Mega-Fusion zum weltgrößten Pharmakonzern zeichnet sich ab
Die Arzneimittel-Hersteller Sanofi-Aventis und Bristol-Myers Squibb (BMS) stehen kurz vor der Fusion zum weltgrößten Pharmakonzern. Dreh- und Angelpunkt für einen möglichen Zusammenschluss wird aber voraussichtlich das US-Urteil über den Patentschutz des Blutverdünners Plavix sein.
Wie das französische Finanzblatt "La Lettre de l'Expansion" am Montag ohne Angabe von Quellen berichtete, wurde in der vergangenen Woche eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. In den nächsten Wochen könnte ein Zusammenschluss angekündigt werden. Ein Sanofi-Sprecher lehnte eine Stellungnahme mit der Begründung ab, der Konzern äußere sich nicht zu Spekulationen. Auch Bristol-Myers äußerte sich nicht.
Mit einem Zusammenschluss würden Sanofi und Bristol-Myers den US-Pharmakonzern Pfizer gemessen am Umsatz auf den zweiten Platz verweisen. Bristol-Myers hat derzeit einen Börsenwert von rund 51,1 Mrd. $, bei Sanofi sind es etwa 95 Mrd. Euro. An der Frankfurter Börse griffen Anleger nach Bekanntwerden des Berichts bei Bristol-Myers-Papieren zu. Zeitweilig lag die Aktie 5,5 Prozent im Plus. Sanofi-Aventis-Titel büßten dagegen gut ein Prozent ein.
Patentschutz für Hauptprodukt entscheidend
Die beiden Arzneimittelhersteller gelten schon seit längerem als Kandidaten für einen Zusammenschluss. Sie arbeiten beispielsweise bei dem lukrativen Blutverdünnungspräparat Plavix zusammen - dem Medikament mit dem weltweit zweithöchsten Umsatz. Bis zum zeitweiligen Verkauf einer Nachahmerversion im vergangenen Jahr brachte das Präparat jährliche Erlöse von 6 Mrd. $ ein. Mehr als die Hälfte davon wurde in den USA erwirtschaftet, wo BMS das Mittel vermarktet.
Der günstigste Zeitpunkt für die Transaktion scheint aber vorbei zu sein. Die Aktie hat in den zurückliegenden zwölf Monaten eine Wertsteigerung um 20 Prozent erfahren. Ein Grund für die Erholung ist die Erwartung des Marktes, dass BMS einen gerade gestarteten Gerichtsprozess in den USA um die Gültigkeit des Plavix-Patents gewinnen dürfte. In der vergangenen Woche war in den USA ein Schlüsselverfahren gestartet, in dem beide Unternehmen sich gegen den kanadischen Generikahersteller Apotex zur Wehr setzen.
Sanofi braucht noch Ok der Aktionäre
Zum anderen hat es im Oktober einen Wechsel an der Konzernspitze gegeben, und Interims-Chef James Cornelius könnte das Unternehmen bald auf einen Verkauf vorbereiten. Voraussetzung ist allerdings, dass es mehr Klarheit über die Zukunft von Plavix geben wird. Die Prognose für 2007 entspreche den Erwartungen, bestätigte unter anderem die Deutsche Bank. Auch das stützt die Aktie.
Eine Offerte von Sanofi-Aventis müsste aber erst von den Hauptaktionären abgesegnet werden. Der Kosmetik-Konzern L'Oreal und der Mineralölkonzern Total halten zusammen etwa 24 Prozent der Anteile und 37 Prozent der Stimmrechte.
Gruß
uS |