Habe mich gestern mit einem Kollegen unterhalten welcher an der Frankfurt-Exchange arbeitet und zur Zeit mit seiner Familie auch den Strand geniesst. Die Diskussion ging u.a. über die Neusegmentierung des Openmarket, d.h. die im Zuge für den Herbst 2012 angesetzten Umstrukturierungen und Verschärfungen der Regeln im Entry Standard. Sein Kommentar: Per se ein gute Sache, jedoch schlecht durchdacht und er glaubt dass in den kommenden Monaten seitens von Anwälten gewisse Aufwässerungspunkte in Angriff genommen werden. Gemäss seiner Liste: Das min. Kapital von Euro 750.000.—findet er ok Die 2 Jahresexistenz und den Streusatz findet er ok. Die Prospektpflicht findet er ok Die Präsentation der Financials findet er ok Die min. Auflage von Euro 1 findet er den grössten Blödsinn.
Warum: In den USA wo die Vorschriften für Reporting Companies im Sarbanes Oxley Gesetz klar definiert sind und auch sehr restriktiv (auch von der SEC und FINRA) gibt es keine Forderung nach dem Nominalwert von $1.—sondern dort ist auch ein Nominalwert von $ 0.01 erlaubt. D.h. Frankfurt verlangt hier etwas, was für viele Gesellschaft gar nicht machbar ist. Warum – siehe unten: Nehmen wir hier das Beispiel von ROK-Global: Das min. Kapital von Euro 750.000 haben sie erfüllt. Die Gesellschaft ist älter als 2 Jahre. Der Eintrag anfangs 2011 ist keine Gründung sondern eine Namensänderung. Der Streubesitz liegt bei ca. 25-30 % (Gemäss Stand von anfangs Juli 2012) Den Prospekt könnten sie erfüllen und die Financials ebenfalls präsentieren. Wenn ROK Global jedoch mit ca. 220 Mio Aktien mit einem Nennwert von 0.01 einen Reversesplit durchführen müsste, hätten sie noch 2.2 Mio Aktien ausstehend und davon wären dann rund 660.000 Aktien floating. Kurz, der Titel wäre illiquide. Zum heutigen Kurse würde dies bedeuten: 2.2 Mio Aktien mal Kurs Euro 1.70 = Kapitalisierung Euro 3.75 Mio. (wie heute – nur 100 mal weniger Aktien weil RS adjustiert. Wenn nun also ROK Global die Aktienliquidität wieder erhöhen möchte (jede an der Börse kotierte Gesellschaft tut dies im Sinne der Handelsliquidität – müsste sie ja eigentlich einen Forward-Split machen unter Einhaltung des Nominalwertes. Also, würde ROK nun zurück gehen zum alten O/S würden sie einen FS machen 100 zu 1, d.h. wieder 220 Mio Aktien ausstehend jedoch mit nom. Euro 1.- (220 Mio Eigenkapital) jedoch Forward-Split adjustiert trotzdem nur eine Kapitalisierung von Euro 3.75 Mio. (Der Eintrag ins Karnevalsregister wäre hier sicher) Ok – das hier geschilderte Scenario kann nicht eintreffen, weil es die BAFIN – mit Recht – nicht bewilligen würde, jedoch es zeigt das Dilemma jeder Gesellschaft auf, welche einerseits die Auflagen erfüllen würde und könnte, jedoch auf Grund des Reverse-Splits absolut kein Interesse hat noch an der XETRA und Frankfurt gehandelt zu werden. Gemäss meinem Kollegen gäbe es Gesellschaften, die hätten noch 1 Mio Aktie ausstehend und davon 300.000 im freien Handel (Float) Der Witz ist vorprogrammiert.
So was ist die Konsequenz daraus: Viele Gesellschaft werden eh eliminiert was auch richtig ist. Einige werden das Listing dort aufnehmen, wo sie bereits ein Dual-Listing haben. (Schweiz/UK/Spanien etc.) Was würde dies für ROK bedeuten, wenn sie den Nominal-Fetischismus nicht mitmachen wollen – und hoffentlich auch nicht mitmachen werden. Ab nach Stuttgart. Stuttgart wird der Nutzniesser sein, wie er es bereits im Derivativen Bereich ist. Für die Anleger ist es kein Unterschied ob er seine Aktie an der XETRA/Frankfurt oder Stuttgart handelt – eher im Gegenteil – es konnte sich sogar als Vorteil erweisen, wenn er eine Beziehung zu einem MM hat welcher Derivate dort handelt. Und von wo kommen die grössten Derivate-Orders: Aus England – genau dort wo ROK Global registriert ist und ich gehe davon aus, dass J.K. diesbezüglich ein Netzwerk hat. Der folgende Text ist entnommen von einer Broschure der Stuttgart Stock Exchange. Die Börse Stuttgart ist der Haupthandelsplatz in Deutschland für den Handel mit derivativen Wertpapieren und führend im Handel mit Anleihen sowie aktiven Fonds und Exchange-traded funds. Des Weiteren ist Stuttgart Handelsplatz für Aktien und Anleihen. An der EUWAX (Abkürzung für European Warrant Exchange) werden eine Vielzahl von derivativen Anlage- und Hebelprodukten gehandelt (zum Beispiel Zertifikate), die dem Anleger die Abbildung von konservativen bis hin zu hoch spekulativen Anlagestrategien ermöglichen. Mit einem durchschnittlichen Orderanteil von rund 34 Prozent ist die Börse Stuttgart Deutschlands zweitgrößter Handelsplatz. Nach FESE-Statistik nimmt der Stuttgarter Handelsplatz im europäischen Vergleich den zehnten Rang ein. |