Das nahezu kalorienfreie und zahnschonende Süßkraut Stevia wird unter anderem auf Plantagen und Paraguay angebaut und könnte schon sehr bald auf dem europäischen Zuckermarkt für einige Unruhe sorgen. Spätestens im kommenden Jahr wird die EU-Kommission Stevia in ganz Europa als Zusatz für Nahrungsmittel zulassen. Anja Krumbe vom deutschen Süßstoffverband sagt: „Daran führt kein Weg mehr vorbei“.

Ursprünglich stammt das Süßkraut Stevia aus Paraguay. Dort wird die laubblättrige Pflanze, die bis zu einem Meter hoch werden kann, schon seit Jahrhunderten verwendet, um Mate-Tee zu süßen. Es gibt nicht wenige Anwender, die der Pflanze sogar heilende Wirkungen nachsagen. An Süße sind die Blätter der Stevia zum Beispiel dem Rohrzucker um das 30fache überlegen. Der Extrakt Steviosid, der aus der Pflanze gewonnen wird, ist sogar 300 Mal süßer.

Nicht nur in Paraguay ist das Süßkraut Stevia beliebt. In Japan ist die Pflanze schon seit den siebziger Jahren als Zusatzstoff für Lebensmittel zugelassen. Selbst Diabetiker können Stevia ohne Bedenken zu sich nehmen. Auch die amerikanische Lebensmittelbehörde hat im Dezember 2008 das Extrakt Rebaudiosid A, das aus dem Steviakraut gewonnen wird, zugelassen. Der amerikanische Stevia-Anbieter GLG Life Tech geht davon aus, dass der Umsatz von mit Stevia gesüßten Waren von 100 Millionen Dollar im vergangen Jahr, auf über 2 Milliarden Dollar in diesem Jahr in die Höhe schnellen wird.

Die Süßstoffe aus Stevia sind zwar billiger als Zucker, aber immer noch teurer als die klassischen Süßstoffe. Falls sich in Europa ein Massenmarkt für die Steviapflanze entwickelt, werden die Preise rasch sinken. Das potentielle Markvolumen für das Kraut aus Paraguay ist auf jeden Fall gewaltig. Der Umsatz auf dem weltweiten Zuckermarkt wird auf 70 Milliarden Dollar geschätzt. Mit Zuckeraustauschstoffen werden weitere 1,5 Milliarden Dollar umgesetzt. Der Chef von Südzucker, Wolfgang Herr, kann allerdings durch Stevia noch keine Angriff auf den Zuckermarkt erkennen: „Wir sehen Stevia als interessantes Substitut für künstliche Süßstoffe.“