Bilanz Der wachsende Zulauf bei den Tafeln zeigt:Die Politik bekämpft Armut zu zögerlich.
Wenn die Zahl der ,, Kunden" steigt, kommt diese Nachricht gemeinhin einer Erfolgsmeldung gleich. Bei den Tafeln ist das Gegenteil der Fall. Die jüngste Wachstumsmeldung ist kein Triumph, sondern eine Niederlage. Denn schon die bloße Existenz der Tafeln zeugt vom Versagen des Staates in zentralen Bereichen. Sie führt vor Augen, dass unsere Wegwerfgesellschaft zu viel Abfall produziert, von dem auch nur ein Bruchteil in diesen Einrichtungen an Bedürftige verteilt werden kann. Und die Tafeln zeigen, das es in der reichen Bundesrepublik zahlreiche Menschen gibt, die offenbar nur mit Almosen solcher Art über die Runden kommen. Wenn die Politik Armut entschlossen bekämpfte würden die Tafeln nicht boomen. Doch die vielen Fehler der Vergangenheit lassen sich nicht rasch reparieren. Der Niedriglohnsektor müsste ausgetrocknet, das Rentenniveau existenzsichernd, der Wohnungsbau sozialer und das Bildungssystem so umgebaut werden, dass endlich Chancengerechtigkeit herrscht. Einiges davon schreibt sich die SPD nun unter dem Motto ,,Umbau dse Sozialstaates" auf die Fahnen. Doch als Partei, die jahrelang in der Regierung war, hat sie selbst zu der Misere beigetragen.
Quelle:Stuttgarter Zeitung vom 9.12.2019. |