Zum Journalistentag in Frankfurt war eine kleine Runde zusammengekommen, die den Vorstand mit Fragen zeitlich unbeschränkt löchern durfte. Eine gute Veranstaltung. Über meine Eindrücke und wie ich die Mutares-Aktie bewerte, berichte ich an dieser Stelle.
Management hat noch viel vor In den kommenden Jahren hat das Management bei Mutares noch einiges vor. Der Spezialist für Restrukturierungsfälle hat mittlerweile einen hervorragenden Zugang zu Deals in ganz Europa. Insbesondere Konzernabspaltungen haben es dem Management angetan. Hier hat man sich einen guten Ruf erarbeitet und wird mittlerweile auch schon direkt von Unternehmen angesprochen. Die Deals kommen also zuerst auf den Schreibtisch von Mutares, bevor sie überhaupt an den Markt gehen. Ein klarer Wettbewerbsvorteil!
Das Wachstum des Umsatzes führt dabei zu steigenden Beratungseinnahmen. Wenn Mutares ein Unternehmen kauft, schickt es sofort eine „Task Force“ in das Unternehmen, die innerhalb einiger Monate den Turnaround erreichen soll. Am Anfang arbeiten 10 bis 15 Berater in einem Unternehmen, wenn die „härteste Phase“ abgeschlossen ist, sinkt die Anzahl der Berater wieder deutlich ab. Das Unternehmen zahlt letztlich für diese Berater. So plant Mutares bei 7 Mrd. EUR Umsatz im Jahr 2025 mit mindestens 125 Mio. EUR (wiederkehrenden) Einnahmen aus der Beratung. Das entspricht also gut 1,75 bis 2 Prozent des Umsatzes der Unternehmen, die sich Mutares an dieser Stelle sichert.
Besonders stolz ist Mutares darauf, dass man mit dem internationalen Autozulieferer Magna und Siemens Energy mittlerweile mehr als einen Deal abgewickelt hat. Das zeigt, die großen Unternehmen vertrauen Mutares und nehmen das Unternehmen als Partner wahr.
Exits führen zu hohen Erlösen Derzeit besteht Mutares etwa aus 25 Einzelunternehmen mit rund 5 Mrd. EUR an Umsatz. Mit dem Exit von SMP für 180 Mio. EUR Unternehmenswert gelang Mutares erst kürzlich ein Husarenstück. Das Unternehmen ist ein Hersteller von Stahlerzeugnissen. Den Umsatz steigert Mutares von 36 Mio. EUR in 2021 auf erwartete 137 Mio. EUR in 2023. Das EBITDA drehte das Team von Mutares im gleichen Zeitraum von -11 Mio. EUR auf +19 Mio. EUR! Neben steigenden Stahlpreisen sorgte insbesondere die bessere Auslastung der Produktionskapazitäten und neue Kunden für die spektakuläre Entwicklung. Das Unternehmen konnte im Bereich der Luftfahrt stark wachsen.
So etwas gelingt natürlich nicht häufig und stellt eine Ausnahme dar. Es gibt auch Unternehmen, die wesentlich schlechter laufen und schon lange im Portfolio sind. Genannt seien hier Plati oder Gemini. Plati betreibt beispielsweise ein großes Werk in der Ukraine, was zum Verhängnis wurde. Dennoch, in Summe läuft es, das kann man so platt sagen. Ein Exit-Kandidat für die nächste Zeit ist die Beteiligung Donges. Weiterhin könnte Mutares Sabo verkaufen. Für Newsflow ist also weiter gesorgt.
Amaneos, ein IPO-Kandidat Mit Amaneos formt Mutares derzeit einen großen Automobilzulieferer aus verschiedenen Portfoliounternehmen. An 30 Standorten weltweit produziert das Unternehmen Kunststoffteile. Zu den größten Kunden zählen Daimler oder BMW. Das Unternehmen soll bei 1,2 Mrd. EUR Umsatz etwa 8 Prozent EBITDA-Marge erreichen können. Das würde einem EBITDA von 96 Mio. EUR entsprechen. Das EBIT des Unternehmens dürfte bei etwa 30 Mio. EUR zu verorten sein. Den Capex sieht Mutares bei etwa 5 bis 7 Prozent pro Jahr. Besonders stark klingt das nicht, aber es dürfte trotzdem ein deutlich positiver Wert entstehen, und das zählt. Selbst investieren würde ich aber wohl nicht.
Derzeit verfügt Mutares über eine Pipeline an 91 Kaufkandidaten mit rund 12,4 Mrd. EUR an Umsatz. Es gibt also viel zu tun. Nur ein Bruchteil landet freilich im Portfolio. Die Dividende verorte ich nach dem Gespräch bei 2 EUR für das Geschäftsjahr 2022. Auch die Unternehmensanleihe, die ich selbst halte, ist interessant. Sie wirft derzeit über 10 Prozent an Zinsen ab. Ist aber natürlich spekulativ. Die Basisdividende könnte Mutares bald nach oben setzen, um so die operative Stärke zu unterstreichen.
Fazit: Derzeit läuft es für Mutares. Sogar in die USA und nach China will das Unternehmen mit eigenen Niederlassungen expandieren, um mehr internationale Deals zu machen. Der Investmentcase ist voll intakt. Dennoch sollten sich nur spekulative Anleger mit den Papieren beschäftigen. Nach dem Dividendenabschlag könnte die Aktie bei Kursen um oder unter 20 EUR wieder interessant sein. Mit den Wellen im Kursverlauf müssen Anleger ein wenig „spielen“. |