Recycling Seltener Erden deckt nicht Bedarf Sie sind entscheidend für viele High-Tech Produkte: Seltene Erden braucht man für Handys, LCD-Bildschirme und auch für Elektromotoren. Bislang hängt Deutschland am Import dieser Rohstoffe, sucht aber nach neuen Lösungen.In Sachen Recycling macht den Deutschen niemand etwas vor. Ob Glas, Papier oder Kunststoff, für alles gibt es eigene Mülltonnen und Recycling ist ein Milliardengeschäft. Wenn es allerdings um Elektroschrott geht, dann sieht es weniger erfolgreich aus. 600.000 Tonnen fallen laut Umweltbundesamt in Deutschland jährlich an. Anstatt ihn zu demontieren und die enthaltenen wertvollen Rohstoffe zu verwerten, werden viele defekte Geräte aber als noch funktionstüchtig umdeklariert, um sie leichter nach Afrika und Asien exportieren zu können. Export statt Verwertung Ein Geschäft mit fatalen Folgen nicht nur für Mensch und Umwelt. "Wir haben zwar eine wunderbare Elektronikschrottverordnung auf europäischer Ebene", wie der grüne Europapolitiker Reinhard Bütikofer beklagt, "aber die Schätzungen gehen dahin, dass mehr als 50 Prozent des gesamten Aufkommens illegal exportiert wird." Deshalb werde nicht konsequent recycelt, die Rohstoffe gingen verloren. Durch den Export des Schrotts gehen nicht nur Gold, Kupfer und Platin verloren, sondern zunehmend auch Seltene Erden. Diese 17 Metalle heißen so, weil sie nur als geringe Beimischungen in anderen Mineralien vorkommen. 97 Prozent der weltweit gehandelten Seltenen Erden werden in China gefördert. Neodym, Terbium, Lanthan & Co. haben außergewöhnliche Eigenschaften, die sie für die Produktion von High-Tech-Produkten unersetzlich machen. Keine energiesparende Beleuchtung, kein Katalysator, kein Touch-Screen und kein Elektrofahrzeug kann ohne sie auskommen. In den Endprodukten sind Seltene Erden häufig stark mit anderen Stoffen vermischt, deshalb ist das Recycling schwierig und teuer. Und es lohnte sich nicht, solange die Seltenen Erden wegen geringer Nachfrage noch zu Dumpingpreisen auf dem Weltmarkt angeboten wurden, wie Doris Schüler vom Freiburger Öko-Institut sagt: "Die komplexe Chemie macht es ja nicht nur schwierig, neue Produktionsanlagen aufzumachen, sie wird es auch nicht einfach machen, neue Recyclinganlagen zu bauen." Die Anlagentechnik, die benötigt werde, sei sehr kapitalintensiv und es fehle auch ganz klar an Know-how. Intensive Forschung fehlt Die Hersteller von High-Tech-Produkten, Recycling-Unternehmen, Behörden, vor allem aber auch Forscher müssen sich nach Ansicht von Doris Schüler unbedingt zusammen finden, mit dem Ziel, ein europäisches Kompetenz-Zentrum zu gründen. Im Moment wüssten die Europäer noch viel zu wenig über Seltene Erden. Noch nicht einmal, wie viele der kostbaren Rohstoffe überhaupt im Umlauf sind. "In diesem recht jungen Anwendungsgebiet der Seltenen Erden wird im Moment noch mit vielen Schätzungen gearbeitet." Fünf bis zehn Jahre wird es mindestens dauern, bis alle technischen, wirtschaftlichen und juristischen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Recyclingsystem geschaffen sind. So lange kann die Wirtschaft nicht warten, die sich auf einen akuten Versorgungsengpass zusteuern sieht. Martin Kneer von der Wirtschaftsvereinigung Metalle steht dem Recycling aber auch aus einem anderen Grund skeptisch gegenüber. "Realistisch gesehen", so Kneer, "wird es im Bereich der Metalle und erst recht bei Seltenen Erden nicht möglich sein, den Bedarf auch nur annähernd zu decken. Keine Chance." Breite Rohstoffstrategie Recycling, das ist für Kneer nur ein Mosaikstein in einer breiten Rohstoffstrategie, genauso wie Rohstoffeffizienz und eine wachsende Verfügbarkeit von Rohstoffen aus europäischen Quellen. Gerade bei den Seltenen Erden, für die es bislang keinen Ersatz gibt, hofft die Wirtschaft vor allem auf strategische Partnerschaften und Handelsabkommen, um den Zugang zu den Vorkommen im Ausland zu sichern. Autorin: Sabine Kinkartz Redaktion: Klaus Ulrich |