Kopf des Tages Georg Funke: Stiller Strippenzieher von Gerhard Hegmann
Georg Funke macht sich nicht viel aus den Insignien der Macht. Der Vorstandsvorsitzende der Hypo Real Estate (HRE) gilt als uneitel und als einer, der lieber tiefstapelt, als vollmundige Versprechungen abzugeben. Auch drängt es den 55-Jährigen nicht in die Öffentlichkeit. Funke dosiert die Zahl seiner Auftritte.
Am Montag war ihm die Aufmerksamkeit der Finanzwelt trotzdem sicher. Denn er landete einen Coup. In den vergangenen 18 Monaten hatte Funke geräuschlos eine Übernahme eingefädelt, die er nun auf einer Pressekonferenz vorstellte. HRE will für 5,7 Mrd. Euro die Depfa Bank übernehmen. Gelingt der Deal, würde das fusionierte Institut mit einem Schlag auf Platz vier der Liste der größten deutschen Banken landen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Funke die Branche überrascht. Vor vier Jahren geht HRE an die Börse, nachdem sie zuvor von der HypoVereinsbank (HVB) als eigenständige Gesellschaft abgetrennt wurde. Funkes Problem damals: Die HVB hat der HRE einen Teil ihrer deutschen Problemkredite als unliebsame Mitgift mitgegeben.
Dennoch gelingt es dem gebürtigen Gelsenkirchener, den gewerblichen Immobilienfinanzierer voranzubringen, Stück für Stück, ohne viele Worte darüber zu verlieren. Seit Ende 2005 notiert HRE im Dax.
Mit Immobilien groß geworden
Der studierte Betriebswirt Funke ist mit Immobilien quasi groß geworden. Zu Beginn seiner Laufbahn, 1984, steigt er bei der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank ein, einem der Vorläuferinstitute der heutigen HypoVereinsbank. 1998 geht er für die Hypo nach London und wird Leiter des Bereichs Immobilienfinanzierung. In der europäischen Finanzmetropole lernt Funke, wie sich auch in schwierigen Märkten Geld verdienen lässt - wenn man die Risiken begrenzt.
Funke sieht sich nicht als typischen Immobilienbanker, der Hypotheken ausleiht. "Wir haben ein Modell, das kapitalmarktgetrieben ist", umschrieb er beim Start der HRE sein Modell. Der Ansatz sei der einer Investmentbank. "Jede Transaktion muss sich rechnen, sonst machen wir es nicht."
Nicht alles ist dem HRE-Chef seither gelungen. Im Herbst 2005 will er die größte deutsche Immobilienbank Eurohypo übernehmen - und wird vom Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller ausgebremst, der legt ein höheres Angebot vor.
Funke hat aus der Niederlage gelernt. Anders als damals bei der Eurohypo holt er sich diesmal die Zustimmung des gesamten Depfa-Topmanagements ein. Depfa-Chef Gerhard Bruckermann, der stellvertretender Aufsichtsratschef bei der HRE werden soll, sagt anerkennend: "Es wird sehr schwer sein, für jemanden Dritten ein Angebot dagegenzuschreiben."
Der Vorstandschef des fusionierten Instituts setzt trotz der neuen Größe auf alte Tugenden. Funke will der "Kultur der schnellen Entscheidungen" treu bleiben. |