Existiert die CargoLifter AG noch?
Ja, sie existiert noch. Bis zum Abschluss des Insolvenzverfahrens oder der Herauslösung aus dem Insolvenzverfahren unter der korrekten Bezeichnung CargoLifter AG i.I. (in Insolvenz). Die CargoLifter AG i.I. hat nach wie vor einen Aufsichtsrat als Vertreter der Aktionäre und einen von ihm bestellten Vorstand als Führung des Unternehmens.
Sind die Aktien noch handelbar?
Ja! Die Aktien der CargoLifter AG sind nach wie vor unter der WKN 540261 (ISIN: DE0005402614) an der Deutschen Börse notiert und damit handelbar.
Warum hat CargoLifter eine so große Werfthalle gebaut, wenn die Entwicklung des Luftschiffes noch nicht abgeschlossen war?
Zeitpunkt des Hallenbaus: Das Gelände wurde bereits 1998 erworben. Man hat sich vorher intensive Gedanken gemacht, wie so eine Luftschiffwerft für einen CL 160 aussehen sollte. Zu diesem Zeitpunkt galt noch der Terminplan, dass 2000 ein funktionsfähiger Prototyp fliegen sollte. Es war also notwendig, unmittelbar mit dem Bau zu beginnen, wenn man den Zeitplan für den CL 160 einhalten wollte. Als man dann den Zeitplan für den CL 160 revidieren musste, hätte es keinen Sinn mehr gehabt, mittendrin aufzuhören, um später weiterzubauen oder etwa langsamer zu bauen.
Größe der Halle: Auch die Größe der Halle ist unter diesem Aspekt zu sehen. Wenn man den Zeitplan einhalten wollte, hätte man nicht erst eine kleinere Halle bauen können, denn der CL 160 passt nur in diese Halle. Die Maße des CL 160 lassen sich aus seiner vorgesehenen Funktion herleiten, 160 Tonnen Schwerlast zu transportieren, die wiederum durch verschiedenste Marktanalysen als ökonomisch vielversprechend bestätigt war. Hinzu kommt die Tatsache, dass man in der Halle auch unter Realbedingungen Tests, Produktionsvorbereitungen und Prototypenaufbau vornehmen konnte. Hier muss korrekterweise berücksichtigt werden, dass dies größtenteils auch unter anderen räumlichen Bedingungen möglich gewesen wäre. Allerdings schon der CL 75 hätte an keinem anderen Ort der Welt unter Dach in seiner ganzen Pracht „entfaltet“ werden können. Damit wären die für den Bau des CL 160 unabdingbaren Tests am CL 75 nicht möglich gewesen.
Warum hatte die CargoLifter AG eine so komplexe Firmenstruktur?
Die Firmenstruktur, die zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung existierte, hatte ihre guten und berechtigten Gründe. Allerdings hatte sie auch einige Mitschuld an der dann eingetretenen Situation.
Die AG hatte zum Zeitpunkt des Insolvenzeintritts 12 Tochterunternehmen, durchweg GmbHs.
Für diese komplexe Struktur sprachen:
1. Die Tochterfirmen waren alle „Gesellschaften mit beschränkter Haftung“. Das hatte den Vorteil, das Risiko beschränken zu können. Vereinfacht ausgedrückt: Begeht eine dieser Tochterfirmen einen Fehler, ist der Schaden auf das Grundkapital beschränkt (war damals auf mindestens 50.000DM festgelegt).
2. Sie erleichtert die Firmenorganisation in Form von Profit-Centern (ist dafür allerdings nicht zwingend erforderlich). Das sind im betriebswirtschaftlichen Sinne eigenständige Einheiten, die ihre eigenen Gewinne und Verluste erwirtschaften. CargoLifter hat diese Politik immer offen vertreten. So sollte z.B. die CL Development GmbH auch Ingenieurdienstleistungen für externe Unternehmen erbringen und dafür Erträge erwirtschaften. Es war immer vorgesehen, dass der Bau und auch Verkauf von Luftschiffen ein Standbein und der logistische Betrieb ein anderes sein sollte.
3. Es gibt für Firmen, die in der Luftfahrt tätig sind, sehr strenge formale Anforderungen seitens des Gesetzgebers, die sich zudem für Unternehmen, die Flugplätze betreiben, teilweise erheblich unterscheiden von denen, die Luftfahrzeuge warten oder diese bauen. Wenn sich Unternehmen solchen Zertifizierungs- und Lizenzierungsverfahren unterziehen, müssen diese von der kompletten Organisation erfüllt werden. Es ist juristisch und ökonomisch sinnvoll, diese Vorschriften nicht vollständig durch den ganzen Konzern und alle Mitarbeiter erfüllen zu lassen, sondern jeweils nur durch die kleinen Einheiten, die speziell davon betroffen sind. Hinzu kommt hier wiederum der oben beschriebene Effekt der Risikobegrenzung.
Die Nachteile einer solchen Struktur sind:
Die Komplexität steigt und die Transparenz nimmt ab. Plastisch ausgedrückt: Es entstehen „Provinzfürstentümer“, die leichter ihr Süppchen kochen können. Die Unternehmensspitze hat es viel schwerer, den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass alle in die gleiche Richtung marschieren. Das Ganze verursacht natürlich zusätzliche Kosten: Notwendiges (teures) Management, Koordinations- und Transaktionskosten, Controllingaufwand etc.
Das ehemalige Management ist sich durchaus bewusst, dass es die Nachteile und Risiken dieser Struktur unterschätzt hat bzw. nur unzureichende oder falsche Maßnahmen ergriffen hat, diese Nachteile in den Griff zu bekommen.
Wer pflegt das Aktienbuch der AG?
Derzeit der Aufsichtsrat.
Werden die Aktionärsadressen noch gepflegt?
Die Adressdatenpflege der Aktienbesitzer als Service der Deutschen Börse AG wurde vom Insolvenzverwalter Prof. Mönning aus Kostengründen abbestellt. Derzeit pflegt der Aufsichtsrat die Daten der Aktionäre. Da der Datenaustausch nicht mehr automatisch über die Deutsche Börse läuft, besteht die Möglichkeit, dass Veränderungen auf Seiten der Aktionäre nicht an den Aufsichtsrat übermittelt wurden. Sollten sich bei Ihnen seit Mai 2002 Änderungen (Z.B. Umzug) ergeben haben, setzen Sie sich bitte über die Webseite www.cargolifter.info oder postalisch unter der Adresse
CargoLifter AG i.I. Vorstand und Aufsichtsrat c/o BEITEN BURKHARDT Rechtsanwaltsgesellschaft mbH RA Obermann Kurfürstenstraße 72-74 10787 Berlin
mit dem Aufsichtsrat in Verbindung. Nur wenn Ihre Daten korrekt sind, kann die CargoLifter AG i.I. Kontakt mit Ihnen aufnehmen und Sie über wichtige Vorgänge informieren.
Wie handlungsfähig ist die AG?
Der Insolvenzverwalter ist berechtigt, Erklärungen und Verpflichtungen über das Vermögen der Gesellschaft abzugeben – aber eben auch nur darüber. Der Insolvenzverwalter berichtet dem Gläubigerausschuss und erhält von diesem seine Aufträge.
Im sog. „insolvenzfreien Innenraum" gibt es natürlich nach wie vor die Eigentümer, also die Aktionäre, und auch deren Organe, den Aufsichtsrat und den Vorstand. Der Vorstand vertritt auch im Insolvenzverfahren die Interessen der Gesellschaft bzw. nun vor allem die der Aktionäre und kann z.B. den Insolvenzverwalter zur Auskunft über den Stand des Verfahrens, die Höhe der Verbindlichkeiten etc. auffordern. Er kann auch Gespräche mit den Gläubigern, dem Gläubigerausschuss oder auch möglichen Interessenten führen.
Wie setzt sich der Aufsichtsrat zusammen?
Der Aufsichtsrat ist nur noch mit drei Personen besetzt:
Arnd Middelmann - Vorsitzender des Aufsichtsrats Herr Middelmann (69), gelernter Bankkaufmann und lange Jahre in der Versicherungswirtschaft tätig, verfügt über umfangreiche Verhandlungserfahrung und ist politisch aktiv. Er ist langjähriger CargoLifter Aktionär und hat sich in den letzten Monaten, insbes. auch im Rahmen der Treuhandkontoaktion im Herbst 2002, für die Erhaltung der Gesellschaft in hohem Maße engagiert.
Mirko Hörmann Herr Hörmann ist Sprecher der Aktionärsinitiative Zukunft in Brand, die sich seit Juni 2002 für die Interessen der Aktionäre und die Zukunft des Standorts einsetzt und sich parallel zu CargoLifter um Einwerbung von Geldern auf einem Treuhandkonto bemüht hatte.
Dr. Carl von Gablenz Herr Dr. von Gablenz hat das Projekt 1994 mit auf den Weg gebracht und 1996 die Gesellschaft mit gegründet. Er war seit Gründung bis Juni 2002 Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft und seitdem vom Amtsgericht Charlottenburg in Berlin bestelltes Mitglied des Aufsichtsrats.
Wie setzt sich der Gläubigerausschuss zusammen?
Der Gläubigerausschuss setzt sich zusammen aus einem Vertreter der ILB (Investitionsbank des Landes Brandenburg), einem Vertreter des Wirtschaftsministeriums und einem Vertreter der Gewerkschaften als Arbeitnehmervertreter. Nicht vertreten sind die IBM Bank als sonst größter Einzelgläubiger, die Lieferantengläubiger sowie die rund dreitausend Wandelschuldgläubiger.
Wie setzt sich der Vorstand zusammen?
Der Aufsichtsrat hat in seiner konstituierenden Sitzung am 27. Februar 2003 Herrn Dipl.-Volkswirt Hans-Georg Engelken (53) mit sofortiger Wirkung zum Vorstand der Gesellschaft berufen. Herr Engelken hat nach seinem Studium in den USA und Deutschland in mehreren internationalen Konzernen in leitender Position umfangreiche Erfahrungen auch im Umgang mit amerikanischen Unternehmen und internationalen Geschäftspartnern gesammelt. Er ist jetzt erfolgreich als Unternehmensberater tätig und verfügt insbesondere auch über Erfahrung im Bereich Restrukturierung.
Herr Dr. Wolfgang Schneider, seit dem 27. Juni 2002 Vorstandsvorsitzender der CargoLifter AG i.I., hat mit Wirkung vom 31. März 2003 seinen Vertrag als Vorstand der Gesellschaft beendet, da die Freistellung durch die EADS nur für einen begrenzten Zeitraum möglich war.
Wie viele Aktionäre gibt es noch?
Nach Informationen des Aufsichtsrats gibt es aktuell noch rund 68000 Aktionäre mit durchschnittlich hundert bis zweihundert Aktien. Die CargoLifter AG i.I. hat vinkulierte Namensaktien, d.h. die Besitzer der Aktien sind namentlich bekannt und die entsprechenden Daten müssen nach Gesetz im Aktienbuch der AG gepflegt werden.
Quelle: http://www.zukunft-in-brand.de/index.php?id=123&backPID=123
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