Börsen-Zeitung: Solarworld und Solon mit Sonnenstich[21.09.2005 - 02:37]Weiter Seite 1/4 Frankfurt (ots) - Es ist wie ein letzter, verschämter Gruß derBanker an die rot-grüne Regierung. Die Koalition in dieser Form istGeschichte, und gerade jetzt, da sich die Vorkämpfer für alternativeEnergien in Berlin neu sortieren müssen, rollt an der Börse dieSolarwelle. Mit Solarwatt, Sunline, Ersol und Q-Cells haben gleichvier Unternehmen den Gang aufs Parkett angekündigt. Der Ölpreishaussiert, und parallel dazu notieren Solarworld und Solon aufHöchstständen. Die einst kaum beachtete Solarworld-Aktie hat sich inden vergangenen 52 Wochen glatt versechsfacht und drückt heute miteinem Marktgewicht von 1,5 Mrd. Euro selbst dem TecDax ihren Stempelauf. Die Goldgräberstimmung am Solarmarkt erinnert an die Boomzeiten der Windenergie. Repower, Nordex, Windwelt, P&T Technologies, Umweltkontor - ja doch, da war mal was. Tatsächlich allerdings entpuppten sich die meisten Windparks schon bald nach der Platzierung als Luftschlösser. Mit einem Wertverlust von 65% gehört Repower noch zu den Outperformern in dieser Gruppe; die kleine Umweltkontor ist längst Geschichte.
Würden die Banken angesichts der sonnigen Zeiten bei ihren Bewertungen von IPO-Kandidaten auf dem Boden bleiben, könnte man eine solches Horrorszenario bei Solaraktien jedenfalls ausschließen. Stabile Cash-flows, profitable Unternehmen, keine steuerinduzierten Investitionen, kaum Gewährleistungsrisiken und der viel größere Absatzmarkt bilden eigentlich einen genügend großen Puffer nach unten. Eigentlich, denn wie es den Anschein hat, haben die Banken den Bodenkontakt verloren. Sowohl bei Q-Cells als auch bei Ersol wird selbstredend die teure Solarworld als relevantes Vergleichsunternehmen genannt. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25, das muss schon sein. Und in die überbordenden Überschussprojektionen fließen wie selbstverständlich Rohertragsmargen von 75% ein. Ganz so, als ob sich die in der Wertschöpfungskette vorgelagerten Silizium-Hersteller - die in dieser Industrie derzeit über das tatsächlich knappe Gut verfügen - diese Monopolgewinne dauerhaft entgehen lassen würden. Und die ahnungslosen Institutionellen werden ganz elegant im Zuge der "entkoppelten Preisfindung" gleich mit eingespannt. Kaum verziehen sich über dem IPO-Markt die Wolken, leiden einige schon wieder an Sonnenstich.
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