(von mir), die ich den Bärenthread-Lesern nicht vorenthalten möchte
VT on
Trump hatte im Sommer 2019, als US-Aktien schwächelten, gedroht, Chef-Fed Powell zu "feuern", wenn dieser nicht spurt. Mit "spuren" meinte er, dass Powell gefälligst - wie sein "fähiger" (so Trump) Kollege Draghi bei der EZB - die Zinsen wieder auf Null senkt und neues QE auch in USA einführt.
Ärgerlicherweise jedoch hatten Yellen und ihre Fed-Kollegen in der Zeit davor eine "Rückkehr zur Normalität" in der Geldpolitik die Wege geleitet. Die Bankenkrise 2008 wurde für endgültig beendet erklärt, die Leitzinsen sollten langsam wieder auf die Inflationsrate (2 % oder höher) erhöht werden, und die aufgeblasene Bilanz der Fed sollte langsam abgebaut werden. Powell setzte diese Politik zunächst fort. Die Leitzinsen stiegen bis 2 %, und die Fed-Bilanz schrumpfte seit Ende 2017 deutlich (Chart in # 041).
Trump jedoch gefiel das nicht (siehe erster Absatz).
Für Powell stellte sich nun die schwierige Frage, wie er die Geldpolitik wieder auf "Voll-Blähung" umpolen konnte, ohne erkennbar den Weg der Tugend, den Yellen und Co. vorgegeben hatten, zu verlassen.
Die drei Leitzinssenkungen, die Powell in 2019 vonahm, ließen sich noch einigermaßen rechtfertigen, weil sich einige US-Makrodaten verschlechtert hatten. Auch wenn Powell im Dezember 2018 noch vier weitere Zinsererhöhungen für 2019 in Aussicht gestellt hatte. Aber man kann sich ja mal versprechen.
Weit schwieriger umzusetzen war Trumps Wunsch nach neuem QE. Denn QE ist bekanntlich eine Maßnahme für akute Krisenlagen. Draghi hat mit seiner PIIGS-Dauer-Malaise gut lachen. Aber in USA ist die Zeit - mit ständig neuen Aktien-ATHs - erkennbar nicht reif für neues QE.
Da kam Powell auf die geniale Idee, das neue QE klammheimlich über eine neu inszenierte Repo-Krise vom Knie zu brechen. Es folgten Hinterzimmergespräche mit JPM und Co.. Powell und die vier Großbanken, die in USA den Großteil der Repo-Liquidit bereitstellen, einigten sich darauf, diese Liquidität in einer Nacht-und-Nebel-Aktion schlagartig verpuffen zu lassen. Das geschah dann auch am 16. September. Der Tag war günstig, denn es gab eh viele Finanzmarkt-Transaktionen (Steuervorauszahlungen), und JPM band seine zuvor freien Repo-Mittel durch den Kauf einer massiven Staatsanleihen-Position im Wert von über 100 Milliarden Dollar.
Wie von Powell und JPM "gewünscht", schossen daraufhin am 16. Sept. schlagartig die Übernacht-Zinsen nach oben - auf teils bis 10 Prozent.
Angesichts dieser "immensen Notlage" blieb Powell "leider gar nichts anderes übrig", als die Märkte sofort und "alternativlos" mit Unmengen an Fed-Rettungsgeld zu fluten, um sie vor dem "sonst unvermeidlichen Zusammenbruch" zu bewahren. (In ganz ähnlicher Weise hatte 2008 der damalige US-Finanzminister und vorherige GS-Chef Hank Paulson "gepokert" - siehe mein Posting "Die Goldman-Verschwörung" aus 2009.)
Damit war QE4 - das Trump ja lautstark gefordert hatte - inoffiziell in die Wege geleitet. Powells Trick besteht darin, bis heute standhaft und mit zig fadenscheinigen Argumenten zu leugnen, dass es sich dabei um neues QE handelt. Ein Blick auf die Fed-Bilanz zeigt freilich, dass er lügt.
Als Belohnung für diese "konstruktive Zusammenarbeit" drückte Powell nun beide Augen zu, als JPM und die anderen Großbanken im September massenhaft FANG-Aktien zu kaufen begannen. Denn eigentlich war dies, zumindest wenn die Hinterzimmergespräche jemals publik geworden wären, ein verbotener Insiderhandel, der die Börsenaufsicht SEC auf den Plan gerufen hätte. Die Großbanken hatten die Repo-Krise, an der sie mit QE-Aktienlongs verdienten, ja letztlich selber erzeugt. Aber für den guten Zweck, ihm den ersehnten Grund für neues QE freihaus geliefert zu haben, ließ Powell die Banken in Ruhe zocken. Hohe Aktienstände sind ja etwas, was auch Trump gefällt.
Trump ist mit Powell jetzt äußerst zufrieden. Aktien stehen im Wahljahr am ATH. Und Powell kann wie erwünscht - auch wenn die Fed-Bilanz ihn Lügen strafend - behaupten, dass ja gar kein neues QE am Laufen sei. Die Fed gehe nur gegen die Reste der Repokrise vor.
Die Aktienanstiege seien vielmehr eine ganz natürliche Marktentwicklung. Nichts anderes als jener Aufschwung, den Trump bereits 2016 seinen Wählern versprochen hatte - und der nun zeigt, welch geniales Finanzgenie Trump auch im Präsidentenamt sei.
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