Immer weiter, immer mehr, immer höher. Das war das Motto der Aktienmärkte in diesem Jahr. Angetrieben durch einen Mega-Hype um das Thema Künstliche Intelligenz wurde die Nvidia-Aktie immer höher getrieben, die Euphorie nahm kein Ende, viele andere Big Tech-Aktien stiegen ebenfalls kräftig an. Wer länger an der Börse dabei ist, hat solche Phänomene immer wieder gesehen, in verschiedenen Ausprägungen. Und dann, wenn auch die letzten Pessimisten ihre Meinung ändern, kommt der Börsencrash. Man sah es jüngst: Quasi der letzte große Pessimist, der Marktstratege Marko Kolanovic bei der größten US-Bank JPMorgan, verließ die Bank – ob freiwillig oder unfreiwillig, ist nicht bekannt. Aber wenn man ständig gegen die Bullenmärkte steht, ist man irgendwann am Ende, wenn die Hausse immer weiter läuft?
Bei bei Analysten und Strategen, so dürfte es auch bei den Anlegern sein? Welcher Hedgefondsmanager kann ständig Shortpositionen eingehen und Geld verbrennen? Und wie will man es gegenüber Anlegern rechtfertigen, in ständig steigenden Märkten nicht dabei zu sein? So sind monatelang wohl immer mehr Anleger (Profis und Privatanleger) auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Vereinfacht gesagt: Wenn irgendwann der Zeitpunkt gekommen ist, wo alle Anleger auf den Bullenzug aufgesprungen sind, fehlen die Anschlusskäufe, und der Börsencrash kann kommen. Auslöser waren letzte Woche die deutlich schlechteren Konjunkturdaten aus den USA. Explizit in den Charts ablesbar waren es die ISM-Daten vom Donnerstag und US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag, die den Börsencrash mit auslösten.
Japan-Crash und KI-ZweifelAber so richtig verstärkt hat diesen Absturz heute der Absturz in Asien, vor allem in Japan. Höhere Zinsen haben dort die Lage zügig verschlechtert, der Nikkei 225 stürzte heute um 13 % ab. Es findet eine Enthebelung des Japan-Carry-Trades durch den Aufwärts-Crash des Yen statt (hier genauer erklärt von Markus Fugmann). Man stelle sich das mal vor, der Dax würde an einem Tag um 13 % abstürzen – er stürzt heute „nur“ um 2,4 % ab. Es kann aber im Tagesverlauf noch viel schlimmer kommen, denn viele der Big Tech-Aktien aus den USA zeigen heute im deutschen Handel dramatische Verluste, und der Nasdaq-Future war vorhin bereits über 4 % im Minus. Nimmt man auch die Verluste seit letzte Woche Donnerstag, kann man sagen: Es ist ein Börsencrash. Nur die Frage ist: Wie groß kann der Absturz noch werden, wie lange dauert er an? Ist es eine kurze, massive Bewegung, ein kurzes reinigendes Gewitter? Oder eine monatelang andauernde Abwärtsbewegung? Das kann im Vorhinein niemand sagen. ...
https://finanzmarktwelt.de/...ollten-die-gierigen-nicht-sehen-318136/ |