MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der größte Siemens (Xetra: 723610.DE - Nachrichten - Forum) -Bereich Communications verschärft den Sanierungs-Sparkurs in seiner verlustreichen Handysparte. Der Konzern halte sich weiterhin alle Möglichkeiten für das Mobiltelefongeschäft offen, sagte Bereichschef Lothar Pauly am Dienstag in München. Die Siemens AG erwägt für ihre defizitäre Handysparte vier Optionen: Sanieren, verkaufen, kooperieren oder schließen. "Eine Schließung des Handygeschäfts ist die am wenigsten wünschenswerte Option, da so viele Werte zerstört würden", betonte Pauly. Zudem wollen die Münchener mit einer Produktoffensive verlorenes Terrain im Weltmarkt zurück gewinnen.
Im Handygeschäft streben die Münchener im laufenden Geschäftsjahr 2004/05 (Ende September) Einsparungen bis zu einer Milliarde Euro an. Zusätzlich zu den angepeilten jährlichen Einsparungen in der defizitären Handysparte von 500 bis 600 Millionen Euro im Zuge des "Top-plus-Programms", mit denen Siemens Preisverfall und Inflation ausgleichen will, sollen die Kosten im laufenden Geschäftsjahr um 400 Millionen Euro gesenkt werden. Dies will Siemens vor allem über niedrigere Ausgaben für Werbung und Marketing erreichen und weniger über einen Stellenabbau.
UMSTRUKTURIERUNGSKOSTEN
Im Zuge der Umstrukturierungen bei dem Verlustbringer kommen auf Siemens zudem Umstrukturierungskosten zu. Siemens Communications veranschlagt einen Betrag im höheren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Der Großteil dieser Kosten solle im laufenden Geschäftsjahr anfallen. Das Handygeschäft gehört zu Siemens Communications und gilt als ein Sorgenkind des Münchener Technologie-und Industriekonzerns. Siemens Communications (Com) entstand Anfang Oktober mit Beginn des Geschäftsjahres 2004/05 aus der Verschmelzung des Festnetz- und des Mobilfunk-Bereichs. Siemens hatte in der Vergangenheit Umstrukturierungen bei Com angekündigt. Mehrere hundert Arbeitsplätze sollen in dem neuen Bereich wegfallen.
Um in der Handysparte verlorene Marktanteile zurückzugewinnen, setzt Siemens auf neue Modelle. Insgesamt sollen im laufenden Jahr 15 neue Handys vorgestellt werden, darunter auch UMTS-Telefone, kündigte Siemens-Com-Chef Pauly an. Bereits auf der weltgrößten Computerfachmesse CeBIT, die diese Woche in Hannover beginnt, wolle Siemens fünf neue Handys präsentieren, darunter ein UMTS-Modell mit MP3-Player, Radio und zwei Kameras für Videokonferenzen.
BEI SIEMENS COM SENKUNG DER ENTWICKLUNGSKOSTEN
Außerdem kündigte Siemens Communications an, die Entwicklungskosten in den nächsten drei Jahren um 15 Prozent zu senken. "Bei den Sorgenkindern des Bereichs, Festnetz und Mobiltelefone, sind die notwendigen Maßnahmen eingeleitet worden", hieß es. Pauly betonte: "Als ganzes gesehen bewegt sich unser Festnetz-Geschäft in die richtige Richtung." Die Handysparte schreibe seit drei Quartalen in Folge Verluste. Dies wird laut Siemens auch im laufenden zweiten Geschäftsquartal (Ende März) so bleiben.
Siemens habe Marktanteile im Handymarkt verloren, sagte Pauly. "Jüngst hat uns LGE überholt und besetzt nun vor uns den vierten Platz." Zudem spiele Siemens nicht in der Champions League, was die durchschnittlichen Verkaufspreise angehe. Dieser Preis sei bei den Münchenern auf "trübselige 86 Euro" je Handy gefallen und liege damit unter dem europäischer und asiatischer Konkurrenten. Siemens habe bei seinen Handys aber kein Qualitätsproblem, betonte der Bereichschef. "Immer wieder haben späte Markteinführungen unsere Marktposition beschädigt." Ende vorigen Jahres hatte Siemens Softwareprobleme bei seiner neuen 65er-Modellreihe binnen weniger Tage behoben. Zudem machte Pauly einiges an Aufholarbeit bei UMTS-fähigen Handys aus.
PAULY 'NOT AMUSED'
"Ich bin über diese Situation absolut nicht erfreut", sagte Pauly. "Es rückt die insgesamt positive Performance von Siemens Com und der Siemens AG in ein schlechtes Licht. Ich werde all meine Anstrengungen darauf verwenden, diese Situation zu korrigieren." Insgesamt werde der weltweite Handymarkt künftig wohl keine spektakulären Wachstumsraten aufweisen, sagte der Siemens-Com-Chef. "Es ist bereits ein riesiger, gesättigter und extrem kompetitiver Markt - vor allem in Europa." Eher würden die Volumen wachsen als der Wert. Der durchschnittliche Wertzuwachs dürfte von 2004 bis 2007 jährlich drei Prozent betragen./sbi/hi
@einsamma: Ich weiß, ich weiß ;) hier ist aber etwas mehr Text *g* |