Guten Morgen!
Die Zahlen sind draußen. Auf den ersten (kurzen) Blick:
- Das abgelaufene Jahr ist so gelaufen, wie nach den Prognosekürzungen erwartet, das EpS liegt bei 88 Cent, der Dividendenvorschlag bei 44 Cent.
- Gründe für die deutliche Gewinnminderung scheinen vor allem die schwache Druckindustrie sowie die Schwierigkeiten bei gwk zu sein (einmal die schwache Automobilkonjunktur und dann die wohl alles andere als optimal verlaufene Einführung von ERP)
- Die Neuen Märkte laufen dagegen gut und steigern ihren Umsatzanteil auf 12%.
- Der Bereich "Service" erweist sich wieder einmal als Stabilitätsfaktor und erwirtschaftet quasi das EBIT im Alleingang
- Die Bilanz ist weiter sehr solide - das EK liegt bei 51%, der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit bei 15 Mio Euro
Soweit so (einigermaßen) gut!
Allerdings bleiben die Prognosen für das laufende Jahr dann, wie von mir erwartet, doch deutlich hinter dem zurück, was die Analysten bisher vorhergesagt haben.
Der Analystenkonsens sah einen Umsatz von 215 Mio Euro und einem Ebit von 13,7 Mio Euro aus. Nun reduziert der Vorstand die Erwartungen auf 204-214 Mio Euro Umsatz und einem Ebit von zwischen 6 und 10,7 Mio Euro - im Mittel also ein Ergebnis wie in 2019 (Ebit 2019 = 8,3 Mio Euro)!
Negativ ist dabei, dass das EpS laut Prognose eben auch auf gut 60 Cent fallen könnte und dass in der Prognose die Folgen aus der Coronavirusepidemie noch nicht enthalten sind.
Positiv dagegen, dass die nicht näher bezifferten Kosten für die vom Vorstand beschlossene "Strategieänderung" , die das Unternehmen effizienter machen soll, in den Zahlen enthalten sind.
Im Rahmen dieser Strategieänderung sind wohl vor allem Personalanpassungen plus effizientere Betriebsabläufe plus Hebung von Synergien vorgesehen.
Zusammengefasst lässt sich mMn sagen, dass nach 2019 auch 2020 ein Übergangsjahr wird. Im laufenden Jahr soll das Unternehmen in Teilen umstrukturiert werden und dies soll dann schon in 2021 zu einem um etwa 5 Mio Euro verbesserten Ergebnis führen. Mittelfristig (2022/2023) will man dann bei einem Umsatz von zwischen 250 und 300 Mio Euro eine zweistellige Ebitmarge erreichen.
Nun muss jeder wieder selbst entscheiden: Auf Basis der Ergebnisschätzungen für das laufende Jahr 2020 ist ttr trotz des eingebrochenen Kurses sicher kein Schnäppchen. Wie schon geschrieben, könnte das EpS auf ca. 60 Cent zurückgehen - aber selbst wenn man mal die Mitte der Ergebnisschätzung nimmt, liegt das aktuelle KGV immer noch bei knapp 18. Da gibt es sicher aktuell - grade nach dem Kursrutsch der letzten Tage deutlich günstigere Aktien. Hinzu kommt, dass der Vorstand in den letzten Jahren seine Ziele leider häufiger korrigieren musste und dass wenigstens zwei nicht unwichtige Zielbranchen für ttr (Druck und Automobil) auch auf Sicht eher keine Boombranchen sein werden.
Positiv finde ich dagegen, dass der Vorstand die Probleme offenbar erkannt hat und diese angeht - auch wenn das laufende Jahr dadurch ergebisseitig belastet wird. Für mich ist es auch immer ein gutes Zeichen, wenn ein Vorstand nicht "wolkig" von Ergebnisverbesserungen redet sondern die angestrebten Ziele auch mit Zahlen unterlegt.
Schafft man die Umstrukturierung, soll es in 2023 spätestens ein EpS von 2,50 Euro ca. geben. Dann wäre ein Kurs von 16 Euro sicherlich schon ganz interessant. Okay, die ca. 25 Euro Ebit hatten wir als Zielvorgabe schon einmal und an der Verwirklichung ist der Vorstand krachend gescheitert. Die Tatsache, dass sich der Vorstand aber nun erneut zu diesem Ziel bekennt, ist aus meiner Sicht schon ein Hinweis darauf, dass der Vorstand einigermaßen sicher ist, dieses Ziel auch erreichen zu können, denn er kann es sich sicher nicht leisten, das Ziel noch einmal so deutlich zu verfehlen.
Letzten Endes wird das Jahr 2020 bei sehr vielen Unternehmen zum Übergangsjahr werden. Entscheidend wird mMn deshalb sein, WIE das Unternehmen aus diesem Übergangsjahr herauskommt und was die ttr Aktie angeht, muss man wissen, ob man auf das laufende Jahr schaut oder eher einen mittleren Anlagehorizont hat...
Einen schönen Tag noch allerseits! |