Händler zittern vor "Hindenburg"-Orakel
25.07.2012, 15:26 Uhr
36 Menschen sterben im Mai 1937 bei der Katastrophe von Lakehurst in der "Hindenburg" (Quelle: dpa) Anfang der Woche war es so weit: Es wurden mehr Aktien mit fallenden Kursen gehandelt als mit steigenden, während der gleitende durchschnittliche Kursverlauf gleichzeitig anzog. Einige Anleger sind sich daher sicher, dass ein Blutbad unmittelbar bevorsteht.
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Das Hindenburg-Omen schwebt über der Börse
Was hatte Krake Paul den Deutschen erst Freud und dann Leid bereitet, als er bei der Weltmeisterschaft 2010 alle Ergebnisse der deutschen Spiele richtig orakelte. Und erst das schielende Opossum Heidi, das ganz Amerika mit der Vorhersage der Oscar-Gewinner verzückte.
Was Paul und Heidi für Film und Fußball sind, ist das "Hindenburg"-Omen für die Börse - im Gegensatz zu den Tierchen verheißt es jedoch nichts Gutes.
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Wie bei den Crashes 1987 und 2008
Am Montag tauchte es wieder auf, und Aktienhändler zittern. Denn zeichnet sich das Omen an den Kapitalmärkten ab, ist der Crash meist nicht weit - so die Theorie, die sich aus Beobachtungen bei vergangenen Crashs nährt.
So war es 1987, als am Schwarzen Montag der US-Leitindex um 23 Prozent einbrach. Und so geschah es im Sommer 2008, als Aktien um bis zu 50 Prozent abstürzten.
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Neue Tiefs bei steigendem Markt
Das Omen ist etwas für Liebhaber technischer Indikatoren. Die Grundidee: Auseinanderdriftende Kursentwicklungen weisen auf eine bevorstehende Schwäche am Aktienmarkt hin. Senden eine Reihe von Indikatoren bestimmte Signale in diese Richtung, wird ein Crash wahrscheinlich.
Das war Anfang der Woche der Fall: Der sogenannte McClellan-Oszillator, der die Veränderung der gestiegenen und gefallenen Werte eines Marktes misst, war negativ. Der gleitende Zehn-Wochen-Durchschnitt an der Wall Street war hingegen positiv. Der Anteil der Aktien im 52-Wochen-Hoch beziehungsweise -Tief übertraf jeweils 2,2 Prozent. Und: Die Zahl der Aktien im Jahreshoch war nicht doppelt so groß wie jene im Tief.
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12 Monate
Börsianer schlagen Alarm
Das hat auch Robert Rethfeld, Herausgeber des Börsenbriefs "Wellenreiter", beobachtet. Er untersucht das Omen nach eigenen Angaben seit 1965. Das Prognosemodell selbst geht zurück auf Jim Miekka, seines Zeichens Mathematiker und Börsenbriefschreiber. Er benannte es nach dem Zeppelin "Hindenburg", der 1937 beim Landeanflug nahe New York in Flammen aufging.
Für die zitternden Börsianer gibt es allerdings noch Hoffnung: Bedingung für einen Kurssturz ist, dass sich das Omen in den nächsten 36 Tagen wiederholt. Erst dann kann man mit 24-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der US-Aktienmarkt in den Folgemonaten crasht.
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Erst die Bestätigung bringt den Crash
Das hatten vor ein paar Jahren die auf Charttechnik spezialisierten Anlageberater von Main Line Investors errechnet. Eine furchterregende 50-zu-50-Chance bietet demnach die Prognose, dass der Aktienmarkt zumindest um acht Prozent sinkt.
Anhänger des "Hindenburg"-Omens glauben fest an dessen Vorhersagen. Sicher, es gab auch schon mal Fehlsignale, zuletzt im Dezember 2010. "Das ergab sich aufgrund der exorbitanten Stärke der an der NYSE notierten Anleihefonds", verteidigt Rethfeld das Omen - und schickt die Verzerrungen durch die starken Fonds als Erklärung sicherheitshalber hinterher, sollte das Orakel diesmal wieder nicht richtigliegen.
Nicht, dass es diesem bald so ergeht wie Opossum Heidi, das bei der Oscar-Wertung "Bester Film" danebenlag - und das man wenig später "altersbedingt" einschläferte.
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