- Dr. Ludwin Monz
Die Carl Zeiss Meditec AG will ihr Geschäft in Augenheilkunde und Mikrochirurgie ausbauen. Die Aktionäre im Saal des Steigenberger Hotels Esplanade nicken anerkennend, als Vorstandschef Dr. Ludwin Monz bei der Jahreshauptversammlung die Zahlen fürs Geschäftsjahr 2009/10 vorstellt.
Jena. Roland Klose von der Aktionärsschutzvereinigung DSW lobte ausdrücklich den damaligen Vorstandschef Dr. Michael Kaschke, dass er mit dem Unternehmensprogramm Race 2010 die Voraussetzungen für das Wachstum gelegt hat. Inzwischen ist Kaschkeaufgestiegen zum Konzernchef von Carl Zeiss, leitet zudem den Aufsichtsrat der Medizintochter. Mit 65 Prozent ist die Carl Zeiss AG größter Einzelaktionär der Zeiss MeditecAG.
Der Vorstand und Aufsichtsrat schlugen angesichts der guten Zahlen vor, nicht nur 22 Cent Dividende pro Aktie zu zahlen, sondern zudem eine Sonderzahlung von 33 Cent je Aktie auszuschütten. Dies basiere darauf, dass in den vergangenen Jahren Geld für Firmenkäufe beiseite gelegt, aber nicht in Anspruch genommen wurde. Die Kasse ist mit 300 Millionen Euro dennoch reichlich gefüllt, um interessante Firmen zu übernehmen.
Monz kündigte an, in der Augenheilkunde den Bereich Implantate und Verbrauchsmaterialien stärken zu wollen. Bei der Mikrochirurgie stehen neue Visualisierungslösungen im Fokus. Zudem sei an einen Ausbau bei Software- und Netzwerklösungen gedacht.
Erstmals auf dem Podium nahm Thomas Simmerer Platz. Er löst Ulrich Krauss als Vertriebsvorstand ab, der in die Geschäftsführung der Carl Zeiss Vision International wechselt. Simmerer beantwortete eine besorgte Aktionärsfrage, wie sich das Unglück in Japan aufs Geschäft auswirke. "Die Nachfrage in Japan ist erstaunlich stabil", antwortete der neue Vorstand. Eine Prognose sei aktuell schwierig abzugeben. Zeiss Meditec sei aber optimistisch, weiter zehn Prozent des Umsatzes in Japan erwirtschaften zu können.
Als wichtige Wachstumsmärkte macht Monz indes Schwellenländer wie Indien aus. Dort ist ein Forschungsstandort entstanden, der Geräte für die lokalen Märkte entwickeln soll. Wo diese gefertigt werden, steht laut Monz noch nicht fest. Günstige Produktionskosten auf der einen Seite, hohe Qualität auf der anderen bestimmen die Suche.
Gleich doppelt mussten die Aktionäre den neuen Aufsichtsrat wählen. Hintergrund ist die Bereinigung der Rechtsstrukturen bei den Tochterunternehmen, die künftig direkt unter dem Dach der Carl Zeiss Meditec AG arbeiten. Monz versicherte, dass alle Standorte erhalten bleiben. Ziel sei nur, die Strukturen zu straffen. Mit der neuen Gesamtgröße müssen zwei Arbeitnehmervertreter zum Aufsichtsrat stoßen. Um deswegen ein außerordentliches Aktionärstreffen zu vermeiden, gabs die Doppelwahl.
Währenddessen drängten sich vorm Saal am Stand von Helmut Kassner die Aktionäre. Sie interessierten sich für die Technik, weniger für die Zahlen. Menschen zu helfen, hat sich Carl Zeiss Meditec auf die Fahnen geschrieben. Und am eigenen Leib probierten die Anteilseigner aus, was die Ingenieure entwickelt haben. Etwa die Visucam 500. Die Aktionäre nehmen Platz, wo sonst die Patienten sitzen. Kurz justieren, schon klickt der Apparat. "Unsere Visucam 500 lichtet die Netzhaut ab", sagt Kassner, während er das Bild aus dem Drucker nimmt als Erinnerung an eine unspektakuläre Hauptversammlung.