Herzlichen Glückwunsch zum MPH-Kursplus – 19,05 € Geld, 19,40 € Brief, ein sagenhaftes Plus von 1,72 %. Da kann man schon mal die Weißwurstgarnitur auspacken, den Sekt kaltstellen und die Nebenwerte-Party eröffnen. Die Stimmung? Fast wie beim Anstich auf der Wiesn – nur dass der Zapfhahn hier schneller klemmt als der Kurs steigen kann.
Doch bevor jemand auf dem Biertisch tanzt, lohnt sich ein nüchterner Blick auf die Fakten – ganz ohne Bierzelt-Brille: Der aktuelle Anstieg ist in erster Linie eine technische Reaktion nach längerer Seitwärtsphase. Ein nachhaltiger Aufwärtstrend? Fehlanzeige – das Chartbild wartet darauf noch sehnsüchtiger als der Münchner auf den ersten Maßkrug.
Die technischen Indikatoren liefern aktuell ein gemischtes Bild: Der RSI liegt derzeit im neutralen Bereich um 45 bis 46 – also weder überkauft noch überverkauft. Von Überhitzung kann also momentan keine Rede sein. Der MACD zeigt sich zwar noch positiv, aber auch hier fehlt ein klares Signal für einen neuen Trend. Das Handelsvolumen zieht bei Kursspitzen an und verstärkt kurzfristige Bewegungen, ohne jedoch eine nachhaltige Richtung zu bestätigen. Kurzfristig wirkt die Lage durch die gleitenden Durchschnitte zwar leicht bullisch – der Kurs liegt über dem 50-Tage-EMA, und der 5-Tage-Durchschnitt hat den 20-Tage-Durchschnitt gekreuzt – aber das ersetzt keinen bestätigten Trendwechsel.
Die 20 €-Marke bleibt der Türsteher – erst ein klarer Ausbruch darüber, idealerweise mit starkem Volumen, wäre wirklich ein Grund, die Maß zu heben. Bis dahin bleibt MPH ein Fall für vorsichtige Beobachter und weniger für ausgelassene Nebenwerte-Partys.
Fundamental bleibt MPH weiter am Tropf von M1 Kliniken. Ohne frische Impulse bleibt’s beim Frühschoppen – das große Festzelt ist noch nicht in Sicht. Und bevor die Feierlaune überhandnimmt: Die CR Energy AG steht mit einem Bein in der Insolvenz. Die MPH-Beteiligung daran wird noch mit dem alten Kurs von 4,50 € in der Bilanz geführt – formal korrekt, solange die dauerhafte Wertminderung nicht feststeht. Erst wenn die Insolvenz offiziell ist oder der Wertverlust als endgültig gilt, muss MPH die Beteiligung abschreiben – dann aber direkt auf den realistischeren, deutlich niedrigeren Wert. Das kann im nächsten Quartal passieren, muss aber nicht zwingend sofort erfolgen. Bis dahin bleibt der Bilanzwert hübsch, auch wenn die Substanz im Keller schon schwindet.
Fazit: Nicht jeder Kurssprung ist ein Grund, die Gläser zu heben. Wer jetzt schon auf den Biertisch steigt, verwechselt kurzfristigen Schaum mit nachhaltigem Sud. Charttechnisch bleibt MPH ein Fall für nüchterne Beobachter – und für alle, die wissen, dass nach dem Anstoßen auch mal wieder gespült werden muss. Also: Feier ruhig weiter, aber vergiss den Kater nicht. Prost auf den Nebenwert – und auf alle, die wissen, dass nicht jede Kursbewegung gleich ein Fass wert ist! |