von Jenny Genger, Hamburg Für den Touristikkonzern TUI geht die Übernahme der kanadischen Reederei CP Ships in die heiße Schlussphase. Am Freitag endet die offizielle Frist für das Kaufangebot an die bisherigen Aktionäre der Containerlinie.
Michael Frenzel, Vorstandsvorsitzender von TUI
Der Zeitrahmen könnte jedoch möglicherweise noch bis Anfang kommender Woche verlängert werden. Das erfuhr die FTD von Personen, die an der Transaktion beteiligt sind. Denn der Abschluss hängt den Angaben zufolge von der Zustimmung der Europäischen Wettbewerbskommission ab. Die wollte die Prüfung ursprünglich längst abgeschlossen haben, hatte die Untersuchung dann jedoch ausgedehnt. Bis spätestens kommenden Dienstag will die EU ihre Entscheidung mitteilen.
TUI-Chef Michael Frenzel hatte im August angekündigt, 2 Mrd. Euro für die Nummer 16 im internationalen Containerlinientransport zu bieten. Durch die Übernahme will er die eigene Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd zur weltweit fünftgrößten Reederei ausbauen. Das Management der Reederei CP Ships hat ihren Aktionären den Zuschlag empfohlen. Die Anteile sind breit gestreut, vor allem unter Fondsgesellschaften. TUI zahlt den Eignern 21,50 $ pro Aktie - 9,7 Prozent mehr, als die Papiere vor Bekanntgabe des Angebots wert waren.
Hohe Hürden für feindliche Übernahmeangebote
Läuft alles nach Plan, wird TUI die Übernahme bereits in wenigen Wochen abschließen können. Im ungünstigsten Fall zieht sich das Ganze bis Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres hin. Das hängt zum einen davon ob, wie viele Aktionäre auf Anhieb bereit sind, sich von ihren Anteilen zu trennen. Zum anderen könnte die EU noch eine zweite Untersuchungsphase von vier Monaten anhängen. Komplett durcheinander geraten würde der Fahrplan, falls unerwartet doch noch ein weiterer Kaufinteressent ein Gegenangebot für CP Ships abgeben sollte.
Die Hürden für eine solche feindliche Übernahme sind jedoch hoch. Mittlerweile rechnen Experten auch nicht mehr damit. Denn der wahrscheinlichste Kandidat für einen solchen Angriff ist offiziell aus dem Rennen: Die französische Reederei CMA CGM hatte Mitte September erklärt, kein Gegenangebot mehr abzugeben. Damit hatte sie zuvor noch gerungen. Denn das französische Unternehmen hatte den Einstieg in Kanada fest beabsichtigt, war aber von dem Auftauchen der TUI überrascht und vom hohen Preis abgeschreckt worden. Stattdessen schlug CMA CGM Anfang September für 600 Mio. $ beim Verkauf der Schifffahrtssparte des französischen Wettbewerbers Balloré zu.
Seit die CMA CGM abgewinkt hat, pendelt die CP-Ships-Aktie konstant auf Höhe der TUI-Offerte. Zuvor waren die Papiere auf Grund des erwarteten Gegenangebots bis auf knapp 23 $ angestiegen. TUI-Chef Frenzel hatte erklärt, sich nicht zu jedem Preis auf einen Bieterwettbewerb einzulassen.
TUI gibt keine Auskunft darüber, wie viele CP-Ships-Aktionäre das Kaufangebot bislang angenommen haben - genau so wenig wie über das weitere Verfahren der Transaktion.
Die nächsten Schritte
Angebotsfrist Offiziell können die CP-Ships-Aktionäre bis zum 7. Oktober ihre Anteile an TUI verkaufen. Mindestens zwei Drittel der Papiere muss TUI nach kanadischem Recht in diesem ersten Schritt in ihren Besitz bekommen. Dann hat der Konzern die Möglichkeit, auch den Rest in einem zweiten Schritt einzufordern.
Kartellbehörden Spätestens bis zum 12. Oktober will die EU-Kommission sich zu der Übernahme äußern. Eine Zustimmung unter geringen Auflagen wird erwartet. Möglich wäre eine weitere viermonatige Prüfung; eine Ablehnung gilt als unwahrscheinlich.
Übernahmeabschluss Sollte TUI im ersten Schritt bereits mehr als 90 Prozent der CP-Ships-Aktien einsammeln, können die restlichen Aktionäre innerhalb weniger Wochen ebenfalls zum Verkauf gezwungen werden. Bei unter 90 Prozent müsste TUI den Rest über ein aufwändigeres Gerichtsverfahren eintreiben, das zwei bis drei Monate dauern könnte.
Integration Sobald die Kartellämter der Übernahme zustimmen, kann der Zusammenschluss von Hapag-Lloyd und CP Ships umgesetzt werden; die Vorbereitungen dazu laufen bereits. |