Fed und Ölpreis reißen US-Börsen ins Minus Die New Yorker Börsen haben am Mittwoch deutlich im Minus geschlossen. Grund waren neben dem neuerlichen Rekord beim Ölpreis auch die Äußerungen der US-Notenbank Fed, die ihre Wachstumsprognose deutlich senkte und Inflationssorgen nährte. Einige sehen bereits das Schreckgespenst der Stagflation am Horizont. Zu den größten Verlierern gehörten Fluggesellschaften und Industriekonzerne.
HB NEW YORK. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,8 Prozent tiefer bei 12 601 Punkten. Im Handelsverlauf hatte er sich zwischen 12 573 und 12 862 Punkten bewegt. Der breiter gefasste S&P-500-Index verlor 1,6 Prozent auf 1390 Zähler. Der Technologie-Index Nasdaq gab um 1,8 Prozent auf 2448 Punkte nach. Der deutsche Leitindex Dax hatte den Handel zuvor 1,1 Prozent tiefer bei 7040 Zählern beendet.
Die Federal Reserve (Fed) schraubte ihre » Wachstumsprognose für 2008 auf 0,3 bis 1,2 Prozent zurück. Zugleich äußerte sie sich besorgt über die Gefahren einer anhaltend hohen Inflation und eines deutlichen Anstiegs der Arbeitslosigkeit. Im am Mittwoch veröffentlichten Protokoll ihrer jüngsten Sitzung Ende April signalisierte die Fed deshalb ein vorläufiges Ende ihrer Zinssenkungspolitik.
Viele Händler äußerten sich zudem besorgt über den neuen Rekordpreis von mehr als 133 Dollar je Barrel US-Leichtöl. Anlass für den jüngsten Höhenflug war ein unerwarteter Rückgang der US-Vorratsbestände. "Der Markt ist dabei zu entscheiden, dass teureres Öl von irgendeinem Punkt an die Konjunktur belastet", sagte der Präsident von Delta Global Advisors, Chip Hanlon. "Angesichts der Tatsache, dass sich Inflation langsam durch die Wirtschaft fortplanzt, hat der Markt mit dieser Sorge recht."
Die Verluste von Industriekonzernen belasteten die großen Indizes: Im Dow traf dies vor allem auf die Boeing-Aktie zu, die 4,6 Prozent auf 81,19 Dollar verlor. Im S&P gab das Papier von General Electric 2,3 Prozent auf 30,99 Dollar nach. Auch Einzelhandels-, Bau- und Finanztitel gehörten zu den Verlierern.
Besonders kräftige Kursabschläge gab es bei den Luftfahrtkonzernen, die zusätzlich von einer Rating-Herabstufung für die US-Branche gedrückt wurden. Boeing-Chef Jim McNerney warnte darüber hinaus, die Gewinne der Anbieter würden durch den hohen Ölpreis geschmälert. Die Aktie von Continental Airlines büßte gut 13 Prozent ein, die des American-Airlines-Mutterkonzerns AMR mehr als 24 Prozent. American hatte zuvor ein massives Sparprogramm angekündigt.
Der Kurs des Moody's-Papiers brach um 15,9 Prozent ein, nachdem es in einem Bericht geheißen hatte, die Ratingagentur habe einigen komplexen Schuldpapieren möglicherweise fälschlich Höchstnoten gegeben.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,39 Mrd. Aktien den Besitzer. 910 Werte legten zu, 2208 gaben nach und 96 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,18 Mrd. Aktien 878 im Plus, 1991 im Minus und 141 unverändert. An den US-Kreditmärkten fielen die zehnjährigen Staatsanleihen um 10/32 auf 100-15/32. Sie rentierten mit 3,818 Prozent. Die 30-jährigen Bonds sanken 8/32 auf 97-5/32 und hatten eine Rendite von 4,550 Prozent.
Das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes ist angesichts der Rekordpreise bei Öl und Lebensmitteln so schwach wie seit Anfang der 80er Jahre nicht mehr. Der entsprechende Index von Reuters und der Universität Michigan gab nach vorläufigen Berechnungen vom Freitag im Mai auf 59,5 Punkte von 62,6 Zählern im Vormonat nach. Volkswirte hatten mit einem Rückgang auf 62,0 Punkte gerechnet. Die Zahl der Befragten, welche die Wirtschaft bereits in einer Rezession sähen, sei so hoch wie nie zuvor, teilten die Umfrageexperten mit.
Zugleich stiegen die Inflationserwartungen auf den höchsten Stand seit Februar 1982. Im Schnitt gehen die Befragten auf Jahressicht von Preissteigerungen um 5,2 Prozent aus. Der Bericht weckt damit Befürchtungen, dass die größte Volkswirtschaft der Welt in eine Periode der Stagflation abrutscht, die durch eine schwache Wirtschaft bei gleichzeitig hoher Teuerung charakterisiert ist. Zuletzt hatten die USA Anfang der 80er Jahre eine derartigen Schwächephase erlebt.
Der von Anlegern und Volkswirten stark beachtete Index gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das die Stimmung und das Kaufverhalten der US-Verbraucher im Voraus anzeigt. Die Konsumausgaben machen rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA aus. Positive Nachrichten kamen dagegen vom Wohnimmobilienmarkt. Hier waren die Wohnbaubeginne im April überraschend gestiegen, zudem legte die Zahl der Baugenehmigungen zu. Quelle: Handelsblatt.com  ----------- LG Pantani |