Dass hier auf Ariva die Unbedarften sich die Klinke geben, ist ja nix neues.
Auch sollte man einen 1. Platz in einem Depotspiel nicht überbewerten. Das ist letzten Endes eben Spielgeld - mit richtigem Geld wird man wohl etwas vorsichtiger verfahren.
Insofern sind fiktive Gewinne von "+14,4 Mrd. %" sicherlich nicht als allzu realistisch zu betrachten.
Allerdings kann man eben schon an den gewählten Instrumenten eines Teilnehmers ablesen, wie er seine Präferenzen setzt. (Bzw. wie er sie gerne setzen möchte, wenn er denn den Mumm hätte, seinen Worten auch tatsächlich Taten - mit echtem Geld - folgen zu lassen.)
Ich behaupte nämlich, dass die grundlegende Strategie eines Teilnehmers schon an seinen im Depotspiel gewählten Instrumenten abzulesen ist. Demnach würde also ein Herr megamillion (nur mal als "schlechtes Beispiel") sein Geld fast zu 100% in irgendwelche kurzlaufenden und hoch riskanten Knock-Out-Optionsscheine stecken. Aus diesen wurde er dann im Spiel zum größten Teil auch "ausgeknockt", sprich er verlor eben 100% des jeweiligen "Investments".
Inwiefern dies eine sinnvolle Anlagestrategie darstellen soll, möge bitte jeder für sich selbst erörtern.
Es wird nebenbei auch keiner gezwungen, Optionsscheine überhaupt zu kaufen. Auch nicht in einem Depotspiel. Aber es gibt eben auch Optionsscheine ohne Knock-Out, die am Ende vielleicht auch sinnvoller wären - speziell für den ein oder anderen unter uns.
Wenn nun aber das Gros der Instrumente "short" ausgerichtet ist, d. h., dass jemand nur darauf spekuliert, dass alles "abkackt", dann zeugt das für mich von sehr viel Gespür für die allgemeine Marktlage. Das Ergebnis spricht ja für sich (s. Trader 2009-Depot von Herrn multimillion).
Hier wage ich jetzt mal die Behauptung, dass jemand, der in einem Depotspiel dieses und jenes kauft, im wirklichen Leben auch nicht so weit davon entfernt sein kann. Denn warum sollte er auch in einem Depotspiel Sachen kaufen, von denen er sich eigentlich nichts verspricht? Das würde ja irgendwo keinen Sinn machen.
Und wenn ein gewisser Herr multimillion hier nun Prozentsätze ins Spiel bringt:
In meinem "Real-life-Depot" lag mein Kaufkurs für Barclays bei EUR 1,35. Das macht dann unterm Strich immer noch einen satten Gewinn von über 100%. Auch noch nach den ständigen Unkenrufen äußerst zweifelhafter Zeitgenossen hier im Forum. Nachrichten zu Barclays gab es schon eine Weile nicht mehr. Daher wird es wohl an der "großen Unsicherheit" liegen, dass hier anscheinend Hinz & Kunz denken, es wäre besser zu verkaufen, denn "wer weiß, was ja evtl. vielleicht (oder auch nicht) noch kommen könnte".
Banken sind elende Unternehmen. Das sage ich ganz offen und ehrlich. Brecht hatte mit seiner Schelte schon recht, als er fragte, welches denn das größere Verbrechen sei. Banken leben z. T. auch einfach von der Dummheit der Massen. Wie wäre es sonst auch zu erklären, dass sie alten Rentnern Lehman-Zertifikate andrehen oder Tagesgeldzinsen von 1-2% zahlen aber bei einer Kontoüberziehung mit bis zu 18% hinlangen.
Keiner hat die armen alten Rentner gezwungen, zu ihrem windigen Bankberater Vertrauen zu haben. Keiner zwingt einen das Konto zu überziehen bzw. bei einer Bank zu bleiben, die dafür 18% nimmt.
Man kann ja Mitleid haben mit der alten Omi, die eben zu doof oder zu naiv war. Aber man kann sich selbst eben auch eine Bank aussuchen, die bei den Zinsen etwas besser abschneidet als der Rest - und wer Bankberatern heute immer noch vertraut, dem ist meiner Meinung nach nicht mehr zu helfen.
Was das alles mit Barclays zu tun hat?
Barclays ist eine große Bank wie viele andere. Und ja, Barclays hat seine Bilanzen geschönt. Wie es auch alle anderen großen Banken gemacht haben, weil die Politiker es ihnen eben ermöglicht haben. Wenn jemand einer Bank die Möglichkeit gibt, sich besser darzustellen, als es realistisch sinnvoll wäre, ist nicht die Bank daran Schuld sondern derjenige, der dies zulässt.
Wenn man so denkt, müsste man aber alle Banken durch eine "Kack-Brille" sehen, und nicht nur die Barclays.
Was aber nach wie vor richtig ist, wäre eben der Umstand, dass Barclays keine staatliche Hilfe beansprucht hat und es meiner Meinung nach auch nicht tun wird. Andere Banken wie eine Commerzbank oder Citigroup existieren nur noch, weil der Staat (also der Steuerzahler bzw. wir alle im Falle der Commerzbank) sich mit Eigenkapital beteiligt hat bzw. Garantien übernommen hat. Von der Commerzbank hört man z. B. in letzter Zeit, dass sie sich mit der Dresdner höchstwahrscheinlich übernommen hat und daher die Verluste sich ausweiten. Und die Citigroup hat wohl seit zwei Jahren keinen Gewinn mehr erwirtschaftet.
Quizfrage: Wann hat Barclays eigentlich zuletzt einen Verlust auf Jahresbasis geschrieben...?
Aber okay, nur weil ein Herr multimega hier dumm rum labert von irgendwelchen nicht eingepreisten Risiken, die wohl nur er zu sehen vermag, geht Barclays jetzt doch sicher auf 2,90 EUR runter.
Klar, warum auch nicht. Mir ist das wurscht. Dann kaufe ich eben noch einmal fett nach. Und erfreue mich in ein paar Jahren an noch viel höheren absoluten Gewinnen.
Jeder macht eben das, woran er glaubt bzw. das, was er kann... |