Gebe dir bei deiner Aussage mit "jedoch sind sie mir zu einseitig aus der preisrichtung" völlig Recht, aber diese Karte wird derzeit an der Börse ganz eindeutig gespielt. Sieht man ja gut an den Kursen.
Die Solarbranche wird an den Börsen generell sehr skeptisch gesehen (darum auch die niedrigen Bewertungen wie z.B. im letzten Jahr mit KGVs von um die 7) und seit der SunEdison-Pleite im Frühjahr hat das auch noch deutlich zugenommen. Da hat es ja auch einige Poster aus dem Jinko-Thread damals voll erwischt. Damals waren da ein paar User völlig Beratungsresistent und sind sogar explodiert wenn man denen erklären wollte welch große Insolvenzgefahr es bei SunEdison gibt. Tja und am Ende ist denen ihr Invest ganz gehörig um die Ohren geflogen und von solchen riesen Verlusten kann man sich selten erholen. Diese viele Solarpleiten in den letzten 3, 4 Jahren sind wohl auch der Hauptgrund warum die Börsen die Solarunternehmen so extrem skeptisch beäugen.
Trina Solar z.B. wird sich von der Börse verabschieden, weil man sich dort einfach nicht als fair bewertet ansieht. Die Trina-Investoren zahlen nun 1,1 Mrd. $ um Trina von der Börse zu nehmen. Eine Jinko Solar, die man mit Trina fast zu 90% gut vergleichen kann, wird zur Zeit gerade mal mit 500 Mio. $ an der Wallstreet bewertet, also nicht mal mit 50% einer Trina. Ein solcher riesiger Bewertungsabschlag von Jinko zu Trina ist natürlich völlig absurd. Aber so ist es einfach und es hilft ja nichts das zu ignorieren, dass die Börsen Solarunternehmen ganz anders bewerten wie private Investoren.
Wie absurd die Bewertungen einiger Solaris ist sieht man super gut an den KUVs. Eine Jinko wird mit einem KUV von lächerlichen 0,17 bewertet oder eine Canadian Solar mit 0,24. Diese lächerlichen Kursumsatzverhältnisse liegen eigentlich voll auf Insolvenzniveau. Zeigt aber auch richtig gut wie absurd die Bewertungen wieder mal bei den Solarunternehmen sind. Erinnert auch sehr an 2012. Da gab es auch solche Bewertungen bei Überkapazitäten und deutlich sinkenden Modulpreisen.
Dass die Modulpreise zurückgehen ist ja was ganz normales für die Solarbranche thedr ohne Frage. Das war schon immer so und mit Preisrückgängen im Jahr von 10 bis 12% können zumindest die guten Solaris wie z.B. First Solar oder Jinko Solar auch gut umgehen. Aber mit Preisrückgängen von um die 20% innerhalb nur wenigen Monaten haben alle ein riesen Problem. 20% Preisrückgang bedeutet in etwa ein Rückgang von 0,11 $/W bei Jinko Solar. Also auf um die 0,44 $/W. In Q2 lag der Jinko Modulverkaufspreis noch bei guten 0,55 $/W. Jinko wird ihre Produktionskosten in diesem Jahr um rd. 15% bzw. 0,07 $/W senken können (von 0,45 $/W auf um die 0,38 $/W). Hatte Jinko in Q2 noch eine Modulbruttomarge von 18% so wird die in Q4 wohl nur noch bei etwa 13,5% liegen und das bedeutet dann für Jinko, dass selbst der Kostenleader in Q4 wohl leicht rote Zahlen schreiben wird/muss. Die anderen wird es deutlicher erwischen. Das alles trotz deutlicher Produktionkostensenkungen von Jinko aufgrund sehr niedriger US-Strafzollzahlungen (im 1. H. musste Jinko noch 100 Mio. $ an Strafzöllen in den USA bezahlen - im 2. Hj. werden es nicht mal mehr 20 Mio. $ sein aufgrund der großen Fertigungskapazitäten in Malaysia), Einführung von PERC großflächlich in der 4 GW-Fertigung (bringt alleine bei den None Silicon-Kosten eine Preisersparnis von gut und gerne 10%, also ca. 0,03 $/W - 285 W-Module sind bei Jinko nun Standard), Zellzukaufpreise sind nun deutlich billiger wie im 1. Hj. (ca. 30% gg. 1.Hj. - Jinko kauft rd. 35% ihrer Zellen dazu), neue 1.500 V-Module für Solarkraftwerke (damit kann man längere Modulreihen bauen und geringere Kabelquerschnitte verbauen - somit Einsparungen beim Material und beim Installationsaufwand) wie auch 5 Busbar-Module. Solche große Kostensenkungen innerhalb 12/15 Monate hat es in der Solarbranche noch nie gegeben und mit Black Silicon steht schon eine weitere Solarprozesstechnologie, die die None Silicon-Kosten um weitere 5 bis 10% senken kann, in den Startlöchern. Darum gebe ich dir auch vollkommen Recht thdr, dass man auch die Produktionskostensenkungen zwingend berücksichtigen sollte.
So wie die Preissitution derzeit aussieht langen halt diese durchaus sehr massiven Kostensenkungen nicht aus um einigermaßen profitabel zu bleiben. Das ist das Kernproblem und man kann es auch momentan nicht einschätzen wie weit es wirklich mit den Modulpreisen noch runter geht. Weiteres Problem und vielleicht das größte Problem ist, dass es aktuell so aussieht, dass es bei Solar zum ersten Mal in der Branchengeschichte zu einem Nachfragerückgang kommen könnte im nächsten Jahr. Sieht jedenfalls aktuell so aus, denn es werden in diesem Jahr mit Sicherheit über 70 GW an Solar global verbaut werden. Alleine in China werden schon 25/26 GW an Solar verbaut werden in diesem Jahr.
Das Zünglein an der Waage wie es denn wirklich mit allen Solarunternehmen weiter geht in den nächsten 12 Monaten ist logischwerweise China. Nicht nur weil es der größte Solarabsatzmarkt ist, sondern weil ca. 70% aller verkauften Module aus China kommen. Bleibt die Nachfrage sehr hoch in China, dann werden sich die Preise spätestens in Q4 stabilisieren, denn dann müssen die großen Chinesen nicht auf Teufel komm heraus ihre Module exportieren.
Der chinesische Solarmarkt hat nach wie vor große Probleme mit Netzanbindungen wie auch mit den Einspeisevergütungszahlungen bei Solarkraftwerken > 50 MW. So hat der chinesische Projektierer China Singyes Anfang der Woche bekannt gegeben, dass man jetzt nur noch in Südchina Solarkraftwerke bauen wird, da es dort mit der Netzanbindungen wie auch mit Einspeisevergütungszahlungen kaum Probleme gibt, aber dort ist zum einen bei weitem nicht so viel freies Land verfügbar wie in Nord- und Ostchina und dort ist die Landpacht recht hoch. Neben der schwierigen Netzanbindung kommt noch dazu, dass der chinesische Aufdachanlagenmarkt (ca. 3 GW in diesem Jahr) mit den fallenden Strompreisen in China kämpft. Aufdachanlagen in China werden über Einspeisevergütungen und Net Metering-Vergütungen je zu rd. 50% vergütet und wenn der Strompreis in China fällt hat diese einzigartige Kombination dann ganz direkte negative Auswirkungen auf die Rentabilität der Solaraufdachanlage und das ist natürlich bei der Finanzierung ein riesen Problem. Hier muss China zwingend etwas unternehmen, denn sonst wird das in China nichts mit einem hohen Wachstum bei den Aufdachanlagen. Das ist in Indien deutlich besser gelöst und dort wird der Aufdachanlagenmarkt in den kommenden Jahren ganz kräftig wachsen von aktuell ca. 500 MW auf 2 bis 3 GW in 2018. So jedenfalls prognostiziert das Bridge to India in ihrem vor zwei Wochen herausgegeben India Solarhandbook.
Meiner Einschätzung nach sind die deutlich fallenden Modulpreise für die Solarunternehmen nicht das ganz große Problem, zumindest für die guten Solaris, die in den letzten Quartalen auch gut profitabel waren mit EBIT-Margen > 7%, aber die Unsicherheit bezüglich der Nachfrage seit August ist das ganz große Problem und genau diese große Unsicherheit heizt natürlich die Preisspirale nach unten an.
Für 2017 wird für die Solarbanche ganz entscheidend sein was in China passieren wird und die chinesische Regierung muss etwas gegensteuern (z.B. neues Vergütungssystem bei Aufdachanlagen oder einigermaßen pünktliche Bezahlungen der Einspeisevergütungen bei Solarkraftwerken in Nord/Ostchina), denn sonst könnte 2017 in China ein richtiges Fiasko entstehen und das hätte natürlich gravierende Auswirkungen auf alle Solaris. Kann aber auch sein, dass das die chinesische Zentralregierung auch genau das unbedingt will um so endlich mal die zig Tier 2 oder Tier 3 China-Solaris verschwinden zu lassen, die ja immer wieder von den einzelnen Provinzregierungen finanziell am Überleben gehalten werden.
Man könnte nun mit Sicherheit in einem solchen Posting fast endlos weiter philosophieren bzw. die Solarbanche versuchen zu analysieren ohne Frage. Fakt ist aber, dass derzeit die Kurse so gut wie aller Solaraktien am Purzeln sind und Fakt ist auch, dass die Börsen auf die Solarbranche generell sehr skeptisch ist und das alles sollte man halt nicht ignorieren, denn das führt dann halt meist zu Verlusten. Fakt ist aber auch, dass es bei Solar manchmal Ruck Zuck gehen kann und der Himmel wieder richtig blau ist. Solar hängt von sehr vielen verschiedenen Parameter ab, die eigentlich kein Mensch auf Sicht von 6/9 Monaten richtig abschätzen kann. |