=> Das Fazit findet ihr am Ende des Berichtes.
Disclaimer: Ich war selbst bei VBX beschäftigt und kenne daher den Laden. Ich war nicht in der Position das ich hochsensible Informationen erhalten habe bzw. es ist auch schon länger her das ich ausgeschieden bin, ich kenne aber Leute, Kunden, Management und Geschäftsmodell. Alles detaillierten Infos die ich teile, lassen sich auch via Google finden. Ich möchte hier meine Meinung zum Interesse aller wiedergeben.
Das Geschäftsmodell: VBX hat ein interessantes Geschäftsmodell. Die Elektrifizierung erhält langsam, aber stetig in vielen technischen Bereichen Einzug. Von Bergbaufahrzeugen (Joy global), hinüber zu Flurfahrzeugen, Landtechnik (Schäffer Hoflader) bis hin zu Bussen (Etrofit). Man sieht also: Die Kundensegmente sind durchaus interessant und viele Anbieter benötigen eine "customized solution", weil sie für die Big Batterie-Player alá CATL, LG Chem, etc. einfach zu klein sind.
Was Voltabox allerdings nicht ist, ist ein Serienfertiger mit automatisiertem Hochdurchsatz. Auf der Website wird zwar beworben "Baukastenprinzip", aber wer einmal den Entwicklungsprozess bzw. die Produktionslinie von innen gesehen hat, weiß: Hier wird vieles nur semi-automatisiert hergestellt. Es ist weiterhin viel Handarbeit im Spiel. Auch gibt es keinen seriellen "Baukasten", den VBX zusammensteckt und fertig ist es. Und das ist natürlich für viele Kunden ein Problem, weil VBX damit relativ teuer wird. Im Kontrast zu dem Kundenportfolio steht allerdings jemand der genau das Gegenteil will. Und das ist der Eigentümer Hr. Frers. Ich möchte den CEO Jürgen Pampel ausdrücklich in Schutz nehmen. Er ist ein "Guter" und eigentlich nur ausführende Kraft fürs Hr. Frers Gedanken. Frers ist und bleibt der Hauptbestimmende in dem Unternehmen und geht dort täglich ein und aus.
Das Problem von VBX: Und Frers ist das Problem. Eine Mischung aus reduzierter sozialer Kompetenz (cholerisch und wenn ihm eine Nase nicht gefällt wird der Betroffene auch mal gekündigt) und dem "Wahn" ein Autoplayer zu sein, sind m.M. nach Hauptgrund für den Niedergang von Voltabox. VBX ist für Frers nur ein Mittel zum Zweck. Eigentlich will er ein Autobauer sein! Jaja, klingt verrückt, ist aber so. Seine Marke "Artega" (die er bereits einmal in den Sand gesetzt hat), hatte er wiederaufleben lassen und wollte Super-Elektro-Sportwagen bauen. Als er merkte das ihm andere den Rang abgelaufen haben, stieg er um auf den Artega "Karo" und will eine elektrifizierte "Knutschkugel" vertreiben. M.m. ist auch hier das Scheitern bereits absehbar. Die Zweigstelle in Aachen, die Elektromotoren entwickeln sollte, war ein weiteres Mosaik in diesem Wahnsinn. Bei VBX werden viele Ressourcen hinsichtlich der Autovernarrtheit des Eigentümers aufgewendet, was nicht sein dürfte.
Zu den Finanzen: Dazu äußere ich mich mal nicht ;). Nur das mit jedem nicht eingehaltenen Versprechen das Vertrauen ein Stück weiter zerstört wird. Ehrlich gesagt frag ich mich, was die institutionellen Anleger dazu sagen, die zum Börsengang mit eingestiegen sind?!
Zum Verkauf: Ich persönlich glaube Frers steht das Wasser bis zum Hals oder er merkt langsam das er mit seiner Strategie das Ding vor die Wand fährt. Auch im Hinblick auf seine Firma Paragon. Diese hat die letzten Jahre Verlust eingefahren und er muss in den kommenden Jahren (2022 + 2024) zwei Anleihen im Umfang von ~80 Mio. Euro zurückzahlen. Wie also zurückzahlen, wenn Paragon Verluste macht, VBX Verluste macht und er sein "Autohobby" Artega noch querfinanzieren will? Das kann nicht gut gehen. Ich glaube das Frers verkaufen MUSS, sonst gehen sowohl Paragon als auch VBX vor die Hunde. Denn VBX geht das Geld aus. Das sieht jeder, der einen Blick in die Bilanzen wirft und langsam wird es eng. Die betriebsbedingten Kündigungen Anfang des Jahres belegen dies. Die 150 Mio aus dem Börsengang sind bald aufgebraucht und die Umsätze sind viel zu wenig für die ca. 100-120 großen Mitarbeiterstab, der jeden Monat Unmengen Geld verschlingt (dabei zahlt VBX noch nicht mal gut ;) )
Ganz interessant wird es übrigens, wenn Frers VBX nicht verkauft bekommt... wer mutig ist, shorted dann Paragon (die hat er übrigens auch schonmal in die Insolvenz geführt). Ganz spannend ist das nun angekündigt wurde, dass die Automobilsparte in Paragon überführt wurde. Eigentlich war das ein ganz gut laufender Bereich und es scheint mir das Frers VBX noch ausschlachtet, bevor die Firmen entflechtet werden. Die "Batterieentwicklung" ist m.M. übrigens komplett gefloppt. Es ist wieder ein Zeichen von Frers Größenwahn zu denken, eine so kleine Firma wie VBX ohne eigene Batterieentwicklungssparte, könnte aus dem Handgelenk eine Technologie entwickeln, die CATL, Samsung, LG Chem schlägt. Das Paragon hier "Abnehmer" ist, zeigt die hin-und-her Schieberei von Aufträgen und Geldern, das unter Frers Gang und Gäbe ist. Was mich nachdenklich stimmt ist der bereits lang angekündigte Verkauf von VBX. Der Abgang von Burkhard Leifhelm (Vorstand Produktion) deutete für mich stark daraufhin das ein neuer Eigner kommt und angefangen wird das Management auszutauschen, zumindest hatte ich es so rumoren hören. Dass der Verkauf weiterhin nicht stattgefunden hat, macht mich nachdenklich.
Fazit: Alles in allem hat VBX ganz sicher Potential und kann sich seine Nische suchen. Das ist allerdings nur möglich, wenn Frers keine signifikanten Anteile mehr hält. Spannend wird es, ob VBX verkauft werden kann, bevor VBX das Geld ausgeht. Wenn letzteres geschieht, wird es spannend ob auch Paragon das überlebt. Ich denke die Chancen Abwicklung vs. Zukunft stehen derzeit 3:1.
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