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just to let you know - Morphosys' Technologie, nicht schlecht, aber ...
Seite 1 von 1
neuester Beitrag: 24.06.00 16:54
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eröffnet am: | 23.06.00 10:15 von: | bioman | Anzahl Beiträge: | 5 |
neuester Beitrag: | 24.06.00 16:54 von: | cap blaubär | Leser gesamt: | 6176 |
davon Heute: | 1 | |||
bewertet mit 0 Sternen |
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interessant
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witzig
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gut analysiert
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informativ
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Interview mit Dr. Michael Fischer Part
I
- Biotechexperte steht Rede und Antwort
Dr. Michael Fischer ist ausgebildeter Humanmediziner
und war nach Abschluss des Studiums zwei Jahre in der
pharmazeutischen Industrie tätig. 1981 hat er mit zwei
anderen Partnern eine Beratungsagentur gegründet, die
für Pharmafirmen und später für Biotechfirmen gearbeitet
hat. Im Laufe der Jahre nahmen viel große Firmen die
Dienste der Agentur in Anspruch. Zu den Kunden
gehörten Pharma- und Biotechriesen wie Roche, Eli
Lilly& Co, Fujisawa, Amgen usw. Vor drei Jahren wurde
diese Agentur an die amerikanische Interpublic Group
verkauft. Seit acht Jahren leitet Fischer zusätzlich die
Firma Medical Strategy, die sich speziell mit dem
Biotechnologiebereich beschäftigt. Das Unternehmen ist,
neben dem Bereich der Vermögensberatung, seit sechs
Jahren als Herausgeber eines Biotech-Börsenbriefes
(www.medicalstrategy.de) tätig. Im Moment liegt der
Schwerpunkt allerdings auf der Beratung des DG Lux
Lacuna Apo Biotech-Fonds (WKN: 989696). Wir freuen
uns, dass sich Herr Fischer Zeit für unser Interview
genommen hat und werden es aufgrund der Fülle in drei
Teilen einstellen. Part II folgt morgen, Part III am Montag
den 26.06.2000.
wallstreet:online: Biotechnologie - Was ist das? Wie
würden Sie den abstrakten Begriff „Biotechnologie“
definieren, unter dem sich das Gros der Anleger
noch wenig vorstellen kann?
Dr. Fischer: Biotechnologie ist eine relativ junge
Wissenschaft, die eigentlich erst in den letzten 20 Jahren
entstanden ist. Ausgangspunkt ist, dass neue
Forschungsmethoden entwickelt wurden, mit denen es
möglich war, detaillierte Einblicke in Abläufe und
Funktionsweisen des Körpers auf molekularer und
genetischer Ebene zu gewinnen und auf Grund dieser
detaillierten und vorher nicht möglichen Einblicke wurde
dadurch die Basis geschaffen völlig neue Arzneimittel,
respektive völlig neue Behandlungsmöglichkeiten
insbesondere für Erkrankungen, die bislang nicht oder
nur schwer therapierbar waren, zu entwickeln.
wallstreet:online: Viele Menschen äußern des
Öfteren ihr Bedenken zum Einsatz der Gentechnik.
Viele dieser Menschen sind auch Anleger und
kommen durch diese Bedenken in einen
moralischen Konflikt. Welche Argumente können
Sie zur Entkräftung dieser Besorgnis anbringen?
Dr. Fischer: Es gibt drei große Bereiche in denen die
Biotechnologie tätig ist. Der erste ist die Verbesserung
der Gesundheit, dadurch, dass neue Arzneien entwickelt
werden. Der zweite Bereich ist die Einflussnahme auf
Saatgutformen durch gentechnologische Modifikationen.
Das dritte Gebiet ist der direkte Eingriff in das
Erbmaterial des Menschen. In dem ersten Bereich kann
eigentlich niemand konkrete Ängste oder Bedenken
äußern, denn hier geht es tatsächlich nur darum,
Krankheiten heilbar zu machen. Dies ist auch der
Bereich, in den unser Fond ausschließlich investiert.
Investments in den beiden anderen Bereichen werden
von uns nicht getätigt, denn diese sind in gewisser
Hinsicht kontroverser zu diskutieren.
wallstreet:online: Wie werden generell die
Auswirkungen der Biotechnologie auf die Zukunft
sein? Wo liegen die größten Umbrüche?
Dr. Fischer: In der Pharmazie, im Agrobereich und
wahrscheinlich in gewisser Weise auch im
Umweltbereich. Im Vordergrund - von der alltäglichen
Bedeutung als auch für den Einfluss auf die Märkte- steht
aber der Gesundheitsbereich.
wallstreet:online: In welche Branchen würden sie
Unternehmen, die in der Biotechnologie arbeiten,
unterteilen und welche Branche hat ihrer Meinung
nach das größte Wachstumspotenzial?
Dr. Fischer: Man kann hier verschiedene Einteilungen
treffen. Ich würde zum einen die Gruppe der
Genomics-Firmen nennen, die sich mit der Erforschung
des genetischen Codes des Menschen beschäftigen.
Diese Firmen stehen im Moment sehr im Mittelpunkt der
Schlagzeilen. Bei diesen Unternehmen muss man aber
immer ganz klar sehen, dass das, was diese Firmen im
Moment entwickeln, erst einmal Informationen und noch
keine Arzneimittel sind. D.h. hier wird die genetische
Grundlage aufgeklärt, auf deren Basis es dann möglich
ist neue Arzneimittel zu entwickeln. Man sollte sich dabei
auch vergegenwärtigen, dass die Entwicklung eines
Medikamentes ca. 10 Jahre in Anspruch nimmt. So
genannte Genomics-based Arzneimittel wird es also erst
in 10 Jahren geben. Deshalb muss ein Anleger, der
Genomics favorisiert, einen sehr langen Anlagehorizont
einnehmen. Es sei denn er will kurzfristige
Schwankungen ausnutzen. Eine Einschätzung welche
dieser Firmen, die im Genomics-Bereich tätig sind, dann
tatsächlich langfristig die Gewinner sind, ist auf der
heutigen Basis nur schwer möglich. Da gibt es noch viele
Fragen im Hinblick auf Patentierbarkeit, und natürlich
auch: Wer wird tatsächlich Arzneimittel bis zur Marktreife
entwickeln?
Der zweite Bereich beinhaltet Firmen, die sich damit
beschäftigen, Technologien zur Verfügung zu stellen mit
denen es möglich ist neue Arzneimittel schneller und
effizienter zu entwickeln. Diese Firmen beschäftigen sich
damit, wie Strukturen verändert werden können oder wie
die Wirksamkeit von Leitstrukturen im Labor analysiert
werden kann. Diese Unternehmen wollen erfahren, wo
wirksame Substanzen sind und wie man diese weiter
verbessern kann. Man bezeichnet diese Unternehmen
auch als Zulieferer. In diesem Sektor gibt es durchaus
interessante Kandidaten, allerdings sind mit diesen
Firmen langfristig nicht die Kursgewinne möglich, die
man einer Firma zusprechen kann, die Produkte
entwickelt. Im Endeffekt sind es nur Dienstleister und
verkaufen keine Produkte.
Der Hauptbereich sind die Produktentwickler. Darunter
versteht man all die Firmen, deren Schwerpunkt auf der
Entwicklung neuer Arzneimittel liegt. In dieser Gruppe gibt
es unter Anlageaspekten die interessantesten
Kandidaten, die sich auch gut kalkulieren und antizipieren
lassen.
Eine weitere Gruppe sind sogenannte
„Drug-Delivery“-Unternehmen. Deren Fokus liegt bei der
Frage, auf welche Art und Weise ein Arzneimittel in den
Körper eingebracht werden kann bzw. wie man diese
Arzneimittel so gestalten kann, dass sie ihren konkreten
Wirkort im Körper möglichst gut erreichen. Auch hier gibt
es im Moment viele interessante Entwicklungen und viele
mögliche Kaufkandidaten.
Ein Randbereich ist das Gebiet der Medical-Devices.
Darunter versteht man medizintechnische Geräte, die
Einfluss auf biologische Strukturen nehmen. Etabliertes
Beispiel sind Herzschrittmacher, die es seit langer Zeit
gibt. In ähnlicher Weise werden jetzt auch
medizintechnische Geräte zur Einflussnahme auf gewisse
Gehirnfunktionen entwickelt.
wallstreet:online: Unternehmen, die sich mit der
Entschlüsselung von Gendaten beschäftigen,
konnten in den letzten Monaten mit einigen
Nachrichten Aufsehen erregen. Kollaborationen
untereinander und mit staatlichen Organisationen
sind im Moment in der Diskussion. Auch staatliche
Eingriffe zur Veröffentlichung von Genom-Daten
wären möglich. Wie wertvoll können diese Daten
sein oder werden und wie profitabel können die
Unternehmen werden?
Dr. Fischer: Hier kann man viele Ansichten und
Hypothesen äußern. Harte Fakten hat im Moment
niemand an der Hand. Wie oben bereits erwähnt, wird es
in diesem Sektor sicherlich einige große Gewinner
geben, aber wer dies langfristig sein wird, ist etwas
schwierig vorherzusehen.
wallstreet:online: Wie schätzen Sie die derzeitige
Bewertung solcher Unternehmen wie Pe Corp.
Celera Genomics (Nasdaq: CRA) und Human
Genome Sciences Inc. (Nasdaq: HGSI) ein?
Dr. Fischer: Aus meiner Sicht sind diese Unternehmen –
gegenüber dem Potential, das sie bieten- zu teuer. D.h.
aber nicht, dass sie deswegen keine 50 Prozent in den
nächsten 14 Tagen zulegen könnten. Die
Genomics-Aktien bewegen sich außerordentlich irrational
hin und her. Sollte CRA in den nächsten Wochen die
komplette Entschlüsselung bekannt geben und ein paar
amerikanische Publikumszeitschriften nutzen diesen
Anlass für eine Titelstory, dann halten viele Anleger das
für die Goldgruben der Zukunft und kaufen blind.
wallstreet:online: Unternehmen, die sich mit
monoklonalen Antikörpern beschäftigen, waren im
letzten Jahr sehr gefragt bei den Investoren. Was
bringt die Phantasie in diese Werte und wie sehen
Sie die aktuelle Bewertung dieser Unternehmen?
Dr. Fischer: Monoklonale Antikörper sind eine der
interessantesten Substanzklassen, die im Moment in der
Entwicklung sind. Hier entsteht eine Vielzahl von neuen
Produkten. Erste erfolgreiche Präparate, wie
beispielsweise das Synagis von Medimmune (Nasdaq:
MEDI), sind auf dem Markt. Laut Schätzungen werden im
Jahr 2004 monoklonale Antikörper bereits einen Umsatz
von um die 5 Milliarden US-Dollar generieren. Hier
handelt es sich um einen vielversprechenden Bereich,
allerdings sind die Karten bereits ganz gut verteilt.
Fokus ist die Erzeugung vollständiger humaner
monoklonaler Antikörper und dafür haben zwei Firmen
die gesamten grundlegenden Patente zur deren
Herstellung. Dies sind die Firmen Medarex (Nasdaq:
MEDX) und Abgenix Inc (Nasdaq: ABGX). Diese haben
sich auch gegenseitig Rechte für ihre Patente
eingeräumt. Das bedeutet, dass jeder frei im Markt
agieren darf. An diesen Firmen kommen anderen
Pharmaunternehmen, die monoklonale Antikörper
entwickeln wollen, nicht vorbei. Sie müssen Lizenzen
nehmen. Ich bin der Meinung, dass Medarex, das sich in
den letzten Monaten noch zusätzliche weitergehende
Technologien einlizensiert hat, gegenüber Abgenix
inzwischen einen Technologievorsprung besitzt.
Zwei weitere wichtige Unternehmen wären Cambridge
Antibody Technology (WKN: 907 617) in England und
Morphosys (WKN: 663 200) in Deutschland. Diese
Firmen arbeiten mit einer anderen Technologie. Abgenix
und Medarex stellen die vollständig humanen
monoklonalen Antikörper in Mäusen her, denen man ein
menschliches Immunsystem „eingebaut“ hat. Das wird in
der Diskussion oft etwas willkürlich beschrieben. Es
handelt sich hierbei um keine Mäuseantikörper, sondern
um vollständige menschliche Antikörper. Cambridge und
Morphosys arbeiten mit der sogenannten Phage Display
Technology. Die Frage ist nun, welche Technologie
besser ist. Da kann man verschiedene wissenschaftliche
Parameter anlegen, darüber kann man auch trefflich
diskutieren. Ich denke aber, dass auch hier der Markt
schon entschieden hat, welches die bessere Technologie
darstellt.
Die Anzahl der Entwicklungspartner von Medarex und
Abgenix - im Moment jeweils über 20 - spricht für sich.
Man bedenke, dass jeder dieser Partner zunächst einmal
ca. 20 Millionen US-Dollar in Lizenzzahlungen investiert.
Demgegenüber steht - in Anbetracht der Partnerschaften
- an dritter Stelle Cambridge und an vierter Stelle
Morphosys. Wobei bei Morphosys die geschlossenen
Partnerschaften sich nicht in allen Fällen auf
Produktentwicklungen beziehen, sondern zum großen Teil
nur auf den Einsatz im Forschungsbereich. Der Markt
indiziert also im Moment, dass er die Technologien der
Maus für die besseren Technologien hält. Dieser Ansicht
würde auch ich mich anschließen. Medarex stellt im
Bereich monoklonaler Antikörper und in Relation des
zugrundeliegenden Potentials meinen Favoriten dar.
Medarex erhält in der Entwicklungszeit Lizenzeinnahmen,
bei einer späteren Produkteinführung werden an Medarex
Lizenzgebühren abgeführt (diese liegen in einer
Größenordnung von 4 Prozent der Umsätze) und darüber
hinaus entwickelt Medarex auch eigene Produkte. Derzeit
befinden sich fünf Produkte in klinischen Studien, ein
Produkt ist bereits in Phase III.
Der 2. Teil des Interviews wird morgen abend
eingestellt.
20:51 22.06, Stefan Ochsenkühn
© wallstreet-online GmbH
Buchempfehlung
69.00 DM
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Fips : Jetzt müßte man nur noch wissen, welche Werte er in seinem Depot hat ;-))))) o.T.
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cap blaubär : Re: just to let you know - Morphosys' Technologie, nicht schlecht, aber ...
883758 5,90% COR THERAPEUTICS DL-,0001 CTT
905729 5,30% ORPHAN MEDICAL INC. SHARES DL -,01 OM2
873997 5,10% ENZON INC. SHARES DL -,01 EZ1
893206 5,10% CYBERONICS INC. SHARES DL -,01 JC8
die dicksten Posten
blaubärgrüsse
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Amgen Inc.
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Nachdem wir gestern den ersten Teil des Interviews mit
Dr. Michael Fischer veröffentlicht haben, folgt heute der zweite
Part. Wir empfehlen aber den ersten Teil gelesen zu
haben ...Historie: http://www.wallstreet-online.de/news/tradingnews/ws/news/0.81219.gen.
wallstreet:online: Ihr Fond konzentriert sich ja
bekanntlicherweise auf Werte aus der zweiten Reihe. Was sind
die Chancen bei diesen mittleren Werten gegenüber den Big
Playern?
Dr. Fischer: Man kann die Firmen der
Biotechnologie unter Größenaspekten oder unter Gesichtspunkten des Entwicklungsstandes in
drei Gruppen einteilen. Gruppe 1 sind die etablierten Firmen.
Das sind vorwiegend die Namen, die man kennt. Zum
Beispiel Amgen (Nasdaq: AMGN), Immunex (Nasdaq: IMNX) und Biogen
(Nasdaq: BGEN). Diese Firmen besitzen bereits Produkte auf dem
Markt, arbeiten mit Umsatz und Gewinn und haben in
der Regel auch eine relativ hohe Marktkapitalisierung. Diese liegt
im Durchschnitt aktuell bei 8 Milliarden US-Dollar. Die KGV’s
liegen zwischen 30 und 90. In Anbetracht des Gewinnwachstums
für die nächsten Jahre sehe ich diese Unternehmen als
marktadäquat bewertet.
Bei den Firmen der Gruppe 2 befinden
sich die Produkte in der letzten Phase der klinischen
Prüfung oder bereits in der Zulassung. Bei manchen Unternehmen
vielleicht sogar in der ersten Phase der Vermarktung. Diese
Firmen haben noch nicht die Gewinnschwelle überschritten. Dies ist
für die nächsten ein bis drei Jahre zu erwarten.
Diese Gesellschaften sind im Schnitt auch deutlich niedriger bewertet.
Hier liegt die durchschnittliche Marktkapitalisierung bei 600 Millionen US-Dollar.
In der Regel kommt es bei Firmen, die den
Sprung von Gruppe 2 in Gruppe 1 schaffen, zu
einem beträchtlichen Anstieg in der Bewertung - oftmals um
den Faktor 10 oder mehr, wie die Entwicklungen aus
der Vergangenheit zeigen. Beispielsweise haben sich bei Medimmune (Nasdaq:
MEDI) oder Immunex (Nasdaq: IMNX), die Kurse im Zeitverlauf
der Markteinführung von Produkten verzehnfacht. Neben den Chancen muss
man aber natürlich auch die Risiken sehen. Die Risiken
bei Produkten, die sich in der Phase III befinden,
sind relativ gut kalkulierbar. Produkte in Phase III haben
eine gemittelte Wahrscheinlichkeit von 75 bis 80 Prozent, dass
sie auch den Markt erreichen werden. Gruppe 2 besitzt
unter Chance-Risiko-Aspekten somit wesentlich mehr Potential als die Werte
in Gruppe 1. Bedingung ist aber ein Anlagehorizont von
einigen Jahren.
Bei der dritten Gruppe befinden sich die
Produkte noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase - meistens
ganz am Anfang der klinischen Prüfung. Bei diesen Firmen
wird es in der Regel noch fünf Jahre oder
länger dauern bis sie überhaupt in die Gewinnzonen kommen.
Da die Produkte noch in frühen Phasen sind wird
es auch eine relativ hohe Ausfallquote geben. In dieser
Gruppe wäre ich vorsichtig, denn den hohen Chancen stehen
hier sehr hohe Risiken entgegen. Unter Anlageaspekten mit Sicherheit
nicht der optimale Bereich.
wallstreet:online: Was sind Ihre Auswahlkriterien
für den Kauf eines Unternehmens?
Dr. Fischer: Verschiedene
Parameter, vorwiegend qualitativer Art, sind zu betrachten. Als erstes
natürlich die Produkte. Sind es tatsächlich Innovationen oder entsprechende
Verbesserungen bestehender Produkte? Stellen Sie einen therapeutischen Fortschritt dar?
Wie sieht das Marktpotential für diese Produkte aus? Man
kann tolle Produkte entwickeln, ohne einen enstprechenden Markt wird
man aber kein Umsatz und Gewinn machen. Gerade im
Biotechnolgiebereich ist die Patentsituation von Bedeutung. Ist diese Entwicklung
auch mit Patenten derartig abgesichert, dass dem Produkt nichts
passieren kann? Auch die Konkurrenzsituation ist wichtig. In der
Biotechnologie werden bei gleichen Krankheiten verschieden Ansätze verfolgt. Welcher
Ansatz kann von den wissenschaftlichen Grundlagen und von den
Daten in der klinischen Prüfung überzeugen?
Ferner gehört ein
Überblick über die Qualitäten des Managements zu meinen Kriterien.
Ich unterteile diesen Untersuchungsaspekt in den wissenschaftlichen Bereich und
den Sektor der Entwicklung und Finanzierung der Firma. Eventuell
betrachte ich noch Kooperationen oder die Zusammenarbeit mit anderen
größeren Biotechnologiefirmen und Pharmafirmen. Zu guter letzt erfolgt ein
Vergleich des aktuellen Unternehmenswertes, also der Marktkapitalisierung, mit dem
zukünftigen Potential der Firma. Eine Abwägung der verschieden Aspekte
führt dann zur Entscheidung, ob es sich hierbei um
einen Kaufkandidaten handelt oder nicht. Vielleicht halte ich ein
Unternehmen sogar für einen Kaufkandidaten, nur ist er im
Moment zu teuer.
wallstreet:online: Nutzen Sie Charttechnik?
Dr. Fischer:
Charttechnik nutzen wir nur in ganz vereinzelten Fällen. Unsere
Erfahrung besagt, dass bei einer möglichen negativen Nachricht und
einem einhergehenden Kursverfall mit Hilfe der Charttechnik ein mögliches
Unterstützungsniveau ausfindig gemacht werden kann. Aber ansonsten messen wir
der Charttechnik weniger Bedeutung zu. Das entscheidende bei diesen
Firmen ist der News-Flow. Neue Meldungen über Fortschritte in
der klinischen Prüfung, über Patenterteilungen oder ähnlichem sind die
Faktoren, die in der Biotechnologie den Kurs bewegen.
wallstreet:online:
Wie groß ist die Umschlaghäufigkeit in ihrem Portfolio, also
wie lange wird ein Wert in der Regel gehalten?
Dr. Fischer: Dieser Fond ist langfrist-strategisch orientiert. Nachdem es
den Fonds erst seit 15 Monaten gibt, können wir
noch gar nicht sagen, wie lange ein Wert durchschnittlich
gehalten wird. Aber die Zielrichtung liegt - anhand meiner
früheren Erfahrung - bei einer durchschnittlichen Haltezeit von 2
bis 3 Jahren. Also relativ wenig Umschlag, wir sind
nicht auf Trading orientiert.
Bild: http://www.wallstreet-online.de/news/images/3310.gif
wallstreet:online: Was ist ihre Meinung
zur momentanen Marktlage bei den Biotechwerten? Zur Zeit wird
Biotech ja in jedem erdenklichen Medium von unterschiedlichsten Leuten
gehypt.
Dr. Fischer: Die Korrektur war kräftig und
kurz. Aber sie ist auch weitgehend abgeschlossen. Man sieht
auch, dass viele Werte im Moment einen schönen Boden
ausbilden. Auch die Indizes haben einen guten Boden ausgebildet.
Die fundamentalen Gegebenheiten sprechen für eine weitere Aufwärtstendenz der
Biotechnologiewerte. Wenn man einzelne Firmen betrachtet, sind viele auf
ein interessantes Kaufniveau zurückgekehrt.
wallstreet:online: Wo sehen Sie den
Unterschied zur Hausse im Jahre 1991?
Dr. Fischer: Damals
waren die Anleger auch begeistert von der Biotechnologie und
hofften auf neue Therapien. Aber die schnellen Erfolge blieben
damals aus. Man hat damals in vielen Fällen übersehen,
wie lange die Entwicklung von Arzneimitteln doch dauert. Diese
Industie ist jetzt um Jahre weiter gereift, viele Produkte
stehen jetzt vor ihrer Markteinführung. Im Moment befinden sich
etwa 200 Präparate in der letzten Phase der klinischen
Prüfung. Zudem ist zu erwarten, dass in den nächsten
2 bis 3 Jahren 60 neue Biotechnologieprodukte auf den
Markt kommen werden. In der Folge dieser Neuzulassungen wird
auch die Zahl der Biotech-Firmen, die mit Gewinn arbeiten,
von momentan 30 auf voraussichtlich 70 Unternehmen ansteigen. Bei
der Hausse 90/91 sind die Erwartungen in den nachfolgenden
Jahren nicht erfüllt worden. Jetzt werden viele Anleger sehr
schnell erkennen, dass diese Firmen Umsätze und Gewinne erwirtschaften.
Dies sind letztendlich die Faktoren, die die Kurse bestimmen.
wallstreet:online: Im Moment laufen wieder einige Patentrechtstreite zwischen Biotechnologieunternehmen
auf der gesamten Welt. Was halten Sie von dem
derzeitigen System der Patentvergabe und wie stufen sie die
Bedeutung des aktuellen Rechtsstreites zwischen Amgen und Transkaryotic ein?
Dr. Fischer: Der Rechtsstreit zwischen Amgen (Nasdaq: AMGN) und
Transkaryotic (Nasdaq: TKTX) ist der spannendste aller Zeiten. Mit
dem System der Patentvergabe muss man leben, so wie
es ist. Natürlich ist es manchmal ein Faktor, der
eine gewisse Unsicherheit für ein Unternehmen darstellt. Allein die
Patenterteilung sagt noch nichts aus. Das Patent kann durchaus
angefochten werden. Das Patent kann nachträglich für ungültig erklärt
werden. Was alles passieren kann, sieht man im laufenden
Prozess von Amgen und Transkaryotic. Das Spannende ist, dass
niemand sagen kann wie das Urteil letztendlich ausfällt. In
der Regel hatte man in der chemischen Industrie ein
Produktpatent, das sich auf die chemische Zusammensetzung des Produktes
bezogen hat. Dies ist bei den im Moment auf
dem Markt befindlichen biotechnologischen Stoffen nicht möglich gewesen, denn
die Substanzen sind nicht neu erfunden worden. Eryothropetin oder
Insulin sind natürlich vorkommende Substanzen. Diese konnte man nicht
patentieren. Patentiert wurde lediglich der Weg der Herstellung und
vielleicht auch mögliche Anwendungsgebiete. Produktions- und Anwendungspatente sind im
Patentrecht bekanntlicherweise nicht so "stabil" wie Patente auf Substanzen.
Denn es gibt oft mehrere Wege, die zum Ziel
führen.
Dies ist auch der Streitpunkt bei Amgen und
Transkaryotic. Transkaryotic hat einen anderen Weg zur Herstellung von
Eryothropetin gefunden. Sollte Transkaryotic gewinnen, zeigt dies sehr deutlich,
dass Herstellungspatente keine 100-prozentige Sicherheit für eine Biotechnologie-Firma darstellen.
Deshalb schließt man von dem Ausgang dieses Rechtsstreits auch
auf zukünftige Entwicklungen. Bei anderen biotechnologischen Substanzen könnten unter
Umständen Methoden gefunden werden, mit denen man bestehende Herstellungspatente
umgehen kann.
Das macht manche Firmen vielleicht etwas nervös.
Dies ist aber kein grundlegendes Problem für die Biotechnologie.
Das war die erste Stufe der Biotechnologie. Natürliche Substanzen
konnten durch rekombinante Verfahren problemlos und billig hergestellt werden.
Jetzt ist die Biotechnologie schon sehr viel weiter. Aktuell
arbeitet sie in den Bereichen der Zielidentifizierung, und für
die Beeinflussung dieser Ziele werden wieder völlig neue Substanzen
synthetisiert. Die zweite Generation besitzt dann auch wieder ihre
chemischen Produktpatente. Für die jetzt führenden großen Firmen wäre
es allerdings ein ungutes Zeichen, wenn Transkaryotic gewinnt. Daraus
würde ein Unsicherheitsfaktor für viele große Umsatzträger resultieren.
Falls
weitere Fragen bestehen, möchten wir auf den wallstreet-online-chat mit
Dr.Fischer am Montag den 26.06.00 um 18:00 Uhr hinweisen.
Optionen
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Wertpapier:
Amgen Inc.
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