Rate of Change (ROC) von Rene Rose, 15.07.2004, 2111 Zugriffe
Grundlagen: Die Rate - of - Change wird zwar als eigenständiger Indikator geführt, ein Vergleich mit dem Momentum - Indikator zeigt jedoch schnell, dass das Ergebnis beider Berechnungen gleich ist. Abb.1 zeigt Ihnen, was ich meine. Lassen Sie sich nicht von der unterschiedlichen grafischen Darstellung verwirren, der Verlauf beider Indikatoren ist identisch. Beide Indikatoren messen die Kraft, die hinter Kursbewegungen steht. Sie sind ein Maß für die Beschleunigung oder Verlangsamung, der die Kursbewegungen unterliegen. Einziger Unterschied zwischen dem Momentum und der Rate - of - Change ist, dass das Momentum mit absoluten Werten arbeitet, die Rate - of - Change jedoch mit relativen. Die Rate - of - Change misst also die prozentualen Kursveränderungen im zu Grunde liegenden Basiswert.
Die Rate - of - Change hat damit die gleichen vorauseilenden Signaleigenschaften wie das Momentum. Die Beschleunigungskräfte, die einen Trend in Schwung halten, lassen nach, lange bevor die Trendrichtung eine Schwäche erkennen lässt. Diese Veränderungen werden von der Rate - of - Change sichtbar gemacht.
Berechnung und Parameter: Die Berechnung gestaltet sich hier ähnlich einfach wie beim Momentum. Der aktuelle Schlusskurs wird durch den Schlusskurs vor N - Kurseinheiten dividiert und das Ergebnis anschließend mit 100 multipliziert. Die Multiplikation wird nicht in allen Programmen angewendet, weshalb sich in der Skalierung unterschiedliche Werte zeigen. Der Verlauf der Indikatoren ist aber identisch. Standardeinstellung der Rate - of - Change sind 10 Tage oder Wochen oder auch Monate. Je nach Verwendungszweck können auch andere Parameter verwendet werden. In höheren Zeitebenen, wie Wochen- oder Monatsebenen, wird die Rate - of - Change als trendfolgender Indikator eingesetzt. Hier können auch wesentlich längere Berechnungsperioden verwendet werden. Damit ist es dann möglich, die mittel-, lang- oder auch kurzfristigen Trendzyklen eines Marktes zu erfassen. M. PRING verwendet in vielen seiner Analysen die Rate - of - Change dazu.
Ein von ihm entwickelter Indikator, der KST, basiert ebenfalls auf der Rate - of - Change.
Kurze Periodeneinstellungen machen aus der Rate - of - Change genau wie aus dem Momentum einen Signalgeber für konkrete Handelsentscheidungen.
Formel:
Darstellungsvarianten: Die Tradesignal Enterprise Version des Indikators wird in der Forest- Darstellung gezeichnet. Abb.1 zeigt diese im unteren Indikatoren - Fenster. Etwas Augenfreundlicher und mit zusätzlichem Informationsgehalt ist die zweifarbige Forest - Darstellung in Abb.2. Steigt der Indikator im Vergleich zum vorherigen Wert, wird die Säule grün dargestellt, fällt der Indikator im Vergleich zum vorherigen Wert, wird die Säule rot dargestellt. Veränderungen im Indikator sind so leichter zu erkennen. Zu erwähnen ist, dass einige Software – Pakete die Rate – of – Change in einer geglätteten Version als Smoothed – Rate – of – Change anbieten. Hierbei wird ein einfacher- oder exponentieller Durchschnitt auf den Indikator berechnet. In Abb.5 habe ich diesen nachgebildet.
Die Version mit der zweifarbigen Forest – Darstellung und die Smoothed – Rate – of - Change können Sie mit ArbBer.1 downloaden.
Interpretation: Da sich, wie oben festgestellt, Rate - of - Change und Momentum gleichen, gelten natürlich die gleichen Ausführungen zum Momentum auch bei der Rate - of - Change. Ich möchte deshalb die Verwendungsmöglichkeiten hier nur kurz anreißen. Näheres erfahren Sie im Artikel zum Momentum - Indikator.
In längerfristigen Einstellungen, und in den höheren Zeitebenen, wird aus der Rate - of - Change ein trendfolgender Indikator. Sie folgt dem Kursverlauf des Basiswertes und markiert dessen Trendwendezonen recht genau. Je kürzer die Periodeneinstellung gewählt wird, umso stärker schwingt der Indikator um seine Mittellinie und umso schneller reagiert er auf kleinere Kursfluktuationen.
Die Rate - of - Change kann ebenso wie das Momentum oder auch andere Momentum - Oszillatoren zur Divergenzanalyse verwendet werden. Kurz gefasst bedeutet das den Vergleich der Kursbewegung des Indikators und des Basiswertes. Bestätigt der Indikator die Kursbewegung des Basiswertes, gilt dessen Trend als Intakt. Bewegt sich der Indikator in eine andere Richtung als der Basiswert oder vollzieht er dessen Muster nicht nach, scheint der Trend nicht mehr gesund zu sein. Dies ist ein Warnsignal auf mögliche Trendwechsel im Basiswert. Genaueres hierzu lesen Sie bitte beim Momentum nach!
Signalerzeugung:
Einfachste Möglichkeit ist hier die Verwendung der Schnittpunkte zwischen Indikator und Mittellinie. Schneidet der Indikator diese Linie von unten nach oben, gilt dies als Kaufsignal, schneidet er sie von oben nach unten als Verkaufssignal. Diese Signale sollten auf jeden Fall durch eine Trendbestimmung gefiltert werden oder durch andere Indikatoren bestätigt werden. Gerade in kurzen Periodeneinstellungen kommen viele Signale gegen die Trendrichtung zu Stande, was sich als sehr unprofitabel erweisen kann.
Nächste Möglichkeit, die auch von anderen Oszillatoren bekannt ist, ist das Anlegen eines gleitenden Durchschnittes an den Indikator. Die Länge der Berechnungsperiode dieser Signallinie sollte etwa ein Drittel der Berechnungsperiode des Indikators betragen. Schneidet der Indikator die Signallinie nach oben, gilt dies als Kaufsignal, schneidet er sie nach unten, gilt dies als Verkaufssignal.
Die Skala des Indikators kann in Bereiche unterteilt werden. Somit sind neutrale Zonen und Extremzonen denkbar. Hier ergeben sich unzählige Möglichkeiten, das Anlaufen einer Zone durch den Indikator oder das Verlassen einer Zone durch den Indikator als Signal zu werten. Außerdem kann die Verwendung der Signallinie mit der Zonenregelung verknüpft werden.
Im Indikatorchart können ähnliche charttechnische Analysen betrieben werden wie im zu Grunde liegenden Basiswert. Es können Linien, Kanäle und Formationen gezeichnet werden. Signale ergebenen sich dann durch Bruch einer Unterstützungs- oder Trendlinie, durch Verlassen eines Trendkanals oder durch Auflösung eines Chartmusters.
Anwendungsbeispiele: In Abb.3 sehen die Rate - of - Change im Dax - Tageschart. Mit einer Periodeneinstellung von 40 Tagen wird ein brauchbarer Trendfilter daraus. Werte über der Mittellinie zeigen einen Aufwärtstrend an, wobei ein fallender Indikator gleichzeitig den Verlust an Dynamik und somit eine beginnende Schwäche im Trend anzeigt.
Werte unter der Mittellinie zeigen einen Abwärtstrend an, wobei ein dabei steigender Indikator eine Schwäche im Trend anzeigt.
In Abb.4 sehen Sie die Rate - of - Change in einem langfristigen Wochenchart. Hier werden die primären Trends des Deutschen Aktienmarktes nachgebildet. Die Wendepunkte sind gut zu erkennen.
Für weitere Anwendungsbeispiele schauen Sie bitte unter Momentum nach, diese können Sie eins zu eins übertragen.
Besonderheiten: Die Rate - of - Change ist nichts besonderes. Sie ist im Verlauf identisch mit dem herkömmlichen Momentum - Indikator. Zur Besonderheit wir der Indikator erst als Basis in anderen Indikatoren wie dem KST oder dem Accelerator.
Kritische Würdigung: Hier gilt das Gleiche, was an dieser Stelle zum Momentum geschrieben wurde.
Ich zitiere mich selbst:
„Die Berechnung enthält keinerlei Glättungskomponenten. Je kürzer die Berechnungsperiode gewählt wird, umso unruhiger ist der Verlauf des Indikators. Wird der Indikator zur direkten Erzeugung von Handelssignalen verwendet, ist die Verwendung zusätzlicher Filter angeraten. Da der Indikator auf jeweils nur zwei Kursen basiert, besteht die Gefahr, durch kurzzeitige Extremwerte stark verfälschte Indikatorwerte zu erhalten, die sich sprunghaft ändern“.
Die Forest - Darstellung hat gewisse optische Vorteile, erschwert jedoch die Verwendung zusätzlicher Signallinie.
Quellen:
- Erich FLOREK, „Neue Trading Dimensionen“
- www.Termintrader.com „Das Momentum“
- MÜLLER / NIETZER, „Lexikon der technischen Indikatoren“
- Perry KAUFMANN, „Trading Systems and Methods“
- Welles WILDER, “New Concepts in Technical Trading Systems”
- Stuart EVANS, “Momentum” TASC V17
- Martin J. PRING, “Rate - of - Change” TASC V10
Tradesignal enterprise Arbeitsbereich
In ArbBer.1 ist die ROC in neuen Varianten, in der Programmiersprache Equilla für die direkte Verwendung in TSe abgebildet. Um diesen Indikator erfolgreich einzusetzen gehen Sie bitte wie folgt vor:
- Geben Sie www.tradesignal.com in der Kommandozeile von TradeSignal enterprise ein.
- Navigieren Sie zu dem hier abgebildeten Know-How Artikel.
- Klicken Sie auf den Arbeitsbereich ArbBer.1 oder den Link darunter.
- Das von Ihnen gewünschten Objekt wird nun in wenigen Sekunden direkt in Ihr TradeSignal enterprise geladen und steht Ihnen zur Verfügung.
Feedback und Diskussion
Die Technische Analyse entwickelt sich ständig durch neue Ansätze und Ideen weiter. Diese werden auch permanent Einfluss in den hier vorgestellten Know How Artikeln finden. Es besteht aus diesen Gründen seitens des Autors ein grosses Interesse daran, Unklarheiten zu diskutieren und ggf. gemeinsam mit der Anwenderschaft exaktere Lösungen und verständlichere Artikel zu erarbeiten, um so eine noch bessere Hilfestellung geben zu können.
Aus diesem Grund existiert ein Diskussionsforum Indikatoren, in welchem über genau diese Punkte gemeinsam diskutiert werden kann.
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Rene Rose
Quelle : http://www.tradesignal.com/content.asp?p=wsn/artikel.asp&id=1306