eigentlich kein Mensch Angst, dass Griechenland am Wochenende in die ungeordnete Insolvenz rutschen könnte?
Ich bin wirklich sehr gespannt, wie die Verhandlungen über einen freiwilligen Schuldenschnitt ausgehen.
Spieltheorethisch betrachtet, liegt bei diesen Verhandlungen, ein typisches Gefangenendilemma vor:
Hier mal ein Link zum Verständnis dieses Models:
http://www.scienceblogs.de/zoonpolitikon/2008/04/...ngenendilemma.php
Hier gibt es 2 Handlungsalternativen:
1. Beteiligung am freiwilligen Schuldenschnitt 2. Keine Beteiligung
Nun stellt sich die Frage, ob individuell eine dominate Strategie existiert?
Dann lasst uns die Sache mal genauer betrachten.
1. Möglichkeit: es beteiligen sich ausreichen Private Gläubiger
Folge: Ein ungeordneter Staatsbankrott würde vorerst verhindert, und individuell müssten Abschreibungen in Höhe von ca 60-70% hingenommen werden, ohne dass eine Absicherung durch CDS greifen würde (vermutlich)
Individuell beste Strategie:
Wenn sich ausreichend private Institute beteiligen, ist es für das einzelne Institut schlauer, sich nicht zu beteiligen: Staatsbankrott kann vermieden werden , und trotzdem blieben dem Institut seine Rechte aus ihren Forderungen gegenüber Griechenland erhalten. Auch die Absicherung über CDS bliebe weiterhin für den Fall der Fälle erhalten.
2. Möglichkeit: es beteiligen sich nicht ausreichend Leute
Folge: Es käme zu einem ungeordneten Staatsbankrott Griechenlands, und die CDS würden ausgelöst (wobei es unsicher ist, ob manche Emitten dieser Papiere dann nicht selber zahlungsunfähig würden)
Individuell beste Strategie: Wenn sich ohnehin zu wenige Institute beteiligen, macht es individuell betrachtet keinen Sinn, einem freiwilligen Schuldenschnitt zuzustimmen. Der ungeordnete Staatsbankrott könnte dadurch ja nicht vermieden werden, und zusätzlich müssten 60 -70% Abschreibungen vorgenommen werden, wobei aufgrund der Freiwilligkeit gleichzeitig der Schutz durch CDS verlustig ginge. Auch in diesem Fall wäre es also individuell die beste Strategie, dem freiwilligen Schuldenschnitt nicht zuzustimmen.
Ergo: Egal, wie es kommt, individuell betrachtet, ist es immer die bessere Variante, sich nicht zu beteiligen. Dies ist somit die dominante Strategie.
Wenn nun allerdings alle die individuell beste Stratetgie wählen, führt dies in diesem Fall allerdings gesamtwirtschaftlich zum schlechtesten Ergebnis, nämlich der ungeordneten Insolvenz.
Das ist das Gefangenendilemma, das ich hier sehe!
Klassischer Weise kann man nur durch die Möglichkeit, im Vorfelde verbindliche und durchsetzbare Verträge zu schließen, vermeiden, dass die individuell beste Strategie ergriffen wird, die, wenn sie aber alle ergreifen, eben zum schlechtesten Ergebnis führt.
Nur wie könnten solche Verträge in diesem Falle aussehen? Wie kann jemand vertraglich verpflichtet werden, etwas freiwillig zu tun, ohne dass das Element der Freiwilligkeit gerade durch diese Verpflichtung entfiele?
Eine sehr interessante Situation, bei der ich sehr gespannt bin, wie sie ausgeht. |