BUNDESLIGA-RECHTE
Koflers Kampf
Die Schlacht um die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga scheint für Premiere verloren. Die Telekom, mit deren Hilfe Vorstandschef Georg Kofler doch noch zum Ziel gelangen wollte, macht einen Rückzieher. Doch der hartnäckige Premiere-Vormann gibt sich noch nicht geschlagen.
Hamburg – Premiere hat bei der Bundesliga nun wohl endgültig verspielt. Die Deutsche Telekom ist offenbar bereit, auf die Übertragung der Fußball-Bundesliga via Kabel und Satellit zu verzichten, sollte sie im Gegenzug die Namensrechte an der Liga sowie die Mobilfunkrechte für ihre Tochter T-Mobile erhalten. Für Premiere-Chef Georg Kofler hat sich damit die letzte Hoffnung zerschlagen, die Spiele doch noch live im Fernsehen übertragen zu können. Dabei sah vor gut zwei Wochen noch alles anders aus: Freudestrahlend verkündete Kofler eine Kooperation mit der Telekom, über die Premiere seinen Kunden die Bundesliga via Internetfernsehen (IP-TV) zeigen will. Die Telekom hatte sich bei der Versteigerung der Lizenzen im Dezember vergangenen Jahres die Onlinerechte für 45 Millionen Euro gesichert. Dabei interpretierte der Ex-Monopolist den Vertrag so, als ob die Lizenz nicht nur für die Verbreitung des IP-Signals über das neue Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetz (VDSL) gelte, sondern auch für die Übertragung via Kabel und Satellit. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) widerspricht dieser Auslegung jedoch bis heute.
50 Euro für einen VDSL-Anschluss
Die Verbreitung des IP-Signals per Kabel und Satellit wäre für Kofler eine elegante Möglichkeit gewesen, einen Großteil seiner Kunden doch noch zu halten. Die Kooperation mit der Telekom beschränkte sich zunächst jedoch nur auf die Übertragung des Signals via VDSL oder DSL.
Damit erreicht Premiere jedoch nur einen Bruchteil seiner 3,5 Millionen Kunden: Denn nur wer über einen VDSL-Anschluss der Telekom verfügt, kann die Bundesliga über den Bezahlsender im Fernsehen sehen. Neben den Premiere-Kosten müssen die Kunden somit auch noch rund 50 Euro monatlich für den VDSL-Anschluss bezahlen.
Kofler hatte deshalb gehofft, dass sich die Telekom mit ihrer Forderung nach der Verbreitung des IP-Signals über Kabel und Satellit doch noch gegenüber der DFL durchsetzt. Durch die bereits bestehende Kooperation zwischen dem Bezahlsender und der Telekom wären die Chancen auf eine Zusammenarbeit auch in diesem Bereich sehr hoch gewesen.
Kofler pokerte zu hoch
Ein Zugeständnis der Telekom an die DFL wäre daher eine herbe Niederlage für Premiere. Die meisten Kunden haben den Bezahlsender vor allem deswegen abonniert, weil sie die Spiele dort live sehen können. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Aktien des Unternehmens seit dem Verlust der Lizenz im Dezember rund 60 Prozent auf knapp elf Euro an Wert verloren haben. Damals hatte die Tochter des Netzbetreibers Unity Media überraschend die Übertragungsrechte für 250 Millionen Euro erworben, obwohl Premiere angeblich sogar 300 Millionen Euro geboten haben soll.
Doch Premiere-Chef Kofler pokerte zu hoch: Er forderte, dass die Zusammenfassungen der Spiele in den frei empfangbaren Kanälen erst ab 22 Uhr gesendet werden dürften. Das war der Deutschen Fußball Liga (DFL) wohl doch zuviel Exklusivität – die Rechte gingen an den kleinen Kabelnetzbetreiber Arena.
Anfangs gab sich Kofler noch gelassen und stellte eine Zusammenarbeit mit der Unity-Media-Tochter in Aussicht. Denn der Netzbetreiber hat zwar die Rechte, ihm fehlt aber die gesamte Infrastruktur: Weder bekannte Kommentatoren – die Telekom hat immerhin Franz Beckenbauer für sich gewonnen – noch eine ausgereifte Technik oder Studios sind bei Arena in Sicht.
Zudem ist immer noch unklar, ob der Netzbetreiber sein Programm flächendeckend in ganz Deutschland ausstrahlen kann. Bisher hat sich Arena nur mit den Kabelnetzbetreibern in Nordrhein-Westfalen und Hessen geeinigt, aber noch nicht mit Kabel Deutschland, der die Kabelanschlüsse in 13 Bundesländern betreibt. "Wir sind zuversichtlich, dass es in Kürze zu einer Einigung mit Kabel Deutschland kommt", zeigt sich eine Arena-Sprecherin optimistisch.
Geringe Nachfrage für Arena-Fußball
Der Kabelnetzbetreiber ist nach wie vor davon überzeugt, dass zum Saisonstart am 11. August alles perfekt ist – und zwar ohne Premiere. Um die Kunden zu ködern, soll das Bundesliga-Paket bei Arena nur 14,90 Euro kosten; das ist nur halb so viel wie bei Premiere. Trotzdem scheinen sich auf Grund der vielen Unsicherheiten bisher nur wenige Fußball-Fans für das Angebot entschieden zu haben: Bis zum 31. Juli rechnet Arena nach Informationen des manager magazins nur mit insgesamt 176.000 Kunden.
Premiere kann das nur freuen. Insgeheim rechnet Vorstandschef Kofler vielleicht doch noch damit, dass Arena ihn kurz vor dem Saisonstart um Hilfe bittet. Darauf warten will er allerdings nicht. Beim Bezahlsender wird derzeit alles für die Zeit ohne die Bundesliga-Übertragung vorbereitet. Die Fußball-Fans sollen mit hochwertigem, internationalem Fußball bei der Stange gehalten werden. Für knapp zehn Euro pro Monat überträgt Premiere alle 125 Spiele der UEFA Champions League sowie die Begegnungen in sieben europäischen Top-Ligen, darunter auch die englische Premier League.
Kofler rennt die Zeit davon
Außerdem verfügt das Unternehmen noch über einen weiteren Joker: Als einziger Sender in Deutschland zeigt Premiere alle 64 Spiele der Fußball-WM live. Auch die Rechte für die Weltmeisterschaft 2010 hat sich der Pay-TV-Sender bereits gesichert.
Auf dem Markt für Sportwetten steht Premiere ebenfalls in den Startlöchern. Mit einem eigenen Kanal für Pferdewetten – der derzeit einzigen legalen Form dieses Glücksspiels – ist der Bezahlsender gut vorbereitet, sollte der Markt in den nächsten Monaten liberalisiert werden. Und die Chancen dafür stehen gut: Das Bundesverfassungsgericht hat Ende März das staatliche Monopol auf Sportwetten in seiner bisherigen Form für grundgesetzwidrig erklärt. Schon jetzt ist die Fangemeinde für Sportwetten in Deutschland enorm gewachsen, im Internet und in vielen Großstädten schießen Wettanbieter, die eine juristische Grauzone nutzen, wie Pilze aus dem Boden.
Dennoch wird Premiere-Chef Kofler bis zuletzt um die Übertragung der Bundesliga kämpfen. Er kündigte bereits an, die Verbreitung des IP-Signals via Kabel und Satellit notfalls einklagen zu wollen. Außerdem weist Kofler auf kartellrechtliche Probleme zwischen Arena und Kabel Deutschland hin, um deren Zusammenarbeit zu verhindern und damit Arena eventuell doch noch zur Kooperation zu bewegen. "Eine gerichtliche Auseinandersetzung mit der DFL und Arena scheue ich nicht", sagte Kofler. Ob diese allerdings noch bis zum Saisonstart in zwei Monaten Erfolg haben wird, bleibt mehr als fraglich.
Quelle: manager-magazin.de
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