Freenets Kampf gegen die Zerschlagung
Freenet am Scheideweg: Das Mobilfunkunternehmen erwartet eine turbulente Hauptversammlung, bei der die gesamte Unternehmensstrategie auf dem Prüfstand steht. Eines hat Freenet-Chef Eckhard Spoerr bereits kategorisch ausgeschlossen.
Spoerr erteilte einer Aufspaltung des Telefonanbieters eine Absage. Freenet habe neben der Deutschen Telekom und Vodafone Group/Arcor als einziger Anbieter am Markt gleichermaßen Erfahrung und Kompetenz in allen drei Bereichen Mobilfunk, Internet und Festnetz, sagte er am Freitag auf der Hauptversammlung in Hamburg. Einige Aktionäre, darunter Drillisch als zweitgrößter Anteilseigner, haben sich für einen Verkauf des Festnetzgeschäfts ausgesprochen. Die erst im März erfolgte Fusion von Mobilcom und Freenet.de zur neuen Freenet AG würde damit wieder umgekehrt.
Spoerr stellte für das laufende Geschäftsjahr weiterhin einen deutlichen Ergebnissprung in Aussicht: Die Planungen für 2007 sehen einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 250 Mio. Euro und einen Gewinn vor Steuern von 160 Mio. Euro vor. Im vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft ein EBITDA von 147 Mio. Euro und einen Vorsteuergewinn von 117 Mio. Euro ausgewiesen. Zu der Steigerung trägt eine Umstellung der Rechnungslegung bei. Die Zahl der DSL-Kunden soll zum Jahresende bei rund 1,4 Millionen liegen, das wäre eine Steigerung um 400.000 Nutzer.
Aktionäre unzufrieden
Spoerr erwartet auf dem Aktionärstreffen eine heftige Kontroverse über die Strategie des Unternehmens, das einige Aktionäre wie Drillisch zerschlagen wissen wollen. In einer Machtdemonstration teilte der Konkurrent aus Maintal am Donnerstag mit, seinen Anteil an Freenet um 2,08 auf 10,08 Prozent aufgestockt zu haben.
Unzufrieden sind mehrere Anteilseigner auch mit der angekündigten Dividende von 50 Cent sowie einer Sonderausschüttung von 5,50 Euro je Aktie. Spoerr will sich damit nach eigener Aussage finanziellen Spielraum für Zukäufe lassen.
Spoerr und der Aufsichtsrat werden sich auch für ein Aktienoptionsprogramm rechtfertigen müssen, das dem Vorstand hohe Einnahmen ermöglicht. Drillisch will unter anderem deshalb eigene Kandidaten im Aufsichtsrat installieren. Unter anderem soll nach Willen des Großaktionärs Aufsichtsratschef Helmut Thoma durch den ehemaligen Geschäftsführer von AOL Deutschland, Charles Fränkl, ersetzt werden. Freenet weist den Vorwurf zurück, der amtierende Aufsichtsrat habe seine Überwachungs- und Kontrollfunktion nicht ausreichend erfüllt.
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