....... Investmentbanken das Geschäft Welt Online: In den ersten sechs Monaten boomte der Markt für Übernahmen und große Unternehmenstransaktionen. Geht das so weiter? Gnodde: Ich würde es nicht als boomenden Markt bezeichnen. Im ersten Quartal gab es einen gewissen Aufholbedarf, weil im ganzen vergangenen Jahr nicht viel passiert ist. Deswegen sehen die Zahlen gut aus. Aber in den vergangenen zwei, drei Monaten ist die Unsicherheit zurückgekommen. Die Hauptgründe dafür sind die europäische Schuldenkrise und die Diskussionen um die Schuldengrenze in den USA. Das verunsichert die Vorstände. Welt Online: Aber die Unternehmen sitzen auf vollen Kassen. Das sollte doch ein Grund sein. Gnodde: Ja, das stimmt. Die meisten haben die Krise genutzt, um sich besser aufzustellen. Viele haben Barreserven angesammelt. Eigentlich könnten sie jetzt ihre strategischen Ziele verfolgen. Trotzdem ist der Risikoappetit etwas gesunken. Denn strategische Pläne geht man nur dann gern an, wenn es Rückenwind gibt. Und der ist im Moment nicht zu spüren. Welt Online: Ist Siemens da typisch? Das Management hat sogar schon Übernahmen in Aussicht gestellt, aber vorangekommen ist es noch nicht. Gnodde: Das betrifft nicht spezifisch Siemens, es geht vielen Unternehmen so. Für alle gilt: Entweder es gibt Transaktionen, oder die Aktionäre werden irgendwann Aktienrückkäufe oder höhere Dividenden fordern. Welt Online: Das heißt, es gibt jede Menge Pläne – aber die liegen nun erst mal tief unten in der Schublade. Gnodde: Ja, aber es ist erstaunlich, wie schnell in diesen Zeiten die Stimmung umschlägt. Im ersten Quartal war sie noch extrem gut und schon ein Quartal später ist davon nichts mehr zu spüren. Eigentlich verläuft der Markt für Unternehmensübernahmen ja parallel zur Konjunktur. Aber im Moment ist das anders. Die aktuelle Unsicherheit ist Gift fürs Geschäft. Vorstände müssen sich in einer komfortablen Lage wissen, wenn sie große Projekte starten. Sie müssen ihrem Aufsichtsrat erklären, welche Gewinne das Unternehmen liefern kann, das sie zukaufen wollen. In unsicheren Zeiten sind Prognosen deshalb schwierig. http://www.welt.de/wirtschaft/article13521971/Krisen-Angst-vermiest-Investmentbanken-das-Geschaeft.html |