Hamburg (ots) -
Der Kurssturz an den Börsen, und insbesondere die Entwicklung am Neuen Markt in Deutschland, hat viele private Anleger nachhaltig verschreckt. Von einer neuen Aktienkultur kann keine Rede mehr sein; Experten wie Laien klagen jetzt nur noch über den Verlust an Vertrauen, mit dem die Börse zu kämpfen hat. Doch wie im Boom wird auch nun im Niedergang maßlos übertrieben.
"Es liegen ja nicht alle Firmen, die am Neuen Markt notiert sind, auf der Intensivstation", sagt Jochen Witte, Chef der Poet Software GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Poet Holdings, Inc., USA.
Poet Software bietet weltweit Katalog-Infrastrukturlösungen für den Online-Handel zwischen Unternehmen an und ist die Nummer Eins im Bereich des Katalogmanagements für elektronische Marktplätze. Große Einkaufsorganisation, führende Hersteller und Wiederverkäufer zählen zu den Kunden.
Poet Holdings ist am Frankfurter Neuen Markt gelistet und hat das Desaster in diesem Börsensegment auf dramatische Weise mitgemacht. Vor drei Jahren kletterte der Kurs der Poet-Aktie bis auf 200 Euro; heute kostet das Papier zwischen 50 und 60 Cent. Das Bemerkenswerte dabei ist: Poet hat immer noch mehr Cash auf den Konten, als das ganze Unternehmen dem Börsenkurs nach wert ist.
"Die Anleger sind misstrauisch geworden", sagt Witte "Sie haben zu viele Unternehmen gesehen, die nur Cash verbrannt haben." Bislang verbrennt auch Poet Cash, von den 42 Millionen Dollar, die der Börsengang 1999 brachte, sind Ende 2002 noch 13 Millionen übrig.
Der Verlust (4,2 Millionen Dollar im dritten Quartal 2002) soll im ersten Quartal 2003 bei einer halben Million Dollar liegen. In der zweiten Jahreshälfte will Poet dann den Breakeven erreichen.
Das Unternehmen hat sich eine drastische Kostensenkung vorgenommen. Noch im ersten Quartal 2001 musste Poet 6,9 Millionen US-Dollar an Kosten verkraften, im letzten Quartal dieses Jahres sollen es knapp 3 Millionen sein, die bis zur Mitte nächsten Jahres auf 2,5 Millionen pro Quartal sinken könnten.
Entscheidend trägt dazu die Ausgründung des Datenbankvertriebs in den USA bei; über Vertriebspartner, die das Geschäft weiter betreiben, partizipiert Poet an den Lizenzerlösen. Der Vertrieb von Datenbankkomponenten ist neben dem Angebot elektronischer Kataloge der zweite wichtige Geschäftszweig des Unternehmens; er ist profitabel. Das entscheidende Umsatzwachstum aber, so Witte, müsse aus dem Geschäft mit Kataloglösungen für den Onlinehandel zwischen Unternehmen kommen. In seriösen Studien wurde das Marktvolumen für Software im Katalogmanagement schon für das Jahr 2000 europaweit mit 20 Millionen US-Dollar errechnet und das Wachstum bis auf ein Volumen von 2 Milliarden US-Dollar geschätzt. Es fehlt nur noch der entscheidende Anstoß.
Das sei wie beim Telefon, meint der Poet-Chef: Wenn immer mehr Leute ein Gerät haben wollen, entsteht eine kritische Masse, die den großen Boom auslöst. "Auch in unserem Geschäft", sagt Witte, "gibt es eines Tages genügend Lieferanten, Marktplätze und Einkaufsorganisationen, so dass eine Eigendynamik entsteht."
ots Originaltext: Poet Holdings. Inc. Im Internet recherchierbar: http://www.presseportal.de |