"EPO aus Schweizer Apotheken" Doping-Prozess: Simeoni belastet Sportarzt Ferrari
12.02.02 (rsn) - Der italienische Sportmediziner Michele Ferrari ist im Dopingprozess in Bologna schwer belastet worden. Der italienische Radprofi Filippo Simeoni gab am Dienstag zu, von Ferrari mit Epo und Wachstumshormonen gedopt worden zu sein.
«Mit Dr. Ferrari habe ich erst über Epo und dann über Hintergrund # Simeoni: So hat Ferrari Doping betrieben Wachstumshormone gesprochen», sagte Simeoni. Der jetzt für das italienische Team «Acqua e Sapone» fahrende Radprofi wurde nach eigenen Angaben von November 1996 bis November 1997 von dem umstrittenen Sportmediziner betreut. Simeoni ist der erste Radprofi, der im Prozess gegen Ferrari offen über Doping berichtet hat.
"März, April ging es um Andriol (Testosteron), das ich laut Ferrari nehmen musste nach intensivem Training", so Simeoni. Die Anklage legte Unterlagen vor, auf denen die Fahrer von Namen mit einem Stern gekennzeichnet wurden. Diese sollen ein Code gewesen sein dafür, dass Ferrari ihnen Dopingsubstanzen "verschrieb". "Die Sterne standen für Andriol", so Simeoni. "Ferrari hat hat zu mir gesagt, ich solle vorsichtig sein damit, es nicht zu nahe an einem Rennen nehmen, damit ich nicht positiv getestet werde."
"Ich bin nur einmal gesperrt worden und das nur, weil ich während der Ermittlungen und in Interviews gesagt habe, dass ich etwas genommen habe", sagte der Rennfahrer zur Wirksamkeit der Dopingkontrollen. "Um keine Probleme (bei Kontrollen) zu bekommen, hat Dr. Ferrari mir empfohlen, am Morgen vor den Tests Emagel zu nehmen und abends ein Produkt, das den Hämatokritwert senkt. EPO und Andriol habe ich in Schweizer Apotheken gekauft."
Ferrari ist ein Schüler des ebenfalls wegen systematischen Dopings vor Gericht stehenden Professor Francesco Conconi. Ferrari wird vorgeworfen, Ausdauersportlern Doping-Mittel verschrieben zu haben. Zu den «Patienten» des Italieners zählten Ex-Weltmeister Abraham Olano (Spanien), Axel Merckx (Belgien), Tony Rominger (Schweiz) und etwa auch der Kölner Andreas Kappes, der heute bei Sechstagerennen sein Geld verdient, wo niemand nach Doping fragt.
Auch der dreifache Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong hatte während der letzten Tour nach entsprechenden Medienberichten zugeben müssen, sich bis heute von Ferrari betreuen zu lassen. Ferrari sei ein "Ehrenmann", so Armstrong und er wolle erst dann darüber nachdenken, sich von seinem Betreuer loszusagen, wenn Ferrari verurteilt werde.
"Druck habe ich keinen verspürt, nachdem ich mich entschieden habe, offen auszusagen", erklärte Simeoni vor Journalisten nach seiner Zeugenaussage am Dienstag. "Aber wenn man sich entscheidet, diesen Weg zu gehen, zu sagen, was viele Leute auch wissen, aber nicht aussprechen, dann verspürt man schon schnell viel Antipathie."
Der Prozess gegen Ferrari, der die Vorwürfe bestreitet, wird am 19. Februar fortgesetzt. Dann wird die Zeugenaussage von Gianluca Bortolami erwartet, die eigentlich bereits am Dienstag erfolgen sollte.
Truth is stranger than fiction, because fiction has to make sense |