Schicht Betrieb! Kurzarbeit zu Ende!
Wirtschaft 16.06.2010 - Krone braucht wieder Personal Von Norbert Meyer Spelle/Werlte
. Jahrelang ist sie vom gleichzeitigen Boom in ihren Hauptsparten Nutzfahrzeug- und Landtechnik verwöhnt worden. Doch mit der globalen Wirtschaftskrise, die 2007 ihren Anfang nahm, sind die Geschäfte für die emsländische Krone-Gruppe sehr viel schwieriger geworden, vor allem im Nutzfahrzeugsektor. Seit einigen Monaten geht es hier aber „langsam wieder bergauf“, wie der Geschäftsführende Gesellschafter Bernard Krone bei einem Besuch unserer Redaktion in Osnabrück mitteilte.
Ein Selbstfahrmäher aus der Big-M-Baureihe des emsländischen Landmaschinenherstellers Krone ist hier im Einsatz zu sehen.Werksfoto Ein Selbstfahrmäher aus der Big-M-Baureihe des emsländischen Landmaschinenherstellers Krone ist hier im Einsatz zu sehen.Werksfoto
Die Einbußen waren dramatisch: Nachdem zwei Jahre zuvor die Milliardenhürde übersprungen worden war, belief sich der Gruppenumsatz im Geschäftsjahr 2008/2009 nur noch auf 869,5 Millionen Euro – ein Minus von 41,6 Prozent im Jahresvergleich. Die Erlöse der Nutzfahrzeugsparte brachen um mehr als 60 Prozent auf 421,8 Millionen Euro ein. Vor allem deshalb schmolz der Überschuss der Gruppe vor Steuern um fast drei Viertel auf rund 25 Millionen Euro zusammen. Unterm Strich habe beim Gewinn immerhin noch eine schwarze Zahl gestanden, sagte Bernard Krone, der die Führung der Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr von seinem gleichnamigen Vater übernommen hatte.
Für das bis Ende Juli laufende Geschäftsjahr 2009/2010 schließt der Chef ein Abrutschen der Krone-Gruppe in die Verlustzone nicht aus. Der Umsatz werde weiter zurückgehen, allerdings längst nicht so stark wie befürchtet, sagte er. Seine Zuversicht, dass es mit den Erlösen im kommenden Geschäftsjahr wieder aufwärts geht, schöpft Bernard Krone aus der verstärkten Nachfrage im Nutzfahrzeugbereich seit Beginn dieses Kalenderjahres. „Der Containerverkehr zieht seitdem wieder an“, stellt der Unternehmer erleichtert fest.
Nach seinen Angaben produziert das Werk im nordemsländischen Werlte inzwischen wieder pro Tag rund 60 „rollende Einheiten“. Dabei handelt es sich vor allem um Lkw-Sattelauflieger. Dies sind zwar nur 30 Prozent der Maximalkapazität von rund 200 Einheiten, die das Werk im Boom bis zur Jahresmitte 2008 täglich verließen. Allerdings hatte es zwischendurch einen Einbruch auf nur noch 20 Auflieger und Anhänger gegeben. Als Konsequenz kündigte Krone nach der Umstellung auf Ein-Schicht-Betrieb und der Einführung von Kurzarbeit im September 2009 die Verringerung seiner Stammbelegschaft um rund 180 auf 570 Mitarbeiter in Werlte an.
Demnächst werde dort wieder zweischichtig gearbeitet, sagte Bernard Krone. Seit Anfang 2010 gebe es keine Kurzarbeit mehr. Notwendige Entlassungen von Stammbeschäftigten seien „mit sehr viel Augenmaß“ vorgenommen worden. 20 Mitarbeiter aus Werlte, die vorübergehend im Krone-Landmaschinenwerk Spelle beschäftigt waren, könnten nun wieder nach Werlte zurückkehren.
Anders als der Nutzfahrzeugbereich kann die Krone-Landtechniksparte über mangelnde Auslastung nicht klagen. Für die 1150 Mitarbeiter (davon 250 Zeitarbeitnehmer) im südlichen Emsland gilt derzeit die 45-Stunden-Woche. Nachdem man im Herbst 2009 vorsichtig vorproduziert habe, sei das Unternehmen nach dem langen Winter von einer kräftigen Nachfrage nach Landmaschinen überrascht worden, sagte der Firmenchef und fügte hinzu: „Es kann sein, dass wir in der Spitze im kommenden Winter mehr Zeitarbeiter benötigen.“
Positiv überrascht ist Krone von der stabilen Inlandsnachfrage nach Landmaschinen, während der französische Markt den Emsländern die meisten Sorgen bereitet. Kräftig aufgeholt haben sie in Japan, wo sich ihr Umsatz in kurzer Zeit verdoppelte.Der Absatz in Osteuropa und Russland erholt sich nur langsam von seinem Tief. Nachdem der Umsatz der Krone-Landtechniksparte 2008/2009 gegen den Branchentrend noch um 4,6 Prozent auf 360,9 Millionen Euro gestiegen war, rechnet die Geschäftsführung für 2009/2010 mit einem Erlösrückgang um etwa zehn Prozent. Es sei aber „bei Weitem nicht so, dass dies nicht auskömmlich wäre“, sagte Bernard Krone. Man müsse berücksichtigen, dass es zuvor „Ausnahmejahre“ gegeben habe.
Gut verkaufen sich bei Krone die en „Big-Line-Produkte“, also große Maschinen wie selbst fahrende Feldhäcksler oder Großpackenpressen, die vor allem von Maschinenringen und Lohnunternehmen nachgefragt werden. Dabei spielt das Thema Bioenergie eine wichtige Rolle, weil es in diesem Bereich staatliche Subventionen beziehungsweise Einspeisevergütungen gibt. Investoren Planungssicherheit und fülle die Auftragsbücher der Maschinenhersteller, freut sich Bernard Krone.nste, aber umsatzmäßig stabilste Sparte der Krone-Gruppe ist der Landmaschinenhandel (LVD). Dieser Bereich vertreibt Produkte bekannter Herstellerwie zum Bohn Deere, Grimme und Amazone, vermarktet Gebrauchttechnik und betreibt einen Werkstatt- sowie Ersatzteilservice. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei 86,8 Millionen Euro. Kürzlich eröffnete LVD eine neueassung in Nortrup.
Die Gruppe investiere „antizyklisch“, wie Bernard Krone sagte. In Vöhrigen bei Stuttgart erfolgte kürzlich der erste Spatenstich für ein neues Vertriebs- und Servicecenter der Maschinenfabrik. Auch in den USA soll eine neue Niederlassung an der Westküste entstehen. Aktuell beschäftign Nordamerika bereits 80 Mitarbeiter, in Großbritannien 15. Zudem habe die Gruppe kürzlich runenieure neu eingestellt.
„Für uns ist besonders erfreulich, dass wir nach dem sehr schwierigen Jahr 2009 nun nicht nur die 20 Kollegen aus Spelle wieder nach Werlte holen, sondern aktuell auch über weitere Wiedereinstellungen berichten können. Hier ziehen Betriebsrat, Geschäftsführung und Inhaberfamilie an einem Strang.“ So beschreibt Ulrich Forsting, Sprecher des Gesamtbetriebsrats, die Situation der Krone-Gruppe. „Man ist sich seiner Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und deren Familien bewusst, und es wird alles getan, um wieder möglichst vielen Menschen einen Arbeitsplatz zu schaffen“, erklärte Forsting, der schon seit Jahrzehnten der IG Metall angehört. |