Um 11 Uhr begann die HV im Obergeschoss eines sehr schön ausgebauten, alten Fabrikgebäude. Aus dem Saal hatte man einen netten Blick auf den Fernsehturm. :)
Anfangs hatte ich (wie die 13-14 anderen anwesenden Aktionäre) dafür auch noch die Zeit, da wie bei jeder HV erst mal Herr Neef die Tagesordnung durchging und Herr Volz dann die schon bekannten Entwicklungen des Geschäftsjahres 2012 wiederholte, die schon im Geschäftsbericht stehen. Zu den Punkten und Details im Lagebricht, die erwähnenswert sind, schreibe ich später etwas, wenn es um die operative Entwicklung geht.
Der Rückblick auf 2012 und formelle Lagebericht war dann nach einer Stunde vorbei, und noch regte sich keinerlei Unmut, nicht mal in Form eines Räusperns bei kritikwürdigen Themenbereichen, wie FEN/PLF. Als dann die Fragerunde eröffnet wurde, und sich noch niemand in die Wortmeldeliste eingetragen hatte, dachte ich schon so bei mir, das kann doch hier nicht alles vor der Abstimmung gewesen sein. Es drohte ein Ende der HV schon nach 90 Minuten (am Ende wurden es 5 Stunden). Dann erbarmte sich aber der Vertreter der DSW, Herr S., der allerdings nur 2-3 kritische, allgemeine Anmerkungen zum Aktienkurs oder zum Abenteuer PLF und zur angespannten Liquiditätssituation machte, da er noch nicht so im Thema war, wie er auch selbst im persönlichen Gespräch mit mir klarstellte. Immerhin war es ihm ein Bedürfnis die Diskrepanz zwischen gut dargestellter Lage und Aktienkursentwicklung als Vertreter des DSW zu hinterfragen und machte somit den Anstoß für die folgende Diskussion. Allerdings ist in der kurzen Pause, die diese Fragen einleiteten, in mir auch das Bedürfnis entstanden auch mal ans Rednerpult zu gehen und etwas mehr ins Detail zu gehen bzw. die Sicht der Kleinaktionäre zur fatalen Kommunikationspolitik der letzten Monate darzulegen. Später im Verlauf der Diskussion, die erst mal nur zwischen Volz/Neef und mir geführt wurde, mischte sich ein weiterer kritischer Aktionär (Herr P.) ein, der noch weit deutlichere Worte fand als meine Wenigkeit, was sicherlich auch der Tatsache geschuldet war, dass er erhebliche Aktienpakete hält und entsprechend Frust schieben dürfte, während ich ja sofort darstellte keine Aktien mehr zu besitzen und nur auf Bitte anderer Kleinanleger spreche. Mit Herrn P. nahm die Diskussion jedenfalls dann nochmals richtig Fahrt auf (vielen Dank dafür!). Eine kurze Nachfrage kam zudem von einem Herr T. zum hohen Vorstandsgehalt.
Ich werde jetzt versuchen die Inhalte von Herrn Volz zum Lagebericht als auch die Antworten von Volz/Neef in der Diskussionsrunde niederzuschreiben, ohne dass ich dabei die Reihenfolge beachten kann und vielleicht auch manches nicht mehr erinnern kann.
Ich fang mal mit dem Themenkomplex FEN/PLF an. Auf meine Nachfrage zu Aktienverkäufen hin (auch im Zusammenhang mit der Pushmeldung im Mai 2013 als der Kurs bis 1,8 € hoch ging), stellte Herr Neef klar, keine einzige Aktie verkauft zu haben, sondern die Reduzierung des Anteilsbesitzes von MotoFashion (seiner Gesellschaft einer Investorengruppe, auf die er stolz zu sein scheint) im Zeitraum zwischen Börsengang und Juni 2013 lag an der Einbringung von 1 Mio Stückaktien in FEN. Das kann man sozusagen als Kaufpreis für die 51% Beteiligung an Pantelon betrachten, also durch MoTo finanziert. Des Weiteren erfolgte keine liquiditätswirksame Zahlung an Panteleon durch die KK AG. Auf meine Nachfrage hin, wozu man denn die Beteiligung eigentlich eingegangen ist und wieso man sie so hoch bewertet hat (Goodwill), wenn man doch jetzt beschlossen hat, den Bereich wieder zu entkonsolidieren, merkte man an, dass man mit diesem Druck der Aktionäre schlichtweg nicht gerechnet hat (dazu komme ich später noch öfter zu sprechen) und deshalb diese Entscheidung getroffen hat. Die Entscheidung damals für FEN fiel vor allem aus strategischen Gründen, die ja weitestgehend bekannt sind, also vor allem product placement etc, aber man wollte wohl noch wesentlich mehr über diese Tochtergesellschaft implementieren, wobei ich mir leider nicht merken konnte (oder vielleicht hat er’s auch nicht gut erklärt), was Herr Volz nun genau diesbezüglich vorschwebte. Jedenfalls sah Volz das auch nicht als Täuschen an, sondern hatte ernsthaft gedacht, genau diese Wachstumsfantasie im Lizenzbereich (auch durch Filme) würde dem Kapitalmarkt gefallen. Ob das naiv oder berechnend oder aus seiner Sicht verständlich ist, muss jeder Anleger selbst beurteilen. Ich fragte weiter nach wie sich denn die Höhe des Marktwertes (Goodwill in der KK Konzernbilanz) durch Panteleon berechnete. Dazu konnte man nur auf die Wirtschaftsprüfer verweisen und mir nicht wirklich Antwort geben, wobei ich das in gewisser Weise verstehen kann, denn die Grundlage für solche Markenwertberechnungen sind schon manchmal schwer nachvollziehbar. Ob Schweighöfers Gesellschaft also 10 Mio Marktwert hat (davon 51% bei KK bilanziert), kann man schwer einschätzen. Letztlich meinte Volz jedenfalls, dass sich das unterm Strich ja ohnehin nur um Luftbuchungen handelt (meine Ausdrucksweise! Er hat sich aber anders ausgedrückt) und man ansonsten keine liquiditätswirksamen Belastungen aus diesem Beteiligungsgeschäft ausweisen musste. Die bilanziellen Auswirkungen dieser Entkonsolidierung wird man erst im Halbjahresbericht erkennen. Sowohl Neef als auch Volz wollten da nicht dem Testat vorgreifen und haben sich deshalb zu den konkreten Ausiwkrungen der bilanziellen Veränderungen nicht ausgelassen. Auf meine Nachfrage wieso im Geschäftsbericht steht, dass etwaige Gewinne aus dem Geschäft von Panteleon nur dem Minderheitsgesellschaften und nicht anteilig auch FEN also dem KK Konzern zugestanden hätten, antwortete Volz sinngemäß, man könne ja keinen Rückfluss erwarten, wenn man auch kein Geld eingezahlt hat. Im Zusammenhang mit der Einbringung der 1 Mio Aktien durch MoTo leuchtet mir das auch erstmals ein. Trotz der Einstellung der Konsolidierung wird man aber mit Panteleon weiter zusammenarbeiten, soweit ich das richtig mitbekommen habe. Zumindest aber wird man in den Filmen „Frau Ella“ und „Vaterfreuden“ wohl product placement von KK bewundern dürfen. Bezüglich „Schlussmacher“ wurde, dass KK dort nicht involviert war, da man zum Zeitpunkt der Filmproduktion diese Beteiligung noch nicht eingegangen war. Allerdings war der Film wohl sowas wie die Initialzündung, um die Beteiligung damals einzugehen.
Was die Frage des Herrn T. zum Vorstandgehalt von über 300T € angeht, stellte Volz klar, nicht diese Summe zur Auszahlung zu bekommen, sondern er erhielt etwa 180T € Grundgehalt und der Rest waren (wenn ich das richtig im Kopf habe) Optionen. Da hat dann aber niemand nachgehakt. Kann man aber sicherlich irgendwo nachlesen.
Zur Liquiditätsfrage, die durch den Herrn von der DSW aufgeworfen wurde, ging man insofern umfangreich ein als das man Zahlungsschwierigkeiten zwar bestätigt, aber es für diese Phase einer Unternehmensentwicklung für normal hält, wenn man da mal Forderungsüberhang oder mal Verbindlichkeitenüberhang gegenüber Kunden hat. Das schwankt positiv wie negativ. Man stellt auch gar nicht in Abrede in dieser Phase das Geld aus den Kapitalmaßnahmen zwingend zu brauchen, bis man den BreakEven erreicht und sein eigentliches Geschäft selbst finanzieren kann. Zur Zeit geht’s aber bei der Finanzierung vor allem um den Aufbau der Vertriebswege, Marketing und ähnliches, weshalb dieser erhöhte Kapitalbedarf anfällt. Allerdings ist die Vorstellung abwegig, dass die genehmigten Kapitalmaßnahmen vollständig genutzt werden. Das ist wie bei anderen Unternehmen auch größtenteils auch ein Vorratsbeschluss. Ich nehme aber schon an, dass eine mittelgroße Kapitalerhöhung kommen wird. Interessant für mich bleibt, ob der Kapitalschnitt vorher kommt oder ob man wieder genug Investoren findet (bisher ja mehr oder weniger ausschließlich Volz und Neef bzw. Moto selbst), die zu 1 € zeichnen, ohne Kapitalschnitt vornehmen zu müssen. Wäre wohl auch mitentscheidend für die Entwicklung des Aktienkurses bis Jahresende.
Weitere Finanzierung über Kredite scheint wohl schwierig, wobei das jetzt meine Interpretation aufgrund des geringen Eigenkapitals ist, denn auf der HV wurde zu dem Thema offiziell nichts gesagt, selbst als ich mal andeutete, dass die bilanzielle Situation ja eigentlich nur Kapitalerhöhungen zuließe. Der Aufsichtsrat Wenzel, den ich nur ganz kurz nach der HV mal persönlich sprach (machte übrigens nen guten Eindruck), gestand das auch so zähneknirschend ein wenig ein (inoffiziell).
Grundsätzlich macht Vorstand und AR aber auf optimistisch was die weitere Finanzierung angeht. Ich will das jetzt auch gar nicht bewerten. Ich glaube allerdings, dass sich bei der aktuellen Bilanzlage auch niemand verwundert zeigen darf (was gerade Neef mehrfach getan hat), wenn in Aktienforen von Insolvenzgefahr gesprochen wurde. Ich glaube zwar durchaus, dass man den Kapitalbedarf mit den KEs stemmen wird, aber das es auch pessimistische Stimmen gibt, muss wohl kaum verwundern, wenn im Grunde offiziell als Investoren nur MoTo und in kleinem Rahmen Volz aktiv werden, um das eigene Unternehmen finanziell zu stützen.
Ich habe übrigens angeregt, die IR doch durchaus mal bei Ariva anzumelden. Da gab es kleinere Vorbehalte, was ich verstehen kann, denn an Diskussionen (von manchen user übertrieben oder provozierend geführt) sollte man sich als IR nicht beteiligen und nur Fakten klarstellen. Na ja, mal sehen, ob man das irgendwann wahrnimmt.
Da schließt sich der nächste große Themenbereich Kapitalmarktkommunikation an. Der Großteil meiner Ausführungen (und auch denen von Herrn P.) während der Diskussion bezog sich natürlich auf die Art und Weise wie Herr Volz nicht erst seit Mai die Gegenwart und Zukunft rosarot malte. Das geht von prozentualen Umsatzzuwächsen in regionalen Märkten (Herr P. brachte das Beispiel Japan) bis hin zu den uns bekannten Aussagen zum Umsatz und Ebitda bis ins Jahr 2015 hinein, und zwar unter Berücksichtigung des Filmlizenzbereichs. Man muss Herrn Volz zu Gute halten, dass er sich ausführlich dafür entschuldigt hat (macht’s in meinen Augen allerdings nicht wieder gut) und Volz und Neef der sinkende Aktienkurs in zweierlei Hinsicht selbst trifft, einerseits als Aktionäre andererseits als Unternehmensführung, die nun durch diesen Kursverlauf nach dem Vertrauensverlust schwerer Kapitalerhöhungen durchführen können. Es bringt also nichts drum herum zu reden, was sie zumindest in dem Punkt auch gar nicht versuchten.
Zum Themenbereich operatives Geschäft. Bevor ich es vergesse, fang ich gleich mal mit dem Thema Japan an, weil es noch zum vorherigen Thema passt. Herr P. echauffierte sich teilweise zurecht über Aussagen zu guter Nachfrage und Prozentangaben von Umsatzsteigerungen bzw. abgenommener Ware durch Kunden. Im Beispiel Japan wurde nach der heutigen Debatte durchaus deutlich, dass man das unterschiedlich sehen kann. Im Jahr 2012 machte man in Japan mit einem einzigen dortigen Kunden einen Umsatz von 9T €. Im 1.Halbjahr 2013 nun von 21T €, was eine erhebliche Steigerung ist. Der Zyniker würde jetzt sagen, 9T € waren in der Preiskategorie nur eine Handvoll Kleider. Herr Volz hingegen ist äußerst zufrieden mit dieser Abnahmequote, vor allem jetzt in 2013 durch diesen einen Kunden, weil erstens der durchschnittliche Kunde bei KK ein Volumen von 10T € hat, und zweitens Kilian Kerner in dieser Preiskategorie nicht mit Großunternehmen konkurrieren bzw. als Partner arbeiten will (er brachte das Beispiel C&A), weil die Kunden die Einzigartigkeit dieser Kleider schätzen, was nicht heißt nicht mehr verkaufen zu wollen, sondern sich in der Kundenbasis breiter aufzustellen. Das heißt, mehr Kunden, die aber jeweils eher wenige Stückzahlen ordern und bei Gefallen bzw. entsprechenden Verkäufen dann nachordern, wie offenbar im Falle dieses bisher einzigen Kunden in Japan. Deshalb ist es auch so wichtig beim Thema House of Fraser etc. möglichst viele POS (point of sales) im In- und Ausland zu haben, weshalb man wohl auch die Pressemitteilung kürzlich als wichtig genug ansah, um sie zu veröffentlichen und die Kritik an der Nachrichtenflut der letzten Tage nur bedingt nachvollziehen konnte, denn es waren auch mit den KEs nun mal Pflichtmitteilungen. Leider seh ich in meiner Sauklaue nicht mehr durch, was die Anzahl der aktuellen POS und die Zukunftsplanung dazu anbelangt. Wenn ich mich recht erinnere, liegt man derzeit bei 60-70 POS und will das bis 2016 auf 500 POS steigern. Vielleicht findet sich die Unternehmenspräsentation von der HV dazu ja in Kürze auf der Homepage. In dieser waren alle diese aktuellen Daten und Prognosen sowie die Kooperationspartner (Nike, Grundig, etc.) enthalten und was man durch sie erreichen will. Herr Volz zeigte sich ebenfalls etwas erstaunt über die Diskussion hier im Forum zum Thema Kooperation mit Peter Jäckle, die hier ja von einigen Usern (vielleicht auch von mir) belächelt wurde. Ich seh das auch heute nicht gerade als Meilenstein, ums vorsichtig zu formulieren, aber Volz hat an dem Beispiel natürlich nochmal das Thema Branding des Namens Kilian Kerner verdeutlicht, denn Peter Jäckle hat allein 4000 POS, in denen nun Handytaschen mit dem Namen Kilian Kerner verkauft werden. Mir wären die mit 29€ zwar zu teuer (Herr P. rief ironisch rein, „kauf ich mir sofort“), aber es ist halt ein Geschäftsmodell in kleinen Schritten. Erst mal Bekanntmachen des Namens über solche Kooperationen, auf Messen (u.a FashionWeeks aber auch der IFA), parallel der Ausbau der POS und Lizenzabnehmer und Shop in Shop Lösungen. Wobei zu letzterem bzw. zu eigenen Shops heute gar nichts gesagt wurde. War aber auch nie Gegenstand der Diskussion und Nachfragen.
Zurück nochmal kurz zum Thema Kapitalmarkt und Kommunikation. Herr Neef hat 2-3 mal von sich aus festgestellt, dass es ganz klar ein Fehler war, so früh an die Börse zu gehen, da die Strukturen dafür noch nicht geschaffen waren. Er hatte zwar selbst als Risikokapitalgeber seit dem Jahr 2000/01 teilweise auch Börsenerfahrung, aber war nie direkt an einem Börsengang beteiligt, schon gar nicht im AR. Herr Volz kam ja erst später in den Vorstand. Jedenfalls sind sich beide jetzt im Nachhinein wohl im Klaren, dass es für so ein junges Unternehmen zu früh war, und viel der aktuellen schlechten Stimmung unter den Aktionären eben damit zusammenhängt, die üblichen Gegebenheiten so eines jungen Unternehmens (hohe Anfangsinvestitionen, wenig Erfahrung mit Kapitalmarktansprache etc.) schwer verständlich machen zu können. Das soll keine Ausrede sein, aber es wurde ja zumindest im w:o Forum bereits öfter angesprochen, weil den frühen Börsengang einige User schon vor dem Juni genauso kritisch sahen. Insofern nix sonderlich Neues.
Zum Aktienkurs meinten Neef und Volz unisono, er wäre viel zu tief, weil ja allein der Markenwert höher als der Börsenwert wäre. Na ja, das seh ich etwas anders, aber die beiden scheinen davon überzeugt. Und zudem wäre die operative Lage (Umsatzverdopplung pro Jahr weiterhin über Jahre machbar) besser als man beim Blick auf den Aktienkurs denken könnte. Auch das seh ich etwas anders, da der Aktienkurs nun mal die Gefahr der Verwässerungen durch Kapitalerhöhungen berücksichtigt. Ob zu stark oder zu gering, wird man bald sehen.
Allerdings gab‘s zum 1.Halbjahr noch keine halbwegs konkreten Zahlen. Im Grunde hat man das Thema Umsatzzuwachs und Ergebnissituation ganz ausgespart. Na ja, wenn ich jetzt positiv denke, interpretier ich das mal in Richtung seriöserer Kapitalmarktauftritt, also nichts mehr groß versprechen und Zahlen erst offenbaren wenn sie auf dem Tisch liegen. Aus meiner Sicht muss die Führung jetzt Ruhe bewahren und nicht versuchen durch neuerliche Erfolgsmeldungen den Kurs kurzfristig zu pushen. Nachhaltigkeit ist das Stichwort. Auf der anderen Seite muss sich der Vorstand natürlich was einfallen lassen, wie man den Kurs hebt, um die KEs günstiger zu machen. Vertrakte Situation.
Sooo, ich hoffe ihr seid nicht eingeschlafen, weil ich zu viel geschrieben habe oder nur belangloses Zeug abgesondert habe. Wenn’s Fragen gibt, her damit!
Grüße, katjuscha |