Asian Bamboo: Konservative Prognose weckt Erwartungen
12.09.2008 - Anleger, die seit dem Börsengang bei Asian Bamboo investiert sind, werden an dem Unternehmen bisher wenig Freude haben. Lagen die Höchstkurse in den ersten Tagen Mitte November 2007 noch bei rund 18 Euro, sackte die Aktie des Unternehmens zwischenzeitlich auf 7,05 Euro ab. Inzwischen notiert das Papier bei rund 9,40 Euro und hat damit eine Marktkapitalisierung von fast 120 Millionen Euro.
Auch die Unternehmensvorstände sind mit dieser Entwicklung alles andere als glücklich, wie Finanzchef Peter Sjovall gegenüber unserer Redaktion deutlich macht. „Es gibt kaum ein Unternehmen, das derzeit so günstig ist“, stellt der gebürtige Schwede fest. Damit liegt er nicht ganz falsch, kann man doch bei den derzeitigen Kursen mit einem KGV 08e von 6,5 rechnen. Für ihn ist die Aktie damit klar unterbewertet. Selbst ein KGV von 10 wäre seiner Ansicht nach nur die unterste Grenze einer fairen Bewertung.
Die jüngsten Halbjahreszahlen und die klaren Sprünge bei Umsatz und Nettoergebnis von mehreren hundert Prozent geben ihm Hoffnung, dass sich daran bald etwas ändert. Noch spannender könnte es jedoch mit dem Jahresausblick werden. Hier prognostiziert die Unternehmensführung bisher einen Umsatz von 45 Millionen Euro sowie ein Nettoergebnis von 18 Millionen Euro. Sjovall selber bezeichnet dies als konservativ. Die Firmenleitung möchte jedoch lieber die Erwartungen später übertreffen und somit den Markt überraschen, als jetzt zu vorlaut sein. Nicht ausschließen mag er, dass es mit der Präsentation der Q3-Zahlen zu einer Anhebung der Guidance kommt. Das wäre dann Ende November.
Eine Nachricht, die Anleger vielleicht in Entzücken versetzt hat, relativiert der schwedische Finanzchef. Wahr ist, dass das Unternehmen in China keine Steuern mehr zahlen muss, für deutsche Verhältnisse ein Traum. Diese Tatsache möchte Sjovall allerdings nicht überbewerten. Auf die Prognose für 2008 habe sie kaum Einfluss, da das Unternehmen auch zuvor schon wenig Steuern habe zahlen müssen, so der Schwede, denn dies sei bei landwirtschaftlichen Produkten normal.
Konservativ nennt der 39jährige Sjovall weitere Prognosen des Unternehmens. So will Asian Bamboo bis 2010 seine Ländereien von derzeit 26.600 Hektar auf dann 35.000 Hektar ausbauen. Offenbar könnten es noch ein paar Hektar mehr werden. Asian Bamboo hat dabei einen großen Vorteil: Das Land kann in cash bezahlt werden. Derzeit gibt es rund 47,7 Millionen Euro auf der Bank, das reicht für die geplanten Erweiterungen. Da der Cashflow ebenfalls klar positiv ist, kann das Unternehmen auch mit diesen Mitteln rechnen und arbeiten.
Die Ländereien hat Asian Bamboo meist für 21 Jahre gepachtet. Dabei wird das Land in zwei Kategorien unterschieden: reif und unreif. Auf den reifen Arealen kann Bambus geerntet werden, die unreifen sind noch in einem Entwicklungsstadium. Es dauert drei bis fünf Jahre bis diese Phase abgeschlossen ist, im Anschluss kann man den Grund für bis zu 18 Jahre für die Ernte von Bambus nutzen, und zwar ohne Qualitätsverlust, wie Sjovall betont.
Den Flaschenhals bei der Entwicklung seines Unternehmens sieht er weniger bei der Suche nach neuem Land, hier scheint es noch genügend Reserven zu geben. Allerdings werden die Wachstumsraten nicht jedes Jahr mehrere 100 Prozent betragen können, da auch die Vertriebsaktivitäten entsprechend erweitert werden müssen.
Mehr und mehr will sich Asian Bamboo auf den chinesischen Markt konzentrieren. Einige Produkte werden zwar weiterhin nach Japan exportiert, doch das Wachstum geht dort langsamer voran als in China. Von daher wird der riesige Markt in China immer wichtiger und lukrativer. Noch nicht wirklich ernst nehmen muss man dabei die Erschaffung der eigenen Marke XRX. Deren Produkte werden bisher erst in 15 bis 20 Geschäften verkauft, Tendenz steigend. Doch bis hier größere Umsätze erzielt werden, wird noch einige Zeit vergehen. Es werde Jahre dauern, um die Marke aufzubauen, so Sjovall.
Mehr Aufmerksamkeit sollten Anleger daher den Plänen schenken, die Wertschöpfungskette zu vergrößern. Im Zentrum des Interesses steht hierbei insbesondere die Papierindustrie und das Geschäft mit Bodenbelägen, beides auf Grundlage des Rohstoffs Bambus. Im Papiergeschäft will der Manager entweder eine Anlage kaufen, die bereits Papier herstellt oder es wird eine ganz neue Anlage entstehen, da ist sich Sjovall noch nicht sicher. Klar ist jedoch, dass diese Maßnahme kapitalintensiv sein wird. Vielleicht muss die derzeit nur mit Eigenkapital finanzierte Asian Bamboo dafür einen Kredit aufnehmen, einer möglichen Kapitalerhöhung erteilt der Finanzchef im Gespräch jedoch eine ganz deutliche Absage. Das steht für ihn nicht zur Diskussion. Noch im laufenden Jahr will er mehr zu diesen Plänen sagen, ab 2009 könnten aus dem Bereich erste Umsätze hereinkommen. Für die Zukunft kann dies demnach ein bedeutendes Standbein des Unternehmens werden.
Noch nicht so weit gediehen sind die Pläne bei den Fußböden aus Bambus. Hier ist bisher nur eine Strategieerweiterung ganz klar. Diese Produkte sollen international vermarktet werden, da will sich Asian Bamboo nicht auf China oder Japan beschränken. Doch alles Weitere liegt noch in mittlerer Zukunft, es ist noch wenig in trockenen Tüchern.
Wenig lässt sich der Manager hinsichtlich der anstehenden Dividende entlocken. Klar ist, dass es im kommenden Jahr eine entsprechende Zahlung geben wird. Wie hoch diese sein wird, möchte er noch nicht sagen. Dazu soll es mehr Informationen bei der Präsentation für das dritte Quartal geben.
Von der operativen Seite ist bei Asian Bamboo demnach einiges im Gange, Stillstand sieht anders aus. Nur der Kurs bleibt davon unbeeindruckt und lustlos. Vielleicht ändert sich daran etwas dank der aktuellen Roadshow, die das Management in Europa durchführt. Dadurch will man vor allem verschiedene Fonds aber auch Privatanleger auf die Aktie aufmerksam machen. Ein wenig mehr Beachtung hat der Wert wohl tatsächlich verdient. ( js )
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