'...Romantik: In ihrer aufklärerischen Form geht es m.E. vielmehr darum, der apollinischen Ratio keine Totalherrschaft zu überlassen, so nützlich und großartig sie auch in vielen Bereichen ist, sondern auch die dionysischen animal spirits in sinnvoller Weise zu integrieren. ...darum Aufklärung nicht zu einer Totalität werden und damit am Ende in ihr Gegenteil umschlagen zu lassen....'
Das Problem verläuft nicht zwischen Aufklärung und sich ihr stets entziehenden Animal Spirits, sondern beschreibt eine Aufklärung, die unvollständig geblieben ist oder nur als blosse rationale Form existiert und bereits deshalb die Bewegungsgesetze der Animal Spritits nicht reflektieren geschweige integrieren kann. Sie schlägt um in Mythos und am Ende ins Totalitäre, weil und solange sie sich nicht davon lösen kann, dienendes Instrument der Selbsterhaltung, der Natur- und Weltbeherrschung zu sein - so jedenfalls die Erfinder dieser Denkfigur.
'...Der Weg zum Freischwimmer besteht darin, ersteinmal richtig schwimmen zu lernen ;) danach kann man es dann auch frei versuchen. Wer die Formlosigkeit beherrschen möchte muss (in der Regel) erstmal die Form richtig lernen ...eine dieser herrlichen Paradoxien des Lebens ...'
Fine formuliert. Gemeint war oben das ambivalente Verhältnis zur überkommenen Form, das sowohl als Fessel wie als Sicherheit auftritt und erfahren wird. Den steinigen Weg der Emanzipation zu beschreiten heisst eben auch, wirklicher oder vermeintlicher Sicherheit verlustig gehen zu müssen. Im globalisierten Cap kommt Emanzipation als Imperativ gerne durch die Hintertür, ankündigungslos und allenfalls rudimentär vermittelt. Die einen sehen und ergreifen die Chance, die anderen sehen und fürchten den Verlust und gehen in die - letztlich stets erfolglose - Revolte.
'...Die islamistischen oder völkischen Bewegungen würde ich allerdings nicht unter Romantik, wie sie als dialektisches Gegengewicht zur vorherigen Klassik geschichtlich aufgetreten ist, subsumieren wollen. auch wenn sich dort in einem allgemeineren Sinne natürlich zweifellos romantisierende Elemente finden lassen...'
Sie sind romantisch im oben angedeuteten Sinn, insofern sie drohende Verlusterfahrungen abwehren und bereits eingetretene rückabwickeln zu suchen. Darin eingebettet das Motiv, sich selbst womöglich zum ersten mal als heroisch erfahren und dem eigenen Leben eine 'echte' Bedeutung verleihen zu können. Dies erklärt auch das rauschhafte Moment, wenn der kleine Mann 'in den Widerstand' geht.
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