http://www.ostsee-zeitung.de/vorpommern/...;param=news&id=3381430 Stimmt das... Rügener laufen Sturm gegen Windräder Bei der Rambiner Gemeindevertretersitzung demonstrierten Anwohner gegen neue Windkraftanlagen. Der Grund: Die geplanten 186 Meter großen Riesenmühlen schaden der Gesundheit. Rambin (OZ) - „So viele engagierte Bürger hätten wir gerne öfter“, kommentierte Rambins Bürgermeister Christian Thiede die Situation bei der jüngsten Gemeindevertretersitzung im Vereinsgebäude des SV Rambin 61. Wer zu spät kam, musste sich einen Stuhl holen oder stehen. Insgesamt zählt die Gemeinde 1045 Einwohner, 90 davon wohnen in Götemitz. Die meisten von ihnen waren gekommen, um ihren Unmut über die Pläne für die Erneuerung der Windkraftanlagen auszudrücken. Der Grund: Die Götemitzer haben Angst und finden, sie seien zu spät über das „Repowering der Windkraftanlagen“ informiert worden. Die Wellen schlugen hoch, die Moderation des Bürgergesprächs war eine schwierige Aufgabe für Bürgermeister Thiede, dem ein aufgebrachter Bürger sogar „undemokratisches Verhalten“ vorwarf und für seine Abwahl plädierte. Seit den 90er Jahren stehen in Götemitz fünf Windkraftanlagen. Sie sind 42 bis 75 Meter hoch. „Repowering“ heißt hier: Die fünf alten Mühlen werden durch drei neue, leistungsstärkere Windkraftanlagen ersetzt. Sie sind auf dem neuesten Entwicklungsstand und die kleinste von ihnen ist mit 179 Metern fast drei Mal so hoch wie der größte Vorgänger hoch. Die zwei anderen messen stolze 186 Meter. Das Bauamt in Samtens informierte, dass es Projekte in ähnlicher Größe in Potsdam gebe, nicht allerdings in Mecklenburg-Vorpommern. Allein der Rotordurchmesser sei über 100 Meter groß. Damit die ersten Riesenmühlen der Insel nicht in Götemitz stehen, hat die Ärztin Monika Ehlers eine Sonderinitiative gegen die Windräder gestartet. „Wir haben zu spät von dem Vorhaben erfahren. Sonst hätten wir mehr machen können.“ Schon die alten Anlagen seien eine Belastung, sie verursachten einen „unmerklichen“Lärm, der im Infraschallbereich liegt. „Die Frequenz der Betriebsgeräusche ist so tief, dass man sie nicht hören kann, aber man spürt sie körperlich“, erklärte die Ärztin. Diese Geräusche belasten das Hormon- und das Immunsystem erheblich. Ehlers: „Einige Bürger leiden schon jetzt unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen, deshalb müssen wir die neuen Anlagen unbedingt verhindern.“ Dietrich Heyde (76) ist einer der Betroffenen. Der Rentner gab an, dass er nur 350 Meter vom „Götemitzer Windpark“ entfernt wohnt. „Seitdem die Mühlen im Dorf stehen, kann ich kein Fenster mehr aufmachen. Und Schlaf gibt es nur noch im Urlaub.“ Im Gegensatz zu den Erfahrungen der Anwohner hießt es in dem Protokoll, das vor der Abstimmung verlesen wurde: Die Riesenwindmühlen bringen neben ihrer Leistung vor allem eines, mehr Lebensqualität für die Anlieger. Sie verursachten weniger Schatten und weniger Lärm. Glauben wollten die Götemitzer diesen Angaben nicht. Immerhin: Die Gemeindevertreter bestätigten zwar, dass die Riesenwindräder rein rechtlich gebaut werden dürfen, sie räumten aber ein, die Bedenken der besorgten Götemitzer prüfen zu lassen. „Ich kann verstehen, wenn die Bürger emotional schockiert sind. Allein durch die erforderliche Befeuerung, also die Warnlichter, entsteht eine zusätzliche Belastung“, betonte Thiede. „Gemeinsam wollen wir die Mühlen in dieser Form verhindern.“ Ob die Riesenmühlen trotzdem kommen, weiß momentan niemand. Die meisten Götemitzer hoffen nun inständig, dass das „Repowering“ ausbleibt. Wenigstens künftig sollen Riesenbauwerke in Rambin keine Chance mehr haben: Im Flächennutzungsplan der Gemeinde sollen Gebäudehöhen jetzt auf 100 Meter begrenzt werden. |