Haindlings Lachtherapie
Die bayerische Kultband begeistert im Rahmen der EW 1500 Besucher auf dem Bräuhausplatz in Passau
Mit geschürzten Lippen stößt man ein pointiertes „Hohoho“ aus, dann macht man den Mund pfannenkuchenbreit beim „Hahaha“. Schließlich streichelt man sich im oder gegen den Uhrzeigersinn an der Brust. „Des is doch ganz einfach und duad doch so guad“, findet Hans-Jürgen Buchner, der Kopf von Haindling. Beim Open-air-Konzert der bayerischen Kultband am Samstagabend auf dem Bräuhausplatz in Passau (Hacklberg) im Rahmen der 53. Europäischen Wochen ließen sich gleich 1500 Leute auf die spezielle „Haindling-Lachtherapie“ ein. Denn wenn Haindling alias Buchner fordert, „Leit, miaßt’s lustig sein!“, dann wird aus einem zaghaften Grinsen ein herzhaftes Lachen. Diese typische Haindling-Energie, die fast kindliche Freude Buchners, sein Publikum zu amüsieren, fruchtete beim Sommerkonzert der Band. Das Programm voller Klassiker und sichtlich zum Scherzen aufgelegt, riss Haindling auch die hintersten Zaungäste im angrenzenden Stadtpark mit. Aber zunächst kam Haindling ungewohnt ernsthaft daher. Gemäß dem Konzert-Motto „Ode an die Natur“ näherte sich die „avantgardistische Volksband“ auf exotischen Krummhörnern trötend wie eine Elefantenherde dem Passauer Publikum. Naturfreund Buchner plädierte lautstark dafür, die letzten verbliebenen 37 Kilometer frei fließender Donau zu erhalten. „Modelleisenbahn, I hob noch nie gern mit dir gspuilt“, singt Buchner angewidert vom Erschließungsgebiet am Donaukanal und vom Raubbau an der Natur. Seine hintersinnigen Texte wie „Zahnpastastrang der Deutschen“ verpackt Buchner in gewohnt schräge Haindling-Kompositionen mit Tenorhorn, Saxophon, afrikanischen Trommeln und Gong. Selbst Nina, eine „zugeroaste Studentin“ und vertrauensseliges Opfer von Buchners musikalischer Experimentierfreude, wird zum Instrument, als die Bandmitglieder mit Klangstäben ausgiebig auf ihrem Po herumtrommeln. Als Kontrast dazu entführt Buchner mit seinen sphärischen Vivaldi-Klängen in eine Traumwelt weit weg von Passau. Doch der Multi-Instrumentalist kehrt nach seinen Exkursionen nach Afrika und Tibet auch wieder heim: mit Haindling-Hits wie „Paula“ und „Du Depp“. „Spinn i“, so wie im Lied, möchte man am Ende eines wunderbaren, dreistündigen Konzerts ausrufen, als ausgerechnet Haindling zum Schunkeln ermuntert. Und mit dem Stuhl-Nachbarn unter Arm und „Leit, hoit’s z’samm“ auf den Lippen begreift man: Das Schunkeltraining ist Teil der unwiderstehlichen Haindling-Therapie. Eva Däuker |