Hamburg (aktiencheck.de AG) - Der Analyst von SES Research, Dr. Karsten von Blumenthal, empfiehlt weiterhin, die Aktien von Conergy (ISIN DE0006040025 / WKN 604002) zu verkaufen.
Auch nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung von Conergy um EUR 400 Mio. erscheine das Unternehmen weiterhin verwundbar. Nur ein kleiner Teil der Erhöhung könne zur Ankurbelung des Geschäfts genutzt werden (60 Mio. für die Erhöhung des Working Capital, 35 Mio. an zusätzlicher Liquidität), der restliche Betrag werde zur Schuldentilgung, weiteren Restrukturierung und Bezahlung der Kapitalerhöhung benötigt. Mit etwa EUR 400 Mio. sei die Verschuldung von Conergy nach wie vor hoch.
Aus mehreren Gründen sei mit weiterem Druck auf den Aktienkurs zu rechnen: Der Solarmarkt verschlechtere sich rapide. Gewinnwarnungen von Q-Cells, Solon, MEMC und verschiedenen chinesischen Marktteilnehmern würden auf ein schwieriges Jahr 2009 hindeuten. Ein Überangebot an Modulen und zusammenbrechende Modulpreise dürften nach Ansicht der Analysten nicht hilfreich sein, um die Wettbewerbsfähigkeit von Conergys nur teilweise funktionsfähiger Solarfabrik in Frankfurt/Oder zu erreichen.
Eine bisherige Stärke von Conergy sei die Entwicklung von großen Solarparks gewesen. Diese seien von der neuen Beschränkung des Zubaus in Spanien auf 233 MW für Freiflächen besonders betroffen, da das Solarparksegment etwa 95% des spanischen Marktes ausmache (2008e: ca. 2 GW). Hinzu komme, dass es aufgrund des Credit Crunch vor allem für große Solarprojekte sehr viel schwieriger werde, das erforderliche Fremdkapital aufzutreiben. Das Gesamtbild werde durch sporadische Erfolge wie z.B. das 2 MW Solarparkprojekt in Saudi Arabien nicht verändert. Dasselbe gelte für die Einrichtung eines grünen Energiefonds in Asien in einem JV mit GE Financial Services, der die Investition von USD 250 Mio. innerhalb der nächsten fünf Jahre vorsehe. Dies dürfte nach Meinung der Analysten eher eine Antwort auf die nachlassende Nachfrage sein und ein Versuch, die Effekte der Finanzmarktkrise zu dämpfen, als eine aggressive Eroberung von neuen Märkten.
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Während die Konsensschätzungen für viele Solarunternehmen in den letzten Wochen erheblich gesenkt worden seien, seien die Schätzungen für Conergy recht solide geblieben. Angesichts der düsteren Nachfragesituation könne davon ausgegangen werden, dass die Prognosen für 2009 zu ambitioniert seien.
Conergy habe derzeit ein Konsens-EV/EBIT von 25 für 2009 und 13 für 2010. Dies sei weit höher als das EV/EBIT der Peer Group von 7 für 2009 und 5 für 2010. Unter der Berücksichtigung, dass Conergy nach Meinung der Analysten schwächer aufgestellt sein dürfte als die meisten Wettbewerber, erscheine dieser Bewertungsaufschlag gänzlich ungerechtfertigt.
Nach der Kapitalerhöhung halte die Dresdner Bank 39% der Anteile an Conergy. Die Bank habe bereits angedeutet, dass sie beabsichtige, den Anteil eher früher als später zu verkaufen. Dies dürfte nach Meinung der Analysten weiteren Druck auf den Aktienkurs ausüben. Angesichts der sich verschlechternden Nachfrage im Solarbereich und der weiterhin hohen Verschuldung sollte der Newsflow nach Ansicht der Analysten negativ bleiben. Daher würden die Schätzungen für Conergy für die Jahre 2009 und 2010 reduziert. Ein aktualisiertes DCF-Modell, in dem die steigenden Risiken berücksichtigt werden, führe zu einem neuen Kursziel von EUR 0,50.
Die Analysten von SES Research empfehlen weiterhin, die Aktien von Conergy zu verkaufen. (Analyse vom 17.12.2008) (17.12.2008/ac/a/t) |