SES Research - Reinecke + Pohl Rating und Kursziel ausgesetzt
11:00 13.12.06
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Wais Samadzada, Analyst von SES Research, setzt das Rating und das Kursziel für die Reinecke + Pohl-Aktie (ISIN DE0005250708/ WKN 525070) weiterhin aus.
Die Geschäftsentwicklung der Reinecke + Pohl (RPSE) sei im laufenden Geschäftsjahr von einschneidenden Ereignissen gekennzeichnet, welche letztlich zu einer Unternehmenskrise geführt hätten. Zu der schlechten Entwicklung hätten sowohl interne als auch externe Ereignisse bzw. Veränderungen beigetragen, die zu einer deutlichen Verfehlung des Jahresziels geführt hätten. Die aktuell unbefriedigende Situation der RPSE sei vor allem auf folgende Aspekte zurückzuführen: Einschnitte bei der Nastro Umwelttechnik, Lieferverzögerung bei den Modullieferanten und Marktfehleinschätzung des RPSE Managements.
Am 12.10.2006 habe das Unternehmen erklärt, dass der Geschäftsführer der Nastro Umwelttechnik GmbH, Herr Müller, aus zwingenden persönlichen Gründen sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt habe. Auf Basis dieser Meldung würden die Analysten Rating und Kursziel aussetzen (siehe News-Flash vom 13.10.2006). Als Grund für die Amtsniederlegung habe sich im Nachhinein die Inhaftierung von Herrn Müller herausgestellt. Herr Müller sei in 2004 zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden, habe aber die Inhaftierung bis 2006 hinauszögern können. Der Tatbestand habe in keinem Zusammenhang mit Nastro bzw. RPSE gestanden. Auf die Nastro entfielen bis dato ca. 65% der Umsätze der RPSE.
Zu der unbefriedigenden Entwicklung habe auch die Stornierung von Großprojekten seitens eines Kunden beigetragen. Aufträge seien storniert worden bzw. die Finanzierung habe nach Vertragsabschluss nicht mehr sichergestellt werden können. Nach Ansicht der Analysten habe die Unternehmensleitung es in der Vergangenheit versäumt, Projekte so abzusichern, dass finanzielle Schäden bei vorzeitigem Abbruch weitestgehend hätten vermieden werden können.
Zudem habe sich auch die zentralisierte Vertriebsstruktur bei der Nastro GmbH für die Akquisition regionaler Projekte als sehr hinderlich herausgestellt. Des Weiteren habe die Prüfung der Nastro durch die Wirtschaftsprüfergesellschaft Ernst & Young ergeben, dass die im Halbjahresabschluss 2006 gemeldeten Umsätze um rund 4,0 Mio. Euro zu hoch ausgewiesen worden seien.
Aufgrund der Lieferprobleme, wegen der verzögerten Produktionsaufnahme bei Bangkok Solar, sei es RPSE nicht möglich gewesen das geplante Umsatzvolumen zu realisieren. Dabei solle es sich laut Management um ein mögliches Umsatzvolumen in Höhe von 20 Mio. Euro gehandelt haben. Es sei laut Management - aufgrund der hohen Modulpreise - auch auf margenschwache Geschäfte verzichtet worden. Auch dadurch habe RPSE das geplante Umsatzvolumen nicht realisieren können. Des Weiteren habe RPSE aufgrund von Qualitätsproblemen bei Modulen eines Lieferanten Abschreibungen in Höhe von 600 Tsd. Euro auf mangelhafte Module tätigen müssen, da die Module nicht einsetzbar seien und der Hersteller seiner Gewährleistungspflicht nicht nachkomme.
Auch die Marktfehleinschätzung des RPSE Managements bzgl. der Modulpreisentwicklung habe zu dem Problem des Unternehmens beigetragen. Das Unternehmen habe am Zenit der Preisentwicklung Module eingekauft, diese hätten aufgrund der zwischenzeitlich um über 10% gefallenen Preise nicht mehr gewinnbringend abgesetzt werden können. Die Fehleinschätzung sei neben den weit verfehlten Zielen für 2006 aus der Sicht der Analysten auch eine der Ursachen für den Rücktritt von Herrn Schulz-Colmant (ehm. CEO).
Durch die Neubesetzung der CEO-Position mit Herrn Preugschas und die Beilegung des Rechtstreits mit der Meridian GmbH durch einen Vergleich, der die Zahlung von 600 Tsd. Euro an Meridian vorsehe, setze RPSE ein Zeichen für einen Neuanfang. Dieser Neuanfang solle durch eine Restrukturierung begleitet werden. Zur Wiedererlangung der Profitabilität werde sich das Unternehmen voraussichtlich von Mitarbeitern trennen müssen und gleichzeitig das Vertriebsnetz neu aufstellen. Dabei solle sich nach Aussagen des Managements die Nastro auf den einheimischen Markt konzentrieren.
Des Weiteren solle die strategische und operative Führung der Tochtergesellschaften Nastro und Maaß bei der RPSE gebündelt werden, mit dem Fokus auf die regionale Ausweitung über den norddeutschen Raum hinaus. Zur Internationalisierung des Vertriebs sei eine Vereinbarung zum eventuellen Erwerb eines spanischen Start-up Unternehmens unterzeichnet worden. Mit diesem Schritt wolle RPSE die Präsenz und Vertriebskraft in Spanien stärken. Der erwartete Kaufpreis liege nach Angaben des Managements im unteren einstelligen Millionenbereich und sei an die Projektrealisierung gebunden.
Mit einem vom Management angestrebten Umsatz von 75 Mio. Euro und einem EBIT von 6 Mio. Euro in 2007 werde das Unternehmen auf dem derzeitigen Kursniveau - unter Berücksichtigung des Cash-Bestandes von rund 10 Mio. Euro - mit dem 1,7-fachen des 2007 EBIT bewertet.
Nach Ansicht der Analysten seien die Fehleinschätzungen und die daraus resultierenden negativen Einflüsse auf die Geschäftsentwicklung dem Management zuzuschreiben. Auch die Tatsachte, dass das Unternehmen die Modullieferungen und Projekte nicht abgesichert habe und aufgrund der Projektausfälle negative Auswirkungen auf der Einkauf- und Verkaufsseite hätten hingenommen werden müssen, zeuge nicht von einer guten Managementleistung. Positiv zu werten sei der Neuanfang mit einem weitgehend neuen Management, der Restrukturierung des Vertriebs und die Beilegung des Rechtstreites mit der Meridian GmbH. Bezüglich der Geschäftsentwicklung und dem noch ausstehenden Erfolg der Restrukturierung würden nach wie vor große Unsicherheiten bestehen.
Aus diesem Grund lassen die Analysten von SES Research das Rating und Kursziel für die Reinecke + Pohl-Aktie weiter ausgesetzt. Sobald die Analysten weiterführende Informationen erhalten würden, würde man seine Prognosen überarbeiten und sein Rating wieder aufnehmen. (13.12.2006/ac/a/nw) |