In jedem Fall einige gute und keineswegs unberechtigte Einwände, die Du da bringst. Du kannst eben auch anders ;)
Die Psychologie des "Law of Attraction" sehe ich eher als ein außerordentlich nützliches Werkzeug an. Genau so, wie auch ein Schraubenzieher ein ausserordentlich nützliches Werkzeug ist, gilt dies aber nur für bestimmte Anwendungen. Wenn man damit etwa versuchte, einen Nagel in die Wand zu schlagen würde es auch hier etwas merkwürdig werden. Und selbst dann, wenn man ihn an den richtigen Stellen einsetzt, reicht er in der Regel alleine noch nicht aus, um ein positives Ergebnis zu erzielen.
Der Witz dabei ist u.A. die Selbstmobilisierung, das siehst Du völlig richtig, aber nicht ausschließlich. Es geht hier auch um Selbstoptimierung in einem viel weiteren Sinne. "What you think, has the tendency to become what you'll get with an enhanced probability" ist dann auch nur einer der Bausteine des "Law of Attraction"
Es geht dabei, wie oben im Clip ja auch angesprochen, nicht nur um den Bereich der positiven Visualisierung und des bewußten Denkens, sondern gerade eben auch um den Bereich von unterbewußten systematischen Selbstsabotageprogrammen, die es zu identifizieren und zu verändern gilt! Es geht eben auch um Selbsterkenntnis und die Wichtigkeit, sich aus der eigenen Komfortzone heraus zu bewegen, wenn man gewisse Dinge verändern möchte!
Dass diese Dinge für den Erfolg, auf welchem Gebiet auch immer, keineswegs aureichen und noch einige andere wichtige Dinge hinzukommen müssen, neben einem gewissen Minimum an persönlicher Begabung vor allem auch ein erheblicher persönlicher Einsatz und nicht zuletzt eben auch das kleine Quentchen Glück, das man immer braucht, sollte dabei jedem klar sein.
Genauso wie der Umstand, dass sich durch positives Denken Schicksalsschläge nicht vermeiden lassen (für keinen von uns) Der Umgang damit ließe sich allerdings gestalten. Nur ein falsch verstandenes bzw. ein im kindlichen Stadium stehengebliebenes positives Denken überschritte dabei die Grenze zum Wahn, wobei das natürlich immer wieder vorkommt. Das unreife positive Denken redet sich ein, nur positiv denken zu müssen und alles würde gut. Das reifere positive Denken, weiß hingegen dass es dem Unvermeidlichen machtlos gegenüber steht, zieht es aber vor, zu hoffen und den guten Ausgang zu visualisieren und sorgfältig alles zu tun, was hingegen in seiner Macht steht. Den Rest legt es mit dem Bewußtsein der Stoiker in die Hände des Schicksals.
"sachlich unhaltbaren Begriff des Denkens wie von Kausalität"
Nur dann, wenn der Glaube an das Law of Attraction zu einer Art magischen Denken würde. Äußerliche von dem eigenen Selbst völlig unabhängige Geschehnisse lassen sich durch welche Selbstmotivierungs-oder Selbstoptimierungsprozesse auch immer selbstverständlich nicht verändern. Wer dieses Prinzip so verstehen möchte, hätte m.E. nicht ganz verstanden, worum es dabei tatsächlich geht.
Was sich damit tatsächlich und wirklich klar verbessern lässt, ist hingegen die eigene performance im weitesten Sinne - Motivation, Skill, Abläufe und Routinen, Vertrauen, beherztes Zugreifen und richtiges Erkennen von Chancen und Gelegenheiten, das Bewußtsein für den Bereich des grundsätzlich Möglichen und nicht zuletzt auch die eigene Überzeugungskraft, die eigene Stimmung und aufgrund all dieser Dinge letztlich auch die Außenwirkung.
"Nicht zufällig erreicht der Verbrauch an Psychopharmaka bei den Anhängern dieser Lebensphilosophie astronomische Volumina." Ja, ist das so? Wie machst Du denn da die Rechnung auf? Werden alle U.S.amerikanische Bürger da etwa einfach als Anhänger des law of attraction eingetütet? Das wäre mir etwas zu voreilig XD
Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass Personen, die von Haus aus an einer bipolaren Störung leiden, in ihren hypomanischen und manischen Phasen zu einem magisch gefärbten übersteigerten positiv thinking neigen. Für diese Leute wäre dieses nützliche Werkzeug in diesen Phasen sicher eher kontraproduktiv.
Diese Philosophie hat in seiner energetischen Qualität tatsächlich schon einen kleinen Zug ins Manische, für die meisten m.E. allerdings durchaus in einem äußerst positiven Sinne.
".....sprich die Fähigkeit, wie ein Kind zu glauben." Vielleicht... vor allem bedarf es m.E. aber der Fähigkeit, sich die Begeisterungsfähigkeit eines Kindes und den staunenden Blick durchs Leben zu erhalten.
"in denen alle Prognosen, alle Wahrscheinlichkeiten 'against all odds' geschlagen werden." Es geht eben nicht darum, an das Unwahrscheinliche zu glauben und "against all odds" einen anderen zu schlagen, sondern es geht darum "sich selbst" zu schlagen! Darum, sich von unbewußten Selbstsabotageprogrammen frei zu machen. Eine Garantie ist das natürlich für gar nichts, aber eine Verbesserung der eigenen Voraussetzungen, und was will man mehr?
Diese Philosophie findet übrigens nicht nur in Amerika seine Wurzeln sondern auch bei uns. Die Diskussion des pro und contra von solchen Konzepten positiven Denkens erinnert mich z.B. an den alten Disput zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger über die Angst. Letzlich ist es dieselbe Frage, um die es dabei doch im Kern zu gehen scheint. Auch hier würde ich übrigens darauf tippen, dass wir beiden mal wieder in unterschiedlichen Lagern stehen.
https://books.google.de/...q=cassirer%20heidegger%20angst&f=false |