Es ist für alle unheimlich schwer abzuschätzen wie das hier ausgeht. Es kann wirklich sein, dass das Q-Cells-Management ganz große Schwierigkeiten haben wird den Plan durchsetzen zu können. Die Frage ist halt gibt es denn wirklich eine Alternative ?? Wahrscheinlich Nein. Ohne einen starken Partner an seiner Seite und zwar ein finanziell gut aufgestellter Partner, dürfte Q-Cells nicht allzu lange überleben, denn dafür ist die Konkurrenz ganz einfach viel zu groß. Jedoch wird kein Partner bei Q-Cells einstiegen bei dieser riesigen Verschuldung (Nettoverschuldung über 500 Mio. €) und/oder bei den sehr trüben Aussichten (nicht bei der Nachfrage, sondern bei der weiteren Preisentwicklung) den nächsten zwei Jahren. In zwei, drei Jahren dürfte dann in vielen südlichen Ländern die wirkliche Grid Party erreicht worden sein und vielleicht gibt es dann auch schon relativ billige Speichermöglichkeiten. Dann kann es richtig losgehen mit PV. Solange heißt es aber durchzuhalten und das wird für alle sehr schwierig werden. Wohl auch für Solarworld oder dem einen oder anderen Chinesen bzw. Taiwansen.
Meiner Meinung nach wird Q-Cells gar nichts anderes übrig bleiben als sich radikal zu entschulden (Zinszahlungen im Jahr etwas über 50 Mio. € !!!) und das wird dann wohl nur über eine Aktionärs-Zwangsenteignung gehen. Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass die Anleihengläubiger etwas nachgeben werden müssen. Es kann ja nicht sein, dass die Anleihengläubiger keinen Nachlass geben, aber die Q-Cells-Aktionäre quasi zwangsenteignet werden. In welche Richtung es laufen wird, wird man in ein paar Wochen auf der außerordentlichen Hauptversammlung sehen. Da der Streubesitz mit 85% schon sehr hoch ist, kann man gespannt sein wie die Aktionäre reagieren werden. Problemlos wird aber das Q-Cells-Management den Plan mit einer 95%igen Zwangsenteignung wohl nicht durchsetzen können.
Vergleiche zu ziehen zwischen Unternehmen ist immer schwierig, aber da Q-Cells und Conergy in ein und derselben Branche unterwegs sind, kann man ziwschen denen beiden schon ein Vergleich vornehmen. Zumal ja sich die Kapitalmaßnahmen (Kapitalschnitt und Debt Equity Deal) schon sehr ähneln. Bei Conergy kann man nach meiner Meinung richtig schön erkennen, dass die neuen Großaktionäre (Deutsche Bank und Hedge Fonds York Capital) alles tun um Conergy zu einer ganz hübschen Braut zu machen umso Joint Ventures zu gründen (siehe spanische Isofoton am Donnerstag mit der Gründung eines Joint Ventures mit einem chinesischen Olkonzern bei Solarprojekten), ein Einstieg eines Branchenkollegen leicht zu machen oder eine komplette Übernahme zu ermöglichen. Das alles ist aber erst dann einigermaßen realistisch, wenn die Schulden fast weg sind wie jetzt bei Conergy.
Dass Q-Cells übernommen wird in dieser äußerst schwierigen Branchensituation, wo so gut wie niemand Gewinne machen wird und bei dieser hohen Verschuldung, halte ich für nahezu ausgeschlossen. Zumal es ja zig andere europäische Zell/Modulbauer gibt, die übernommen werden könnten. Sei es in Italien die MX Group, in Spanien Isofoton, Siliken oder Solaria Energia, die norwegische Innotech, die hölländische Scheuten, die amerikanische Suniva oder die deutschen Centrosolar, Solarwatt, Heckert oder Algatec. Das sind jetzt aber nur mal ein paar Zell/Modulbauer, die mir so auf die Schnelle einfallen. Mit den Chinesen oder Taiwanesen fange ich erst gar nicht an.
Jedoch kann man anhand des Geschäftsmodelles Q-Cells und Conergy sicher nicht ganz vergleichen, denn Q-Cells ist dick im Zellgeschäft drin (ca. 900 MW an Zellfertigungskapazitäten), Q-Cells spielt technologisch in der Champions League mit (Q-Cells Zelltechnologie Perc mit einen Wirkungsgrad von 18,6% bei den Mulits ist dann absolute Spitzenklasse), Q-Cells ist bei weitem größer wie Conergy (z.B. machte Q-Cells rd. 1/3 mehr Umsatz wie Conergy in 2011), Q-Cells hat in den letzten Jahren deutlich mehr investiert in ihre Fertigungsanlagen wie Conergy (Gesamtinvestitionen von Q-Cells von 2009 bis 2011: ca. 570 Mio. € und Conergy gleicher Zeitraum ca. 60 Mio.€) und Q-Cells hat eine CIS-Dünnschichtsparte, wo man technologoisch führend ist zusammen mit der japanische Solar Frontier und der amerikanischen Mia Sole. Ich hatte ja immer die Hoffnung, dass Q-Cells für ihre Dünnschichtsparte einen Partner findet, denn in der Dünnschichtsparte zahlt Q-Cells sicher ganz gehörig drauf. Es scheint sich aber kein Partner zu finden, denn es wird ja schon lange einer gesucht. Auf der anderen Seite ist Conergy aufgrund der Schließung der Zellproduktion wesentlich flexibler und auch für einen großen Zellproduzenten attraktiver geworden (z.B. Gintech, Neo Solar) und hat im Modulgeschäft einen eingeführten Markennamen, was Q-Cells nicht hat.
Auch wenn man Q-Cells mit Conergy nicht 1 zu 1 vergleichen kann, so sind die Parallelen vor allem bei den geplanten Finanzmaßnahmen bzw. der daraus reslutierenden Zwangsenteignung schon sehr groß. Was mit dem Kurs bei Conergy nach Kapitalschnitt und Debt Equity Deal passiert ist kann sich ja jeder leicht anschauen. Der Conergy-Kurs würde heute umgerechnet gerade mal noch bei 0,05 € notieren und somit waren für die Conergy-Altaktionäre die ganzen Finanzmaßnahmen quasi ein Totalverlust. Denke mal, dass das Beispiel Conergy Warnung genug sein sollte wie es denn mit dem Kurs weiter gehen könnte. Zocks wird es wohl immer bei positiven News geben, aber die werden mit aller größter Wahrscheinlichkeit nicht nachhaltig sein. Auch da ist Conergy ein sehr gutes Beispiel dafür.
Bei meiner Daumenrechnung würde das Kursziel von Q-Cells zwischen 0,10 bis 0,15 € liegen, insofern die Finanzmaßnahmen wirklich so durchgeführt werden wie von Q-Cells angekündigt wurde. |