Erbbaurechte
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Vivacon AG, Köln, steht unmittelbar vor der Verbriefung des Zinsstroms aus den Erbbaurechten. Dies erfuhr Dow Jones Newswires am Mittwoch von zwei mit der Situation vertrauten Personen. Die Transaktion sei nahezu in "trockenen Tüchern", heißt es. Ein Sprecher von Vivacon wollte auf Anfrage diese Informationen nicht kommentieren.
"Das wäre ein Meilenstein für Vivacon", sagt Robert Suckel, Analyst bei SES Research. Damit würde dann der Wert der Erbbaurechte dokumentiert und Unstimmigkeiten über deren Bewertung ausgeräumt. Ein weiterer Analyst betont, dass sich Vivacon mit der damit erreichten Kompetenz bei der Verbriefung von Zinsströmen aus Erbbaurechten ein neues Geschäftsfeld aufbauen könne.
Vivacon kauft Immobilienportfolios und trennt dann rechtlich Grund und Immobilien. Die Immobilien werden anschließend verkauft, was für den Käufer den Vorteil hat, dass dieser den Grund nicht bezahlen muss. Dafür allerdings muss ein Erbbauzins an Vivacon als Eigentümer des Grundes entrichtet werden. Dieser Erbbauzinsstrom stehe derzeit mit dem 20fachen der jährlichen Einnahmen in der Vivacon-Bilanz, sagt Suckel. In der Bilanz 2004 habe dies rund 60 Mio EUR betragen.
Bei der Bewertung der Grundstücke habe es in der Vergangenheit immer wieder Unstimmigkeit mit Marktteilnehmern gegeben. Nun will Vivacon diesen Erbbauzinsstrom verbriefen und würde so eine marktübliche Bewertung erhalten. Dabei dürfte voraussichtlich wieder ein Buchgewinn anfallen, der gleichzeitig einen Cash-Gewinn darstelle, so Suckel.
In Großbritannien sind solche Verbriefungen bereits gängige Praxis. Da diese als extrem sichere Zahlungsströme gelten, werden Bewertungen bis zum 25fachen des jährlichen Zahlungsstromes erzielt. Suckel erwartet bei Vivacon nun ebenfalls eine steigende Bewertung der verbrieften Erbbauzinsströme. "Das 22 bis 23fache des jährlichen Zahlungsstromes ist mit Blick auf am Markt beobachtete Transaktionen denkbar", so der Analyst. Der Buchgewinn könnte sich somit auf 5 Mio bis 10 Mio EUR belaufen. Suckel bewertet Vivacon weiter mit "Kaufen".
Ein weiterer Analyst, der namentlich nicht genannt werden will, sagte, dass Vivacon mit einer solchen Transaktion Vorreiter auf dem deutschen Markt wäre. Dies dürfte nun dazu führen, dass sich das Unternehmen als Berater für ähnliche Privatisierungsvorhaben aufstellen könne. Mit der Kompetenz dürfte Vivacon ein neues Geschäftsfeld erschließen. -Von Simon Steiner, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 218, simon.steiner@dowjones.com DJG/sms/thl/mim
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