Notenbanker vor Kapitulation!
07:00 Uhr | Uli Pfauntsch Ich verfolge die Märkte bereits seit mehr als 20 Jahren, doch was wir binnen einer einzigen Woche an makroökonomischen Einschlägen erlebt haben, übertrifft sogar meine Erfahrungen während der chaotischen Finanzkrise 2008/2009. Hier einige der wichtigsten Beobachtungen: Die Federal Reserve crasht mit ihren aggressiven Zinsanhebungen den globalen Bondmarkt, die Aktienmärkte, den Häusermarkt - und die gesamte Wirtschaft.
Illiquide, volatile und dysfunktionale Bondmärkte haben das Potenzial, ganze Volkswirtschaften zu zerstören. Und exakt das erleben wir nun in 2022. In Großbritannien hat die Bank of England die Kontrolle über ihren Bondmarkt verloren. Die Regierung kündigte massive Steuersenkungen an - gleichzeitig hatte die Bank of England geplant, Anleihen zu verkaufen um so die Bilanz zu schrumpfen.
Doch man hat die Rechnung ohne die Investoren gemacht. Wenn diese dem Staat nicht mehr zutrauen, seine Schulden zurück zu bezahlen, verabschieden sie sich aus den Bonds und die Zinskosten steigen. Die Folge: Die Realrenditen in Großbritannien schossen binnen weniger Monate von -4 Prozent in den positiven Bereich, gleichzeitig stürzte das Britische Pfund zum Dollar auf den tiefsten Stand aller Zeiten ab.
Das ist nicht der Chart eines Shitcoin oder Pennystock, sondern die Wertentwicklung der 40-jährigen Staatsanleihe des Vereinigten Königreich. Investoren, die im Dezember zu fast 100 Pfund eingestiegen sind (da sie dachten, dass Anleihen risikofrei sind), bekommen jetzt noch 25 Dollar/Pfund. Dennoch beläuft sich die Rendite auf nur 4,7 Prozent.
Der Euro befindet sich im freien Fall und sank zum Dollar auf 0,95 ab. Betrachtet man die Europäische Union als Aktie, gibt der Euro einen guten Eindruck über den wirtschaftlichen Zustand. Die Flucht aus dem Euro beginnt mit der Befürchtung über eine bevorstehende Desindustrialisierung der größten Volkswirtschaft, Deutschland. Massive Probleme ebenfalls bei der Bank of Japan, die dem Sturz des Yen auf ein 24-Jahrestief zum Dollar nichts entgegenzusetzen hatte.
Vom Jahreshoch sind im US-Bond- und Aktienmarkt bereits knapp unvorstellbare 60 Billionen Dollar vernichtet - 2022 ist damit auf dem Weg zum schlimmsten Börsenjahr seit 1931.
Die Aktie der Credit Suisse ist auf ein Allzeittief eingebrochen und wird in Marktkreisen als "zweite Lehman Brothers" gehandelt. Investoren versuchen Risiken abzuhedgen, indem sie Credit Default Swaps (Kreditausfallversicherungen) im Wert von Milliarden kaufen (ähnlich wie zur Finanzkrise). Doch hätte die Regierung die Banken in 2008 nicht mit Billionen Dollar Steuergeldern gerettet, wäre der Wert der CDSs ebenfalls auf Null gesunken.
Notenbanker vor Kapitulation - dieses Szenario zeichnet sich ab!
Eines sollte klar sein: Setzen die Notenbanken ihre Zinsanhebungen fort, wird die Anleihe-Blase platzen und es wird zu einem Kaskadeneffekt an Kreditausfällen und Pleiten kommen. Mit dem Platzen der Bond-Blase würde der Häusermarkt einbrechen und systemrelevante Banken und Finanzinstitute erneut vor dem Ruin stehen.
Finanzunternehmen sind in komplexer Weise miteinander verbunden und wir haben in 2008 erlebt, dass der Ausfall eines Unternehmens zu einer plötzlichen und chaotischen Schuldenabwicklung auf globaler Ebene führen kann.
Wird Liquidität abgezogen und die Zinsen schießen in die Höhe, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass verschuldete Unternehmen pleitegehen von Tag zu Tag. Ein Albtraum der Notenbanker wäre eine wirtschaftliche Depression wie zur Weltwirtschaftskrise in 1929.
Es zeichnet sich nun immer mehr das (wahrscheinlichste) Szenario ab, dass Notenbanker beim Anzeichen eines systemischen Risikos unmittelbar und hart umschwenken.
Die Bank of England musste als erstes kapitulieren - die anderen Notenbanken werden folgen. Das Mittel der Wahl besteht aus drei Buchstaben "YCC" (Yield Curve Control) und wird die Märkte erneut auf den Kopf stellen: Bei der Zinskurvenkontrolle setzt die Notenbank einen längerfristigen Zins fest und kauft dann so viele Anleihen wie nötig, um dieses Zins-Ziel zu erreichen.
Ein anderes Wort für Gelddrucken! Es bedeutet nichts anderes, als dass die Schleusen geöffnet werden, um die Staatsfinanzierungen zu ermöglichen. Die Inflation wird für lange Zeit anhaltend hoch bleiben und diese Maßnahme wird gleichzeitig den neuen Superzyklus für Gold, Silber und Rohstoffe starten - mit Uran und Uranaktien als bestem Play in diesem Jahrzehnt!
© Uli Pfauntsch www.companymaker.de
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