Die verhaltene Marktreaktion auf die Ankündigung einer Kapitalerhöhung und eines Listings an der Nasdaq durch GPC Biotech ist wenig verwunderlich. "Da stehen jetzt diejenigen, die eine Verwässerung des Kurswerts befürchten, denjenigen gegenüber, die ein Listing an der Nasdaq befürworten", resümiert Analyst Hanns Frohnmeyer im Gespräch mit vwd. Klar sei jedenfalls, dass die Kapitalerhöhung vorwiegend von US-Investoren gezeichnet werden dürfte und das Unternehmen dort stärker in den Blick von Investoren rücken soll. Unklar sei hingegen, wieviele Aktien GPC zu welchem Zeitpunkt emittiert und wofür es das frische Kapital im Detail verwenden will.
"Angesichts der undetaillierten Angaben ist die Meldung von GPC so eigentlich nicht veröffentlichungswürdig", meint der Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Jahrelang habe das Unternehmen auf seinen hohen Cash-Bestand verwiesen, und nun kündige es eine Kapitalerhöhung an. Offensichtlich wollten die Martinsrieder ihre Barmittel nicht aufzehren. Nachvollziehbar sei jedenfalls die Absicht, mit dem neuen Kapital zusätzliche Studien für das Anti-Krebs-Medikament Satraplatin zu finanzieren. GPC müsse aktiv werden, um die geschätzten 500 Mio USD Umsatzpotenzial aus dem kompletten Anwendungsgebiet des Medikaments sicherzustellen.
GPC Biotech habe sich immer mehr zu einem "Ein-Produkt-Unternehmen" entwickelt, fährt Frohnmeyer fort. Zwar sei Satraplatin breit anwendbar und kein spezielles Krebsmedikament. Für eine so genannte Off-Label-Nutzung - eine Anwendung über die Indikationen hinaus - müsse GPC aber zusätzliche Studien durchführen. Diese seien teuer, die Kosten jedoch nur schwer abschätzbar. An der Studie für die klinische Phase III hätten beispielsweise 800 Probanden teilgenommen, sagt der Analyst. Studien erhöhten aber die Sicherheit für die Patienten. Grundsätzlich zeichne sich Satraplatin - im Gegensatz zu anderen Produkten - durch geringe Nebenwirkungen aus.
Für ein Listing an der Nasdaq spricht nach Ansicht des LBBW-Analysten die relativ hohe Bewertung von Biotech-Aktien in den USA. Frohnmeyer verweist auf MediGene. Deren Kapitalerhöhung sei nahezu komplett von Orbimed gezeichnet worden, einem Großinvestor mit Schwerpunkt Pharma. "MediGene erschienen dem Investor offensichtlich als günstig", sagt der Analyst. Andererseits falle es ausländischen Unternehmen schwer, aus der Masse der dort gelisteten Biotech-Werte herauszuragen. +++ Benjamin Krieger |