seinen Abonnenten als Analysestück zugestellt hatte: "Fazit: Durch den Einstieg des neuen Investors ist die bisher wacklige travel24.com AG gerettet. Mit Bekanntgabe des Investors und des Übernahmeangebots rechnen wir in Kürze. Dann düften deutlich höhere Kurse möglich sein."
Was auf den ersten Blick klang, wie eine Pusher-Meldung irgendeines Börsenbriefs aus Hintertupfingen, ist nach boerse.ARD.de-Recherchen ernst gemeint. Verfasser Cristoph Oefele war als Sprecher der SdK auf der Hauptversammlung (3. August) von travel24.com. Auf dieser wurde ein Kapitalschnitt mit einer Mehrheit von 99,99 Prozent genehmigt und der Vorstand zur Ausgabe von Genussrechten ermächtigt. Oefele: "Der SdK-Text gibt meine Sicht der Dinge wieder, die mir dort zuteil wurde. Ich gehe natürlich davon aus, dass das stimmt, was Herr Maslaton gesagt hat." Wer ist der Investor? Die Sicht der Dinge des Herrn Oefele – veröffentlicht in der Hintergrundinformation "SdK exclusiv" - ist wörtlich wiedergegeben folgende: "Erfreulicherweise sei es travel24.com gelungen, eine Wandelanleihe im Volumen von 3,6 Millionen Euro zu platzieren, wobei die Altaktionäre von ihrem Bezugsrecht nur im Umfang von 30.000 Euro Gebrauch gemacht hätten", so dass ein 'bekanntes Unternehmen' den Großteil der Anleihe gezeichnet habe... Der neue Investor hält nach Wandlung dann etwa 46 Prozent des Grundkapitals der travel24.com AG, wird aber Maslaton zufolge seinen Anteil über die Börse auf über 50 Prozent aufstocken."
Was das bedeutet? Laut SdK bzw. Oefele, der sich wiederum auf Maslaton beruft, dürfen die freien Aktionäre sich nun auf ein Übernahmeangebot freuen, dass kurz bevorsteht. Außerdem sollen die kurzfristigen Liquiditätsprobleme der Gesellschaft überstanden sein. Nachgefragt bei Marc Maslaton hört man diesen quasi durchs Telefon lächeln, während im Hintergrund die Tennisbälle fliegen: "Ich werde dem nicht widersprechen, aber auch nichts bestätigen. Warten Sie es ab, bis wir eine offizielle Mitteillung herausgeben."
Fazit: Obwohl es tatsächlich positive Signale für travel24.com gibt, ist das letzte Wort über die Tragfähigkeit eines "Sanierungsmodells" mit Sicherheit noch nicht gesprochen. Vor diesem Hintergrund bleibt die Lobeshymne der Sdk für das angeschlagene Unternehmen zumindest rätselhaft: Auf ein Anlagerisiko wird in der Analyse der SdK nicht ausdrücklich hingewiesen. Ein Fragezeichen hinter der letztendlich kurstreibenden Überschrift "travel 24.com AG gerettet" sucht man vergebens. |