Charttechnik Ende der Kursverluste steht bevor
Liebe Leserin, lieber Leser,
Börsianer sprechen von einem "schwarzen Sonntag": Gleich zwei Hiobsbotschaften mussten sie an diesem Wochenende verdauen. Zuerst meldete die US-Investmentbank Lehman Brothers Konkurs an. Den Folgen der Finanzkrise war das traditionsreiche Haus nicht mehr gewachsen - es hatte Schulden von 613 Milliarden Dollar angehäuft. Und kurz darauf gab die Bank of America bekannt, dass sie die Investmentbank Merrill Lynch übernehmen werde. Auch Merrill Lynch hatte zuletzt Milliardenbeträge abschreiben müssen.
Die europäischen Märkte reagierten mit heftigen Kursverlusten: Der Dax fiel am späten Vormittag unter die Marke von 6000 Punkten. "Damit wurde sowohl psychologisch als auch charttechnisch eine wichtige Barriere durchbrochen", sagt Marcus Metz, technischer Analyst bei Staud Research. "Wir erwarten nun ein schnelles, reinigendes Gewitter an den Märkten." Aus seiner Sicht wird der Abwärtstrend zwar kurzfristig noch weitergehen: "Ein Absinken auf bis zu 5300 Punkte ist möglich." Dann aber prognostiziert der Charttechniker die Kehrtwende: "Wir rechnen damit, dass die Märkte nach den Ereignissen vom Wochenende die Folgen der Finanzkrise endgültig verarbeitet haben werden." Privatanleger sollten darum Ruhe bewahren: "Die Börsen nähern sich ihrem Boden. Jetzt noch auszusteigen, wäre reichlich spät. Das Motto muss nun lauten: Ohren anlegen und durchhalten", so Metz.
Egon Tschol, Charttechniker des renommierten Schweizer Analysehauses Realtime Advice, sieht das ähnlich: "Anleger sollten stark bleiben und abwarten." Auch Tschol ist aufgrund seiner Analysen der Überzeugung, dass es sich beim Zusammenbruch von Lehman und der Übernahme von Merrill Lynch um ein letztes Nachbeben der Finanzkrise handle. "Charttechnisch betrachtet steht uns ein Ende der Kursverluste bevor, die wir seit Juli 2007 an den Börsen beobachten." Zwar könne der Dax bis zum Ende der Woche noch weiter fallen. Bis zum Jahresende erwartet Tschol aber eine deutliche Erholung für das deutsche Börsenbarometer. "Dann könnten auch 7200 Punkte und mehr wieder drin sein."
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